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Landtag, 8. Sitzung vom 24.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 23 von 68

 

und darauf bin ich stolz - man schaue ins Koalitionsprogramm. Es ist ja jetzt begonnen worden und ich schaue mit Interesse dem Vorhaben, Herr Landesrat, der Evaluierung entgegen. Ich bin mir sicher, dass wir da etwas zuwege bringen werden. Wahr ist aber auch, dass wir vieles zusammengebracht haben, und wahr ist auch, dass der Spruch, der bei uns an der Stadtgrenze prangt - „Wien ist anders“ -, gilt.

 

Viele Einrichtungen, über die geklagt wird, dass wir zu wenige davon haben, gibt es woanders gar nicht. Darüber muss man auch einmal diskutieren. Ich bin heute zum Bericht der Volksanwaltschaft ein zweites Mal zu Wort gemeldet und ich möchte Ihnen in Vorbereitung auf diese Wortmeldung eine Gedankenfigur mitgeben: Wir leben nicht im Vergleich, aber ein bissel schon, und manchmal ist es so, dass man nicht immer sagen sollte, wie schlecht es bei uns ist, dass wir viel Verbesserungsbedarf haben. Vielleicht sollte man einmal das Wiener Modell auf Bundesebene übertragen, zum Beispiel beim Gurgeln, denn da höre ich, dass es bei uns gut läuft und es woanders halt nicht so gut läuft. Da würde ich dann meinen, dass sich andere ein Beispiel an uns nehmen sollten. Das gilt auch für die Kinder- und Jugendwohlfahrt in Wien.

 

Meine Damen und Herren, meine Redezeit neigt sich dem Ende entgegen. Vieles, was heute gesagt worden ist, stimmt, wir brauchen mehr Personal, wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen, wir brauchen eine bessere Bezahlung. Das ist alles kein Problem und wir müssen das Spannungsfeld in der Frage: wir leben ein Kind auflösen. Ich habe mir das unlängst am Julius-Tandler-Platz angeschaut - da sind wir wieder beim Julius Tandler -, weil am Julius-Tandler-Platz ein großer Bahnhof ist und auf diesem großen Bahnhof gibt es arme Leute und diese armen Leute haben Kinder, und dann denke ich mir, da müssten wir etwas machen. Und dann entsteht dieses Spannungsfeld, über das heute hier ja indirekt geredet wird. Krisenmanagement: Belassen wir die Kinder im Familienverband oder nehmen wir im Interesse des Kindes die Kinder aus dem Familienverband heraus und geben sie in andere Einrichtungen? Das ist eine der härtesten Entscheidungen, die man treffen kann. - In dem Zusammenhang vielen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Expertinnen und Experten der MA 11, die Tag für Tag diese Entscheidungen treffen und verantworten. Das ist eine schwere Entscheidung, die nicht jeder machen kann, und da verdienen sie Lob und Anerkennung. Lob und Anerkennung an die Menschen, die sich dann um diese Kinder kümmern, in welcher Einrichtung auch immer. Sie wissen, wir stehen hinter ihnen und versuchen, ihnen zu helfen, um dieses Spannungsfeld aufzulösen.

 

Damit kehre ich zum Anfang meiner Wortmeldung zurück: Es war eine sachliche und schöne Diskussion, vieles wollen wir hier gemeinsam entwickeln und mit gemeinsamer Anstrengung werden wir, und das ist das Wichtigste, für unsere Kinder das Optimale erreichen, denn das Wohl der Kinder ist die höchste Priorität, die wir haben. - Danke schön, meine Damen und Herren.

 

Präsident Mag. Manfred Juraczka: Die Rednerliste ist erschöpft, die Aktuelle Stunde ist somit beendet.

 

11.18.00Der Herr Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport sowie die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft haben sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend „Präsentation des Berichtes der Historikerkommission zur Rothschild’schen Stiftung“ zu Wort gemeldet.

 

Ich bemerke, dass laut Geschäftsordnung für die Mitteilung die Redezeit mit maximal 40 Minuten beschränkt ist. Als erster Rednerin erteile ich Frau StRin Kaup-Hasler das Wort.

 

11.18.11

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler|: Einen schönen guten Vormittag! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Abgeordnete zum Wiener Landtag!

 

Ich freue mich wirklich sehr, gemeinsam mit meinem Kollegen StR Hacker über die Ergebnisse des Berichts der unabhängigen Expertenkommission zur Rothschild’schen Stiftung zu berichten und Sie zu informieren. Im März 2020 beschloss der Wiener Landtag, die Geschichte der Rothschild’schen Stiftung wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Ich muss dazusagen, das war uns ein großes Anliegen, die Wissenschaft hier auch von Anfang an mit einzubeziehen, um auch strittige Fragen zu klären. Im September 2020 fand mit der konstituierenden Sitzung der ExpertInnenkommission der Auftakt dazu statt. Als Aufgabe und Ziel der wissenschaftlichen Untersuchung wurden die Aufarbeitung der Geschichte der Stiftung vor ihrer Errichtung 1907 über die Auflösung im Nationalsozialismus bis jedenfalls zur Wiederherstellung in der Nachkriegszeit sowie Verortung der Stiftung und ihrer Institutionen, das sind die Heilanstalt Rosenhügel und das Maria-Theresien-Schlössel, in einem zeithistorischen Kontext klar umrissen.

 

Die ExpertInnenkommission war mit Univ.-Prof. Ilse Reiter-Zatloukal, sie war die Vorsitzende, Dr. Gerhard Baumgartner, Univ.-Prof. Oliver Rathkolb, Univ.-Prof. Roman Sandgruber und Dr. Ulrike Zimmerl namhaft besetzt. Darüber hinaus wurde die Kommission bei Recherche und Organisation von der Direktorin des Wiener Stadt- und Landesarchivs Dr. Brigitte Rigele und ihrem Team unterstützt. Als wissenschaftliche MitarbeiterInnen konnten mit Dr. Verena Pawlowsky und Dr. Harald Wendelin zwei in der Zeitgeschichte und NS-Forschung höchst ausgewiesene HistorikerInnen gewonnen werden.

 

Nach mehr als einem Jahr intensiver Forschungsarbeit liegt jetzt der Bericht - Zitat - „Geschichte der Nathaniel Freiherr von Rothschild’schen Stiftung für Nervenkranke von ihrer Errichtung bis zu ihrer Reorganisation in der Nachkriegszeit“ vor, über dessen Ergebnisse wir nun Bericht erstatten. Der Bericht umfasst mehr als 300 Seiten und behandelt in 15 Kapiteln und zahlreichen Subkapiteln unter anderem die Stiftungsgründung und den Stiftungszweck, die Auflösung der Stiftung, die Stiftungsreorganisation und Rückstellungsverfahren sowie Fragen zum Stiftungskuratorium. Er ist online auf der Seite der Stadt Wien unter „wien.gv.at/rothschildkommission“ zugänglich.

 

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