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Landtag, 14. Sitzung vom 03.03.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 62

 

lenwert haben. Vor welcher Situation stehen wir? Wir haben in Wien eine für unsere Verhältnisse ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. Ganz im Gegenteil, wir haben einen Rekord an Arbeitsplätzen in dieser Stadt, 811.000 ist die aktuelle Zahl. Aber es steigt das Angebot an Arbeitsplätzen nicht so, dass auch der gesamte Bedarf an Arbeitsplätzen inklusive der täglich 280.000 Pendler und Pendlerinnen aus dem Umfeld, besonders aus Niederösterreich, auch entsprechend bedient werden kann.

 

Erfreulich ist, dass die Arbeitslosenquote, weil eben die Anzahl an Arbeitsplätzen so stark ansteigt, jetzt zum vierten Mal hintereinander im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist. Die Arbeitslosenquote sinkt eben durch das starke Ansteigen an Arbeitsplätzen. Damit sind wir schon mitten im Kern des Themas. Alle, die sich unsere Studie, die wir in Auftrag gegeben haben, angeschaut haben, alle, die bei unserer Enquete dabei waren oder auch andere Untersuchungsergebnisse kennen, die sich damit befassen, wissen: Die Arbeitsplätze, die in Metropolen wie Wien entstehen, sind zu einem ganz, ganz hohem Ausmaß hochqualifizierte Arbeitsplätze, wo die Menschen Ausbildung und Qualifikation brauchen. Deswegen ist es der absolute Fokus in der Arbeit des Wiener Arbeitnehmer- und Arbeiterinnenförderungsfonds.

 

Ein bisschen plakativ kann man sagen: 71 Millionen EUR für Jobchancen, das ist die Summe, die hier ausgegeben wird. Wir haben erstens einmal ein einzigartiges Instrument mit dem WAFF, und der WAFF bietet eine einzigartige Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir haben mit unserem Beratungszentrum die Anlaufstelle, wo alle Wiener und Wienerinnen sich kostenlos - und ich darf sagen, höchstqualifiziert und auch mit einem ganz, ganz tollen, persönlichen und individuellen Engagement aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - beraten lassen können. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Aber es bleibt nicht bei der Beratung. Wir haben auch sehr viel an finanzieller Unterstützung, denn ich finde es immer ein bisschen zynisch, vor allem jenen Menschen, die nicht so gute Qualifikationen haben und eben genau deswegen vor diesen Schwierigkeiten stehen, über die wir heute diskutieren, gönnerhaft auf die Schulter zu klopfen und zu sagen, lebenslanges Lernen, wir wissen ja, dass das wichtig ist. Gerade jene Gruppe muss ganz intensiv begleitet und unterstützt werden, und das mit ganz konkreter finanzieller Hilfe.

 

Sie kennen unser Bildungskonto, das sozusagen an der Wiege des WAFF gestanden ist: 300 EUR für alle berufstätigen, aber auch arbeitslosen Wiener und Wienerinnen, unabhängig vom Bildungsniveau, das kann also jeder in Anspruch nehmen. Es gibt aber natürlich gerade für die schlechter Qualifizierten, für die mit weniger Einkommen, für die, die es eben schwieriger haben, ganz gezielte und ganz genau auf die Zielgruppe ausformulierte Förderungen. Da wäre zum Beispiel der doppelte Weiterbildungstausender für alle, die sich beruflich weiterbilden wollen und nicht mehr als 1.800 EUR netto im Monat haben.

 

Mein Lieblingsprojekt, wenn ich sagen darf: 3.000 EUR zum Nachholen des Lehrabschlusses. Es ist so wichtig! Mehr als die Hälfte derer, die in dieser Stadt arbeitslos sind, haben keine Ausbildung. 38 Prozent ist die Arbeitslosenquote bei denen, die nur den Schulabschluss haben, den Pflichtschulabschluss. Menschen, die nur den Lehrabschluss haben, machen hingegen 3 Mal weniger, nämlich nur mehr 13 Prozent aus. Der Zusammenhang zwischen Ausbildung und Berufstätigkeit ist also eklatant, auch wenn es der Lehrabschluss ist, wobei noch höhere Ausbildung die Chancen natürlich noch weiter erhöht. Dafür nehmen wir 3.000 EUR in die Hand. Aber auch das Nachholen von Matura und Berufsreifeprüfung wird natürlich gefördert, nämlich mit 1.000 EUR gefördert. Ich möchte auch sagen: Das alles erfolgt in wirklich bester Zusammenarbeit mit AMS, mit Sozialministerium, mit allen Bildungseinrichtungen. Da funktioniert die Zusammenarbeit wirklich sehr gut.

 

Vielleicht darf ich noch von drei mir besonders wichtigen Maßnahmen des WAFF erzählen - keine Sorge, ich erzähle Ihnen nicht alle Maßnahmen des WAFF, das würde zu lange dauern, aber vom Qualifikationspass Wien möchte ich Ihnen unbedingt erzählen, denn das ist von Wien ausgegangen. Das ist ein innovatives Projekt, wo die Leute so eine Art Pass mitbekommen, wo alles drinnensteht, was sie an Aus- und Fortbildung haben. Dieser Pass begleitet sie sozusagen durch alle Institutionen und erleichtert natürlich die Qualifikation. Wir haben damit begonnen, und das wird mittlerweile österreichweit ausgerollt.

 

Ich komme nun zu den Programmen für Frauen. Über 8 Millionen EUR geben wir dafür insgesamt aus. Und wie Sie wissen, liegen mir Wiedereinsteigerinnen sehr am Herzen. Da geht es darum, dass sie nach der Babypause wieder zurück in den Job finden. Es sind nach wie vor überwiegend Mütter, die diese Beratungsangebote annehmen, aber das gilt auch für Väter. Wir unterstützen sehr gerne auch Väter dabei.

 

Wir unterstützen aber auch Unternehmungen gemeinsam, wenn die Arbeitsplätze haben und Arbeitskräfte suchen. Das ist das berühmte Projekt, wo wir mit Unternehmungen gemeinsam Menschen qualifizierten und dann für das Unternehmen den maßgeschneiderten Mitarbeiter und für den Mitarbeiter das maßgeschneiderte Unternehmen gleich anbieten können. Das erfolgt schwerpunktmäßig im Sozialbereich, aber auch immer stärker in der Gastronomie, in der Spitzenhotellerie. Da bieten wir nicht nur Aus- und Fortbildung, sondern haben gleich im Rucksack auch einen gut qualifizierten Arbeitsplatz mit.

 

Zusammenfassend: Qualifikation ist ganz, ganz wichtig. Ich werde nicht müde, das zu trommeln, weil wir gerade jene Gruppe, die eben hier Defizite hat, erreichen wollen, und zwar nicht mit guten Worten, sondern mit ganz handfester Unterstützung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Prof. Harry Kopietz: Danke, Frau Stadträtin. Die 1. Zusatzfrage stellt Herr Abg. Dkfm. Dr. Aichinger. - Bitte Herr Abgeordneter.

 

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