Diese Sprache macht uns sichtbar

Österreichische Gebärdensprache und gehörlose Frauen

Kurz-Zusammenfassung in Leichter Lesen des Artikels von Verena Krausneker in Frauen.Wissen.Wien Nr. 12

Die Österreichische Gebärdensprache, abgekürzt ÖGS,
ist eine von vielen Gebärdensprachen der Welt.
Seit 2005 ist sie in Österreich als Minderheiten-Sprache anerkannt.

In Österreich verwenden etwa 10.000 Personen die Gebärdensprache.
Der Österreichische Gehörlosen-Bund vertritt diese Menschen.

Sprach-Minderheit oder Behinderung?

Ganz wichtig für die Gemeinschaft der gebärdensprachigen Menschen
ist die Frage:
Gehören wir zu einer Sprach-Minderheit,
oder zählen wir zu Menschen mit Behinderung?

Einerseits fühlen sich die Menschen eher
zur gebärdensprachigen Gemeinschaft zugehörig,
weil sie eben alle die Gebärdensprache können.
Mit dem Hörvermögen hat das nichts zu tun.

Andererseits erleben aber
alle gebärdensprachigen Menschen mit Hörbehinderung
große Barrieren, also Hindernisse im täglichen Leben.
Die Gesellschaft nimmt eher ihr geringeres Hörvermögen wahr,
und es kommt auch zu Diskriminierungen.

Diskriminierung heißt:
Eine Person wird benachteiligt,
weil sie eine bestimmte Eigenschaft hat.
Für die Diskriminierung und Abwertung
von Menschen mit Hörbehinderung
gibt es ein eigenes Wort: Audismus.

Aber gehörlose, gebärdensprachige Menschen
haben viele unterschiedliche Lebensbedingungen und Erfahrungen.
Die Gebärdensprache und die Hörbehinderung sind nur ein Teil davon.

Gebärdensprache macht die Menschen sichtbar

Für gebärdensprachige Menschen ist die eigene Sprache wichtig.
In mehreren Ländern ist das Recht
auf Gebärdensprache für gehörlose Menschen gesetzlich geregelt.
Viele Rechte werden aber immer noch
über Behinderten-Gleichstellungs-Gesetze geregelt.

Die gebärdete Sprache funktioniert
über Mimik, Gestik und Körperausdruck
und hat eigene Sprachregeln.
Sie ist zwar sichtbar,
wurde aber viele Jahre von den Sprach-Wissenschaften übersehen.
Umso mehr wird deutlich:
Die Hörbehinderung ist unsichtbar.

Österreichische Gebärdensprache ist also ganz wichtig dafür,
dass gehörlose Menschen sichtbar werden.

Hindernisse in allen Lebensbereichen

Gehörlose Frauen haben in allen Lebensbereichen
Barrieren und Nachteile:
Im Schulwesen, am Arbeitsmarkt und auch im Gesundheitswesen.
Das führt oft zur Isolation.
Die Frauen fühlen sich alleine gelassen
und haben das Gefühl,
dass sie ihre Probleme selber lösen müssen.

Sie brauchen also besseren Zugang,
zum Beispiel zur Bildung.
Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Gebärdensprache
können dabei hilfreich sein.
Und es gibt noch mehr Lösungen im Bildungsbereich.

Gehörlose Frauen vor Gewalt schützen

Frau Krausneker schreibt auch besonders über Gewaltprävention.
Mit Gewaltprävention möchte man erreichen,
dass es gar nicht erst zu Gewalt kommt.
Gehörlose Frauen bekommen leider oft nur schlecht Hilfe,
weil die Hilfe nicht auf gehörlose Frauen ausgerichtet ist.
Das muss sich ändern.

Es gibt aber immerhin die Webseite "Schrei gegen Gewalt",
die in Österreichischer Gebärdensprache und auf Deutsch
gut aufbereitete Informationen anbietet.

Mehrfach benachteiligt

Frau Krausneker betont auch:
Es gibt wenig Wissen und keine Forschung darüber,
wie Menschen womöglich mehrfach benachteiligt sind.
Zum Beispiel wegen ihres Geschlechts und wegen ihrer Behinderung,
oder weil sie zusätzlich noch zu einer Minderheit gehören.
Man kann annehmen,
dass es hier ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Diskriminierung gibt.

Außerdem erwähnt Frau Krausneker noch,
dass gehörlose Frauen auch große Probleme
in der COVID-19-Pandemie hatten und haben.
Sie waren und sind mehrfach belastet
und natürlich ebenso von den Unsicherheiten am Arbeitsmarkt betroffen.

Verbesserungen bisher und in Zukunft

In den letzten 15 Jahren hat sich in Österreich
für gehörlose Frauen einiges verbessert.
Es gibt aber zu wenig genaue Daten dazu.
Eine nächste Untersuchung für ganz Österreich zu Frauenthemen
soll sich möglichst auch mit dieser Frage beschäftigen:
Was hat sich in der Ausbildung und im Beruf geändert,
seit die Österreichische Gebärdensprache anerkannt wurde?
Je nach den Ergebnissen kann man dann weitere Ziele
und Verbesserungs-Vorschläge finden.

Es gibt schon jetzt gute Angebote zu Beratung und Unterstützung.
Man muss diese Angebote auch für gebärdensprachige Menschen
gut zugänglich machen.
Es gibt auch schon klare Anleitungen dafür,
wie man das besonders gut machen kann.
Man muss es nur noch umsetzen.

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