Clara Gallistl - Preisträgerin Frauenpreis 2023
Clara Gallistl wurde in der Kategorie "Alltagsheldin" mit dem Wiener Frauenpreis 2023 ausgezeichnet.
Die Jury des Wiener Frauenpreises begründet ihre Entscheidung folgendermaßen:
Ich weiß nicht, ob jemand mitbekommen hat, dass diesen Sommer die Fußball-Weltmeisterschaft stattgefunden hat. Viele vermutlich nicht, weil man Fußball bei dieser WM gezielt suchen musste. Kein Public-Viewing, keine Headlines. Das liegt daran, dass es die Fußball-WM der Frauen war. Der Vorfall, der für das größte Aufsehen gesorgt hat: Als die Spanierinnen Weltmeisterinnen wurden, küsste der Verbandschef eine der Spielerinnen gegen ihren Willen auf den Mund. Als die deutschen Fußballerinnen 1989 erstmals einen EM-Titel gewannen, bekamen sie dafür vom DFB ein Kaffeeservice mit blauen, gelben und roten Blümchen drauf. In Österreich gibt es bis heute kaum Frauen, die so für ihr Fußballspiel bezahlt würden, dass sie davon leben könnten. Das ist eine Fußballwelt, deren Teil Clara Gallistl seit der Kindheit ist - oder wie Clara es selbst nennt: "Fußball-Liebe seit immer".
Dass diese Welt von Sexismus geprägt ist, hat Clara nicht ver-, sondern angetrieben, etwas dagegen zu tun. Weil Clara Teil dieser Welt sein möchte und will, dass alle das sein können. Auf den Tribünen und auf dem Feld. Clara ist wesentlich mitverantwortlich dafür, dass Rapid - mehr als 120 Jahre nach der Gründung - zukünftig ein Frauenteam hat. Und das ist ein wenig persönlich motiviert. Obwohl Clara als Kind so etwas wie ein absoluter Fußball-Nerd war - vor dem Fernseher auf einem Block Tore notierte, Wechsel, gelbe und rote Karten - wurde in den Jahren darauf bei Besuchen im Stadion klar, dass es zwar - Zitat "das Beste" - aber auch ein Ort männlicher Dominanz war.
Mit dem Wiener Frauenpreis zeichnen wir jene aus, die sich nicht abschrecken lassen von männlich dominierten Bereichen, die Schritt für Schritt in Domänen reinkrachen, in denen bisher wenig Platz für sie war - und noch wichtiger: die Frauen damit den Weg ebnen, es ihnen gleichzutun. Deswegen möchten wir Clara Gallistl auszeichnen.
Erst wenn junge Mädchen, die als Kinder vor dem Fernseher auf Blöcken Tore, gelbe und rote Karten, Wechsel mitschreiben, auch die Tore, Karten und Wechsel von Frauenteams mitschreiben können, erst wenn Fußballerinnen dieselben Ressourcen haben wie ihre männlichen Kollegen, dieselben Trainer*innen und Trainingsstätten, dieselbe Ausstattung, erst wenn sie von ihrem Spiel leben können - erst wenn sie alles haben, wie Clara es nennt, "was sie brauchen, um geil zu sein" - erst dann ist der Fußball ein Feld, das allen offen steht. Und Clara hat in den vergangenen Jahren einen großen Beitrag dazu geleistet.
Gratulation, Clara!
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