Ein Rot, das sich schön anfühlt

Beispiele und Modelle für barrierefreie Ausstellungs-Architektur

Kurz-Zusammenfassung in Leichter Lesen des Artikels von Gabu Heindl in Frauen.Wissen.Wien Nr. 12

Gabu Heindl ist Architektin und Stadtplanerin.
In ihrem Text geht es darum,
wie man eine Ausstellung so gestalten kann,
dass möglichst alle Menschen sie nutzen können.
Frau Heindl hat gemeinsam
mit Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen
Ausstellungs-Module entwickelt.

Ein Ausstellungs-Modul ist eine Art Möbel,
auf und mit dem man Informationen, Bilder
und vieles mehr präsentieren kann.
Dieses Bild ist von Gabu Heindl.

Barrierefreies Ausstellungsmodul in einem Saal

Ausstellungen für alle

Alle Menschen sollen eine Ausstellung
nutzen, entdecken und erfahren können.
Egal, welche Fähigkeiten und Möglichkeiten die Menschen haben.
Die Ausstellung soll für alle da sein.

Bei der Arbeit an den Ausstellungs-Modulen
für eine solche barrierefreie Ausstellung
haben sich die Frauen auch mit diesem Thema beschäftigt:
Oft sind die Bedingungen im öffentlichen Raum leider so,
dass nicht alle Menschen daran teilhaben können.
Sie sind dann ausgegrenzt.

Wer hat mitgemacht?

Es gab mehrere Workshops,
an denen ganz unterschiedliche Frauen teilgenommen haben:

  • Das Kern-Team der Auftraggeberinnen
    und Architektinnen
  • Blinde Frauen und Frauen mit Seh-Beeinträchtigungen
  • Gehörlose Frauen und Frauen mit Gehör-Beeinträchtigungen
  • Frauen mit Lernschwierigkeiten
  • Frauen, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind,
    und Frauen im Rollstuhl

Wie hat sich das Projekt entwickelt?

Zunächst hat man bestimmt,
worum es bei der Ausstellung gehen soll:
Es sollten die Ergebnisse einer Studie
über Behinderungen von Frauen im öffentlichen Raum
präsentiert werden.

Dann wurde das Ausstellungs-Konzept entwickelt,
also eine Art Plan.

Und dann wurde die Ausstellung
Schritt für Schritt entwickelt.
Zuerst mit Modellen,
später dann mit den inzwischen gebauten Ausstellungs-Modulen.

Die betroffenen Frauen aus der Zielgruppe
haben dabei ihre Anliegen und Erfahrungen eingebracht.
Das Ziel war immer:
Mehr und bessere barrierefreie Zugänge zu Informationen.

Was ist die Haupt-Idee?

Der Ausgangspunkt ist das Tortendiagramm.
Das ist ein Bild,
auf dem man Zahlenmengen als Teile eines Kreises darstellt.
Das sieht dann aus wie eine Torte
mit größeren und kleineren Tortenstücken.

Tortendiagramme werden oft in Studien eingesetzt.
Man verdeutlicht damit zum Beispiel
Zahlen zur Gleichberechtigung von Frauen.
Dann erkennt man anhand der Größe der Tortenstücke,
dass Frauen noch immer nicht die gleichen Rechte
und Möglichkeiten haben wie Männer.

Die Ausstellungs-Module sehen also
ein bisschen so aus wie Tortendiagramme.
Man kann Teile auseinandernehmen und neu anordnen.
Zahlen lassen sich gut darstellen und erklären,
und man kann sich besser etwas darunter vorstellen.

Das Spiel mit den Tortendiagramm-Teilen
ist die Grundlage für die Inhalte der Ausstellung.

Man kann auch um die Ausstellungs-Module herum gehen.
Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen
können die Ausstellung zur gleichen Zeit erfahren,
begehen und auf verschiedene Art wahrnehmen.

Wie werden die Inhalte dargestellt?

Die Inhalte der Ausstellung werden
in den unterschiedlichen Wahrnehmungs-Formen dargestellt:

  • Als Text mit gutem Kontrast,
    dazu auch in Braille-Schrift für blinde Menschen
    und als Leichter-Lesen-Text
  • Als Hörstation
  • Als Video in österreichischer Gebärdensprache
    mit deutschen Untertiteln
  • Multisensorische Erklär-Tafeln bieten Informationen,
    die man mit verschiedenen Sinnen aufnehmen kann.
    Sie präsentieren das jeweilige Ausstellungsstück
    und die Information dazu in allen Wahrnehmungsformen,
    die weiter oben beschrieben sind.
  • Es gibt Tablet-Computer mit Kopfhörern,
    mit denen man sich Videos ansehen
    und Audio-Dateien anhören kann.
    Die Tablets sind auf einer Höhe,
    die für sitzende Personen gut geeignet ist.
    Sitzgelegenheiten gibt es auch.
  • Außerdem gibt es Mappen mit den Texten
    in verschiedenen Sprachen.

Was haben wir gelernt?

Bei der Entwicklung des Ausstellungs-Moduls
wollten wir Barrieren und Behinderungen
so weit wie möglich reduzieren
und dabei Farben und Formen lustvoll einsetzen.

In den Workshops wurde deutlich:
Die Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen
haben teils ähnliche,
aber dann auch wieder ganz verschiedene Erfahrungen
mit dem Ausgeschlossen-Sein.

Außerdem wurde deutlich,
dass es auch eine intersektionale Mehrfach-Benachteiligung gibt.
Intersektional bedeutet,
dass verschiedene Arten von Diskriminierung oder Benachteiligung
einander überschneiden und oft gleichzeitig auftreten.

FLINT und Behinderungen

Die Abkürzung FLINT steht für
Frauen, Lesben, Inter-Personen,
Nicht-binäre Personen und Trans-Personen.

Lesben sind Frauen,
die sich zu Frauen hingezogen fühlen.

Inter-Personen haben körperliche oder hormonelle Geschlechts-Merkmale,
die nicht typisch weiblich oder männlich sind.
Nicht-binäre Personen
fühlen sich weder nur weiblich
noch nur männlich.
Sie können weiblich und männlich sein.
Oder etwas dazwischen.
Manchmal verändert sich das Geschlecht auch.
Es kann sich auch öfter ändern.

Trans-Personen sind Menschen,
die sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen,
das sie bei der Geburt zugewiesen bekommen haben.

FLINT-Personen werden oft benachteiligt.
Menschen mit Behinderungen werden auch oft benachteiligt.
FLINT-Personen mit Behinderungen werden
noch viel öfter benachteiligt.

Was ist die wichtigste Erkenntnis?

Den Workshop-Teilnehmerinnen war besonders wichtig,
dass die Inhalte der Ausstellung für alle da sind:
Sichtbar, lesbar, hörbar.
Verständlich, begehbar, erreichbar.
Berührbar, bespielbar.
All das soll auf die Inhalte der Ausstellung zutreffen.

Das ist nicht immer durchgängig gelungen.
Aber trotz aller Schwierigkeiten
streben wir das immer wieder an.

Volle Teilhabe ist erreicht,
wenn man darauf vertrauen kann,
dass niemand ausgeschlossen ist,
dass kein Teil des Inhalts nur für manche da ist.

Das gilt für Ausstellungen genauso
wie für den öffentlichen Raum insgesamt.

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