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Landtag, 40. Sitzung vom 20.11.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 76

 

wir in Teilbereichen die Arbeit von anderen Bundesländern übernehmen, weil uns halt der Schutz der Kinderrechte und der Schutz der Kinder wichtig ist, dass wir dann aber kritisiert werden, dass wir mehr Kinder in Fremdunterbringung haben als andere Bundesländer, die diesem Schutz nicht nachkommen! Wir sind uns in Wien unserer sozialen Verantwortung grundsätzlich bewusst, und unser oberstes Ziel ist es seit jeher - und das wird es auch bleiben -, dass jedes Kind in unserer Stadt ein sicheres Zuhause hat.

 

Ich möchte mich abschließend noch einmal bedanken. Ihnen, meine Herren Volksanwälte, wünsche ich alles Gute für Ihre neue Aufgabe! Ich freue mich auf viele spannende Anregungen von und Diskussionen mit Ihnen. Ich kann Ihnen noch einmal versichern, dass wir Ihre Rückmeldung an uns sehr, sehr ernst nehmen und über die Maßen schätzen. - Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg. Gara. - Bitte sehr.

 

12.04.45

Abg. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Herren von der Volksanwaltschaft! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Auch ich möchte im Namen meiner Fraktion Dank an die Volksanwaltschaft richten. Ich glaube, dass diese Reflexion extrem wichtig ist und dazu führt, dass wir uns in sehr vielen Bereichen der Stadt auch verbessern können. Genau dieser Spiegel, der in vielen Bereichen vorgehalten wird, ist wichtig, um eben in vielen Bereichen dieser Stadt ein Stück weiter zu kommen.

 

Ich möchte ein Thema besonders herausgreifen, weil mir das ein besonderes Anliegen ist, nämlich Ihre Reflexion zum Thema Übergewicht bei Kindern. Sie merken in diesem Bericht an, dass die Stadt weiterhin keine Strategie zur Vermeidung von Übergewicht bei Kindern hat. Das war schon 2017 der Fall, diese Anmerkung gab es schon im Jahr 2017, schon damals wurde sehr deutlich darauf hingewiesen, dass 30 Prozent der Kinder übergewichtig und 10 Prozent der Kinder bereits adipös sind. Viele Ärzte sprechen eigentlich von einer Pandemie des Übergewichts im jugendlichen Alter.

 

Ich glaube, da müssen die Alarmglocken wirklich laut schrillen! Das ist wirklich ein Weckruf auch an die Politik! Das gilt gerade für den heutigen Tag des 30-jährigen Jubiläums der Kinderrechte. Wir haben diese Kinderrechte in vielen Bereichen zu großen Fortschritten geführt. Ich glaube aber, dass wir im Bereich der Kinder- und Jugendheilkunde noch immer beziehungsweise zunehmend eine Mehrklassenmedizin haben, was eindeutig im Widerspruch zur Kinderrechtskonvention steht. (Beifall bei den NEOS.)

 

Ich möchte bewusst differenzieren: In der Akutversorgung funktioniert sehr viel sehr gut. Im niedergelassenen Bereich haben wir allerdings große Defizite. Wir haben hier schon mehrmals ausgeführt, dass wir eigentlich bei einer steigenden Bevölkerungszahl eine sinkende Zahl an Kassenkinderärzten haben und dass wir in vielen Bereichen auch nicht die therapeutischen Versorgungsplätze haben, die notwendig sind. Dieses Thema betrifft natürlich nicht nur die Stadt, das ist mir vollkommen klar. Man muss da selbstverständlich auch eine Gemeinsamkeit zwischen Krankenkasse, Ärztekammer und der Stadt sehen. Aber es liegt sehr wohl auch in der Verantwortung der Stadt, auf das einzugehen, worauf Sie hinweisen. Dabei geht es um das Thema der Gesamtstrategie, denn darüber lassen sich die anderen Player im Zusammenhang mit diesem Thema auch entsprechend einbinden. Insofern unterstütze ich absolut auch Ihren Vorschlag, diesen konkreten Weg weiterzugehen.

 

Sie merken an, dass es durchaus Angebote der Stadt gibt, und das sehe ich auch so. Es gibt Angebote betreffend Trinkwasser in Volksschulen, es gibt Angebote zum Thema Ernährung, überhaupt keine Frage, und das ist auch gut so. Jede dieser Maßnahmen ist wichtig. Was ich allerdings bedenkenswert finde, ist, dass es trotz all dieser Maßnahmen keine Trendumkehr gibt. Wir können keine Trendumkehr feststellen. Die Zahl an übergewichtigen Kindern nimmt zu. - So viel zu meinem ersten Punkt.

 

Mein zweiter Punkt: In vielen Bereichen kennen wir die betreffenden Zahlen gar nicht, denn wir haben einen absoluten Datenmangel zum Thema Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Das hat mehrere Gründe. Ein Grund ist, dass man seitens der schulärztlichen Versorgung überhaupt nicht auf diese Daten zugreifen kann beziehungsweise diese Daten auch nicht in ein System wie ELGA oder Ähnliches eingepflegt werden. In Wirklichkeit erhalten wir die ersten evidenzbasierten Daten eigentlich erst bei der Stellung, und das halte ich für ein großes Problem, denn wir müssen ja auch in dieser Stadt von Thema Public Health sprechen, und zwar auch von Children‘s Public Health. Das ist extrem wichtig, um Ansätze für den Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention zu schaffen.

 

Was sind denn die wichtigsten Maßnahmen? Und wie wirken diese Maßnahmen? - Offensichtlich wirken die bisherigen Maßnahmen mit gesundem Essen oder Trinkwasser absolut nicht ausreichend, denn der Trend geht in die komplett andere Richtung. Und das, was wir bei den Kindern und Jugendlichen erleben, ist ja nur die Vorstufe zu dem, was wir in späterer Folge bei den Erwachsenen erleben. Übergewicht führt in sehr vielen Fällen zu chronischen Erkrankungen, vor allem zu Diabetes. Und das ist eine soziale Zeitbombe.

 

Das große Problem und die große soziale Unfairness, die es hier gibt, ist, dass viele Eltern von Kindern nicht genug Zeit haben, dass es lange Wartezeiten gibt und sie fehlende Therapieplätze nicht selber finanzieren können. Letztendlich bricht dadurch diese Zweiklassengesellschaft, wie ich es ausdrücken möchte, noch zusätzlich auf. Und wenn es eine Bevölkerungsgruppe gibt, die es sich nicht leisten kann, zum Wahlarzt zu gehen beziehungsweise Therapieplätze privat zu bezahlen, dann bricht die Gesellschaft auseinander. Daher halte ich es für ganz wichtig - und haben wir als Stadt auch die Verantwortung -, einen Gesamtblick darauf zu haben. Wir dürfen nicht nur darüber diskutieren, wo die Schuld

 

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