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Landtag, 24. Sitzung vom 23.03.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 52

 

Personen für die Sprachförderung, 43 für die Schulsozialarbeit, 125 für begleitende integrative Maßnahmen und 6 mobile interkulturelle Teams.

 

Warum sage ich das alles? - Nun, weil ich Ihre Geduld ein bisschen strapazieren möchte und exemplarisch erzählen möchte - ich könnte das ziemlich lange -, was all diese Personen tun. Die psychologischen Betreuerinnen und Betreuer arbeiten mit sozial und emotional benachteiligten Kindern und Jugendlichen an unseren Pflichtschulen, sowohl mit einzelnen Kindern als auch in Gruppen und Klassen. Der Verein ÖZPGS, der auf Bundesebene gegründet wurde, macht im Rahmen von Weißer Feder über die SchulpsychologInnen Gewaltprävention, Problemberatung, Konfliktregelung an den Schulen. Der Einsatz von Psychologinnen und Psychologen an den Schulen, an NMS, PTS, ZIS und AHS findet an einzelnen Standorten sogar wöchentlich, jedenfalls an jedem Standort regelmäßig statt. Diese machen Einzelfallberatungen, natürlich auch im Anlassfall Interventionen, Konfliktregelungen bei Mobbing, und, und, und.

 

Natürlich sind die SchulsozialarbeiterInnen aus dem Integrationstopf in ihrer tagtäglichen Arbeit mit viel Energie daran, auch real Gewaltprävention zu leisten. Sie setzen sich für ein konfliktfreies Miteinander durch Beratung und Intervention am Schulstandort, durch Klasseninterventionen, durch qualitatives Feedback, und, und, und in einer schwierigen Klasse als Unterstützung für die Pädagoginnen und Pädagogen, die sehr große Herausforderungen an Wiener Schulstandorten mit genau diesen Dingen haben, ein.

 

Aus qualitativen Feedbacks aus den Schulen wissen wir, es passieren nicht mehr Delikte oder Vorkommnisse, aber - und das ist ja auch von Ihnen beziehungsweise von vielen in den letzten Wochen und Monaten in der sicher wichtigen Diskussion angesprochen und thematisiert worden - es ist oftmals die Bereitschaft da, weiterzugehen. Sehr flapsig gesagt, ist öfters die Bereitschaft da, eine Prügelei nicht enden zu lassen, wenn jemand am Boden liegt. Das ist natürlich eine negative Entwicklung, der man sich stellen muss.

 

Gleichzeitig muss man aber auch sagen - deshalb habe ich so weit ausgeholt -, dass es derzeit so viele Präventionsprojekte wie noch nie gibt. Es ist so, dass es an nahezu jeder Schule ein Konfliktprojekt oder eine Peer-Mediation gibt. In Wien gibt es an jeder Schule Präventionsarbeit, die individuell durch die Schulaufsicht gemeinsam mit den Direktorinnen und Direktoren auf die Bedürfnisse des Standortes abgestimmt ist.

 

Ich möchte vor allem das Thema Peer-Mediation herausstreichen, weil ich da in den letzten Monaten und auch in meiner Zeit als Stadtschulratspräsident wirklich viel erfahren durfte. Das ist ein Projekt, das dazu beigetragen hat, dass die Peer-Mediatorinnen und -Mediatoren die Konfliktkultur an Schulen immer anhand von Anlassfällen deutlich verbessert haben und niederschwellige Hilfe für die Schülerinnen und Schüler anbieten, die dadurch aber auch sehr gerne und sehr schnell von Schülerinnen und Schülern angenommen wird. Dort, wo es sonst vielleicht eine Hürde gibt, weil man warten muss, bis ein Schulpsychologe/eine Schulpsychologin kommt oder bis man den Mut gefasst hat, zur Schulleiterin/zum Schulleiter zu gehen, sind die Peer-Mediatorinnen und Peer-Mediatoren da, und das ist gut so.

 

Was ich auch noch als vielleicht besonderen Spannungsbogen nennen möchte, weil es sicher etwas ist, das wir auch weiter ausbauen müssen, ist die Nahtstellenarbeit, die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter leisten, nämlich aus der Schule, aus der Klasse hinausgehend auch im Lebensumfeld als Brückenkopf zwischen Schule und Erziehungsberechtigten, aber auch zwischen unseren Hilfssystemen, zum Beispiel der MA 11 oder der Polizei, zu wirken. Um dies zu gewährleisten, arbeitet die Schulsozialarbeit sehr intensiv auch in den Grätzeln, in den Bezirken, in den Regionalforen, um sich mit den Institutionen zu vernetzen, die um jede Klasse herum oder eigentlich um jedes Kind herum von der Stadt beziehungsweise dem Staat gedacht werden. Dort kann man dann Einzelfallhilfe, Case Management, Gruppenarbeit, et cetera anbieten.

 

Zwei oder drei Projekte möchte ich noch kurz erwähnen, dann werde ich selbstverständlich auch auf die konkrete Frage eingehen. Ich möchte diese Projekte nennen, weil es mir sehr wichtig ist, dieses Thema nicht schnell abzuhandeln, und um Ihnen zu zeigen, dass es da eindeutig viel zu tun gibt und auch noch mehr zu tun gibt. In Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule, der AK und der Polizei sowie der Richtervereinigung wurde vom Stadtschulrat ein wirklich innovatives, aber auch sehr spannendes und zukunftsweisendes Projekt gestartet. Der Kick-off war gerade jetzt im März mit einer Veranstaltung mit Haim Omer, den man nur kennt, wenn man sich in der Szene bewegt. Aber ich sage gleich etwas dazu: Er ist nämlich eine Autorität im internationalen Bereich. Und Autorität ist auch der Inhalt dieses großen Projektes. Es geht nämlich darum, die Autorität von Pädagoginnen und Pädagogen und ein respektvolles Miteinander durch Netzwerkarbeit, durch Begleitung der Schulen zur erhöhen. Erziehung ist immer Beziehungsarbeit, und es geht um diese Beziehungsgestaltung. Dieser Haim Omer ist Lehrstuhlinhaber für Psychologie an der Universität von Tel Aviv, und er hat den Begriff Neue Autorität geprägt. Wir können gerne einmal zusätzliche Informationen darüber austauschen.

 

Letztendlich geht es darum, in Erziehung und Gemeinwesen auf sozialpolitischen Ideen Mahatma Gandhis basierend eine Arbeit zu entwickeln, Tools zu entwickeln, den Verantwortlichen Mittel in die Hand zu geben, um Regeln aufzustellen, die für alle gelten, die verbindlich sind und deren Einhaltung man auch einfordern kann. Das Projekt sieht auch vor, dass Schulen je nach Bedarf über einen längeren Zeitraum prozessorientiert begleitet werden können und dann wirklich mit den Schulen gearbeitet werden kann. Es gibt zum Beispiel in Floridsdorf - auch schon in den Jahren davor - schon sehr viele Erfahrungen durch die enge Zusammenarbeit mit Jugendgerichten, Polizei, et cetera, auch unter dem Rahmen dieses Gedankens.

 

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