Landtag, 8. Sitzung vom 30.06.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 64
Allerdings hängt das schon unmittelbar miteinander zusammen: Wir sind bestrebt, die Stadt noch stärker wachsen zu lassen, und die Stadt wächst auch. Daher wird man aber natürlich sehr achtsam vorgehen müssen, denn es ist ja jetzt nicht mit dem Schluss, was wir hier heute genehmigen, sondern es geht weiter. Und wenn man sich zu einer fast uneingeschränkten Zuwanderung bekennt, dann ist das natürlich auch mit einem größeren Bedarf an Platz und an allen weiteren Einrichtungen wie Verkehrsraum, et cetera verbunden. Daher muss man natürlich größte Vorsicht walten lassen.
Es war ja im ausgehenden 19. Jahrhundert schon einmal der Fall, dass man auf den Wienerwald zugreifen wollte. Jetzt unterstelle ich das niemandem, der hier und heute die Verantwortung hat, aber wir wissen ja nicht, wie es weitergeht! Daher ist es natürlich notwendig, dass man heute schon entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreift, denn es ist nicht endlos möglich, die noch unberührten und unbebauten, naturbelassenen Flächen einer Bebauung zuzuführen. Und daher ist es natürlich ganz wichtig, dass Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie Stadtentwicklung und Naturschutz immer Hand in Hand gehen.
Auch der Umweltbericht wurde schon angesprochen, und ich meine, man kann das sachlich gar nicht ganz voneinander trennen. Wir haben uns ja auch dazu bekannt, den „Naturschutzbeirat“ in „Umwelt- und Naturschutzbeirat“ umzubenennen, denn das hat natürlich auch mit der Natur in der Stadt zu tun.
Wir werden in Zukunft heißere Tage bekommen. Die großen Temperaturunterschiede zwischen Stadtrand und Zentrum beziehungsweise dicht verbautem Bereich wurden angesprochen. Selbstverständlich wird es nicht möglich sein, all das allein durch Bebauungsmaßnahmen abzufangen. Umso wichtiger ist es daher, dass stets ein Grüngürtel erhalten bleibt, etwa mit einem hochstämmigen Buchenwald, der im Sommer immer noch einen angenehmen Aufenthalt bietet. Wichtig ist es aber auch, dass weite Bereiche des dichten, hochstämmigen Waldes, der auch für Kühlung sorgt, nicht nur für die menschlichen Stadtbewohner erhalten bleibt, sondern auch für den sicheren Erhalt gewisser Tierarten, aber auch gewisser Pflanzenarten, die sich eher nur im Schatten oder im feuchteren und kühleren Bereich entwickeln können.
Insgesamt danke ich für den Bericht. Man geht hier auch auf Projekte internationaler Art ein. Und es gibt wie immer auch eine Übersicht über die Naturdenkmäler Wiens. Deren Zahl ist seit 31. Dezember 2014 gleich geblieben, und es ist zu hoffen, dass in diesem Bereich möglichst keine Reduktion zu finden ist und wir unsere Naturdenkmäler – ob es sich jetzt um alte schöne Bäume oder Baumgruppen oder auch um kleine Biotope handelt – so gut wie möglich erhalten.
Vielen herzlichen Dank an alle Mitarbeiter der Abteilung! Wir werden diesen Bericht zustimmend zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abg. Mag. Abrahamczik.
Abg. Mag. Nina Abrahamczik (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Landespräsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Zuschauer und Zuschauerinnen!
Ich bin zwar erst seit November 2015 hier in diesem Hause, aber uns liegt jetzt erfreulicherweise schon der zweite Naturschutzbericht vor, den wir heute beschließen. Wir haben schon gehört, dass er eine breite Zustimmung findet. Das ist, wenn man sich diesen näher anschaut, auch wenig überraschend, weil er einfach beeindruckend ist und uns zeigt, auf welch vielfältige Art und Weise die Stadt Wien Maßnahmen setzt, um bei uns die Natur, wie sie für eine Großstadt in diesem Ausmaß noch immer wirklich beeindruckend ist, zu erhalten.
Der Bericht ist umfangreich und geht auf vieles ein. Ich möchte nur ein paar Punkte herausgreifen und jetzt stellvertretend einige Tiere nennen, die vielleicht nicht so knuffig und schnuckelig wie Ziesel und Feldhamster sind, nämlich die Wimperfledermaus, die Wiener Schnirkelschnecke und den Donau-Kammmolch. Auch das sind Tierarten, die in Wien ihren Platz haben und die man genauso wenig vergessen sollte! (Abg. Dkfm. Dr. Fritz Aichinger: Nicht nur Ziesel!) Genau! Nicht nur die Ziesel! (Abg. Mag. Manfred Juraczka: Was ich immer sage!)
Die umweltrelevanten Haftungsfragen hatte mein Kollege Maresch schon angesprochen, und wir bringen jetzt einen entsprechenden Antrag der Abgeordneten Valentin, Kubik, Abrahamczik, Spitzer, Taucher, Maresch und Kickert ein. – Ich darf diesen schon weitergeben.
In diesem Antrag geht es vor allem darum, dass wir in der Stadt Wien als Wegehalter für herabfallende Äste und umstürzende Bäume haften. Das kann zu gerichtlichen Verfahren führen.
Es ist natürlich wichtig, dass Wege gesichert werden, die als solche ausgewiesen sind. Man muss aber prinzipiell, wenn man durch den Wald geht, damit rechnen, dass, insbesondere wenn ein etwas stärkerer Wind weht oder vielleicht Sturm herrscht, auch etwas herunterfallen kann. In diesem Zusammenhang muss man einfach auch an die Eigenverantwortung appellieren. Wir verfolgen mit diesem Antrag das Ziel, die Rechtssicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien zu erhöhen, damit diese nicht irgendwelchen Verfahren ausgesetzt sind, die teilweise auch strafrechtliche Folgen haben können.
Herausgreifen möchte ich noch den Leopoldsberg als neues Europaschutzgebiet. Natura 2000 ist, wie Sie wissen, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union. Wir versuchen dabei, länderübergreifenden Schutz gefährdeter, wild lebender heimischer Pflanzen und Tierarten zu gewährleisten und ihre natürlichen Lebensräume zu sichern. Wien nimmt nun als fünftes Gebiet den Leopoldsberg auf, und es geht uns dabei vor allem um die Erhaltung des dortigen mitteleuropäischen Orchideen-Kalk-Buchenwaldes.
Ich versuche, mich kurz zu halten, aber es gibt doch ein paar Punkte, die ich herausgreifen möchte. Ein Punkt betrifft die Dohle. 2015 hat es nämlich ein sehr umfangreiches Forschungsprojekt gemeinsam mit der Universi
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