Formen der Gewalt gegen Frauen

Es kann zwischen verschiedenen Formen von Gewalt unterschieden werden. Die Auflistung zeigt, wie weitgreifend und vielfältig Gewalt ist.

Strukturelle Gewalt

Die strukturelle Gewalt ist von der personalen Gewalt, die direkt von Täter*innen ausgeübt wird, zu unterscheiden. Sie ist die Folge von gesellschaftlichen Bedingungen. Strukturelle Gewalt umfasst alle ungleichen Machtverhältnisse in einer Gesellschaft, die zu ungleichen Lebenschancen führen. Sie ist erkennbar in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen, Rollenzuschreibungen und Mustern, meist zum Nachteil von Frauen. Durch strukturelle Gewalt werden Frauen diskriminiert und in ihren Entwicklungs- und Lebenschancen behindert. Alle Formen von Gewalt an Frauen sind im Licht struktureller Gewalt zu sehen.

Körperliche Gewalt

Eine Frau schützt sich.

Unter körperlicher Gewalt werden Misshandlungen und körperliche Übergriffe jeder Art verstanden, bis hin zu Angriffen mit Stich- und Schusswaffen.

Beispiele: gezieltes Schlagen, Prügeln, Stoßen, schmerzhaft Zupacken, an den Haaren ziehen, Treten, Nachwerfen von Gegenständen oder Würgen, Zerstören von persönlichen Sachen, Quälen von Haustieren.

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt umfasst alle Handlungen gegen den Willen einer Person, bei denen Sexualität als Mittel zur Demütigung und Verletzung eingesetzt wird. Sexualisierte Gewalt hat nichts mit Begehren oder Liebe zu tun. Sie dient der Machtausübung über das Opfer.

Beispiele: sexuelle Übergriffe und Grenzüberschreitungen jeglicher Art, Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, geschlechtliche Nötigung, sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt geht häufig mit anderen Formen der Gewalt einher. Sie ist aber sehr wohl als eigene Gewaltform zu sehen. Psychische Gewalt bedeutet systematisches seelisches Quälen über einen längeren Zeitraum. Sie ist als eine bewusste, kontinuierliche Verhaltensweise zu begreifen, die eine andere Person isoliert, einschränkt und zerstört.

Beispiele: gezielte Einschüchterungen, wiederholte Beschimpfungen und Demütigungen, Verbote, Drohungen, Psychoterror, Anschreien, Erniedrigung, Isolieren (zum Beispiel Kontakt mit Familie und Freund*innen verbieten, Telefon abhören, SMS lesen), Kontrollieren, ökonomische Gewalt, Stalking

Stalking

Stalking ist eine Form der psychischen Gewalt. Stalking bezeichnet das bewusste sowie wiederholte Erzwingen von Kontakt zu einer Person gegen deren Willen und mit verschiedenen Mitteln, zum Beispiel Telefon-, SMS- oder Mail-Terror, unerwünschte Geschenke, Kontakt mit Freund*innen der Person aufnehmen, verfolgen oder abpassen.

Technik- und Cyber-Gewalt

Durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft und Nutzung der Technik in vielen Bereichen wird Gewalt auch mehr und mehr über das Internet und Handy ausgeübt (Cyber-Gewalt). Technologien können bei Gewaltbetroffenheit lebensrettend sein (zum Beispiel Handy, Notruftasten, Panikknöpfe) und Zugang zu wertvollen Informationen und Beratung bieten. Gleichzeitig können sie aber missbräuchlich verwendet werden, zum Beispiel zur Überwachung, Verfolgung oder Diskreditierung. Den Betroffenen ist oft nicht bewusst, wie die Täter*innen an gewisse Informationen gelangt sind.

Ökonomische Gewalt

Ökonomische Gewalt ist der psychischen Gewalt zuzuordnen und bedeutet die ungleiche Verfügung über finanzielle Mittel und die Ausnützung von ökonomischer Überlegenheit.

Beispiele: finanzielle Abhängigkeit herstellen beziehungsweise aufrechterhalten, ungenügende Geldmittel für den Unterhalt bereitstellen, Geld oder Wertsachen wegnehmen oder Wertsachen verkaufen, Arbeit oder Ausbildung verbieten oder verhindern, ein eigenes Konto verbieten, die Arbeitskraft ausnutzen

Überschneidungen

Die langjährige Beratungserfahrung des 24-Stunden Frauennotrufs mit Betroffenen zeigt, dass viele Formen von Gewalt gemeinsam auftreten. Zumeist sind beispielsweise Frauen, die in Gewaltbeziehungen leben, von körperlicher, aber auch von psychischer, und oft auch sexualisierter Gewalt betroffen. Eine vergewaltigte Frau erlebt immer auch psychische Gewalt, indem sie gedemütigt oder bedroht wird. Weitere Gewaltformen sind ebenfalls oft von einer Überschneidung unterschiedlicher Gewaltkategorien geprägt, wie zum Beispiel Zwangsheirat, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel, Zwangsprostitution oder die von Kindern miterlebte Gewalt.

Miterlebte Gewalt

Von "miterlebter Gewalt" sind vor allem Kinder betroffen, die erleben müssen, wie Familienmitglieder sich gegenseitig misshandeln.

Zwangsheirat

Zwangsheirat ist die Eheschließung gegen den Willen der Frau oder des Mannes oder beider Heiratenden.

Weibliche Genitalverstümmelung (FGM)

Als "weibliche Genitalverstümmelung" (englisch: "Female Genital Mutilation") wird das unfreiwillige gänzliche oder teilweise Entfernen der weiblichen Geschlechtsteile bezeichnet.

Frauenhandel

Frauen werden gegen ihren Willen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aus ihrem Heimatland gelockt, um in einem anderen Land zur Prostitution oder anderen Tätigkeiten gezwungen zu werden.

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