Landtag, 37. Sitzung vom 28.01.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 22
mit der Tradition et cetera. Aber ich glaube, Wien hat tatsächlich mehr zu bieten.
In diesem Sinne: Wie ist es im Bereich des WienTourismus abgestimmt, dass es Tradition auf der einen Seite, das neue innovative Wien auf der anderen Seite gibt?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin.
LhptmStin Mag Renate Brauner: Herr Abgeordneter!
Das ist ein sehr guter Hinweis. Denn wir könnten uns als Wien natürlich zurücklehnen und sagen, was wir zu bieten haben, unsere Geschichte, unsere Tradition, unsere Museen, unsere Kultur, Mozart auf- und abwärts zu spielen. All das wäre natürlich eine bequeme Methode und würde sicher eine Zeit lang sogar funktionieren. Aber diesen Weg gehen wir nicht. Wir bekennen uns natürlich zu unserer Tradition, wir nutzen sie. Gerade heuer ist auch das Motto „150 Jahre Ringstraße“ lange Zeit entsprechend präsentiert worden. Aber immer ist es auch mit der Zukunftsperspektive verbunden. Immer ist es auch damit verbunden, Wien als das zu präsentieren, was wir sind.
Wir sind natürlich eine Stadt, die sich zu ihrem historischen Erbe bekennt. Wir sind eine Kulturstadt. Wir sind die Musikhauptstadt. Aber wir sind gleichzeitig eine dynamische Stadt, eine sich entwickelnde Stadt. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen nach Wien kommen und sagen, sie haben die tollen Museen erwartet, sie haben das Neujahrskonzert erwartet, aber nicht, dass wir eine so dynamische Metropole sind. Das ist international noch nicht so bekannt, wie es sein sollte.
Der Wien Tourismus hat sich vor Kurzem auch eine Zukunftsperspektive, „Wiener Tourismusstrategie 2020“, gegeben, die ich präsentieren durfte. Darin ist auch ein ganz deutliches Element diese zwei Seiten unserer Stadt, Ja zu unserer Geschichte, Ja zu unserer Tradition, Ja zu dem Erbe, auf das wir stolz sind, aber gleichzeitig auch die Präsentation der Internationalität, der Weltoffenheit, die auch dazugehört. Wie sollen wir denn Touristen nach Wien bringen, wenn wir uns als abgeschottete Stadt, die mit all dem nichts zu tun haben will, präsentieren? Es ist auch wirtschaftlich ganz kontraproduktiv, sich abzuschotten und nicht entsprechend weltoffen zu sein. Beides machen wir in der internationalen Präsentation. Diese kommt auch sehr gut an. Unlängst wurden wir auch in einem New Yorker Magazin als eine der drei Topstädte für Studierende gewählt. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, dass wir uns international auch als beides präsentieren, als Stadt der Tradition und als Stadt der Zukunft.
Präsident Prof Harry Kopietz: Die 3. Zusatzfrage stellt Herr Abg Seidl. - Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Wolfgang Seidl (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Frau Landesrätin, für die bisherigen Antworten!
Auch ich bin der Meinung, dass WienTourismus eine durchaus gut geführte Institution ist. Ich halte auch den Direktor Norbert Kettner für einen fähigen Manager, keine Frage.
Allerdings, wo viel Licht ist, ist auch manchmal Schatten. Ich möchte darauf hinweisen, am 13. Jänner 2015 ist auf „wien.ORF.at“ nachlesbar die Überschrift: „WienTourismus schämt sich für Prückel.“ Darauf, warum das so ist, möchte ich nicht näher eingehen, wir wissen es alle. Das hat allerdings Herr Kettner nicht in seiner privaten Funktion gesagt, sondern in seiner Funktion als Direktor von Wien-Tourismus.
Als im Zuge des Akademikerballs im letzten Jänner, vor genau einem Jahr, die halbe Innenstadt in Schutt und Asche gelegen ist, hat er sich nicht geschämt. Ich habe extra nachgelesen. (Raunen bei SPÖ und GRÜNEN.) Jetzt schämt er sich für ein Traditionskaffeehaus.
Ich wollte Sie fragen, da Sie die disziplinäre Vorgesetzte von ihm sind: Finden Sie solche Aussagen richtig?
Präsident Prof Harry Kopietz: Frau Stadträtin.
LhptmStin Mag Renate Brauner: Herr Abgeordneter!
Ihre Unterstellungen und Behauptungen, dass hier disziplinäre Maßnahmen notwendig sind, sind natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen! Ich kommentiere auch keine, vermutlich aus dem Zusammenhang gerissenen, Darstellungen.
Grundsätzlich ist es so, dass sich der WienTourismus aus tagespolitischen Fragen aus gutem Grund heraushält. Das ist auch nicht seine Aufgabe. Dass aber der WienTourismus natürlich grundsätzlich für eine weltoffene, internationale, tolerante Metropole steht, habe ich schon vorhin versucht, zu erläutern, und dies nicht nur aus gesellschaftspolitischen Gründen, sondern primär aus wirtschaftspolitischen Gründen.
Wir sind eine Destination, die zum Beispiel im Gesamten des immer wichtiger werdenden Bereichs des Gay-and-Lesbian-Marketings eine ganz zentrale Rolle spielt. Wir sind eine wichtige Destination, die ob ihrer Internationalität und Toleranz, gerade auch in dem schwul-lesbischen Markt eine wichtige Rolle spielt. Wir sind auch Gastgeberin bei der ITB Berlin des entsprechenden, ich glaube, es heißt Rosa Cafés. Ich weiß jetzt nicht genau, wie der Name ist. Aber es geht darum, dass man hier schwul-lesbischen Tourismus entsprechend präsentiert.
Wir sind auch sehr daran interessiert, speziell für Frauen eine interessante Destination zu sein. Es zeigt sich, wie wichtig all das, was wir in dieser Stadt für die Wiener und Wienerinnen tun, auch für die Touristinnen ist. Die Tatsache, dass man als Frau in Wien allein mit der U-Bahn durch die Gegend fahren kann und keine Angst haben muss, ist ein ganz wichtiges Marketinginstrument (Abg Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein: Na ja!) für die Wiener und Wienerinnen und entsprechend natürlich auch für die Touristen und Touristinnen.
Das heißt, generell hat der WienTourismus aus vielerlei, primär wirtschaftlichen Überlegungen ein ganz klares Interesse, als eine weltoffene, internationale, tolerante, in jede gesellschaftspolitische Richtung tolerante Stadt dazustehen. An aktuellen innerpolitischen Auseinandersetzungen nimmt er selbstverständlich nicht teil. Es ist weder seine Aufgabe noch gibt es hier aktuelle Diskussionen.
Präsident Prof Harry Kopietz: Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr Abg Hufnagl zur vierten und letzten Zusatzfrage. - Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Auch von
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