Landtag, 33. Sitzung vom 26.09.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 55
und ich habe das anhand eines Praktikums auf einer Akutstation der Psychiatrie gesehen. Mein persönlicher Zugang dazu ist nach wie vor: Sollte ich persönlich in die Situation kommen, dass ich einen psychotischen Zustand erleide, dann würde ich es als angenehmer empfinden, wenn ich in einem Patientenintensivbett gelagert werde und nicht mit einer Fünfpunktfixierung ruhiggestellt werde. Das mag sehr individuell sein, aber ich meine, dass man sich bei einer solchen Fünfpunktfixierung überhaupt nicht mehr rühren kann, während das in einem Patientenintensivbett durchaus möglich ist. Daher haben wir das auch immer so vertreten.
Gleichzeitig haben wir aber gesagt, dass die Fachleute darüber entscheiden sollen. Es gibt Pro- und Contra-Argumente. Es gab eine Kommission mit Dr Psota, unserem PSD-Chef in Wien, und auch viele meiner Kollegen, Psychologen und Psychotherapeuten, die mit den Patienten arbeiten, sind nach wie vor anderer Meinung. Auch das möchte ich hier festhalten.
Nichtsdestotrotz gibt es diesbezüglich eine rechtliche Veränderung, und es ist völlig klar, dass auf Grund dieses Erlasses auch in Wien das Netzbett ab dem Datum des Erlasses nicht mehr eingesetzt werden wird, weil wir uns klarerweise an rechtliche Maßnahmen halten. – So viel möchte ich zum Patientenintensivbett hier erwähnen.
Psychiatrie an sich ist ein Thema, welches, wie ich glaube, nicht so viele von Ihnen persönlich – nämlich wirklich vor Ort – kennen. Ich habe immer wieder damit zu tun und möchte daher von dieser Stelle auch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Psychiatrien der Stadt Wien richten. Sie leisten großartige Arbeit! Vielen Dank für Ihren täglichen Einsatz! Es ist nicht einfach, mit psychiatrischen Patienten umzugehen, und ich möchte daher von dieser Stelle auch einmal Danke sagen, weil in diesem Bereich viel gute Arbeit geleistet wird. (Allgemeiner Beifall.)
Es wird darauf hingewiesen, dass für Kinder und Jugendliche psychiatrisch, psychologisch und psychotherapeutisch mehr getan werden muss. – Dazu ein klares Ja! Es muss tatsächlich mehr getan werden. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass auch schon in der Vergangenheit viele ambulante Institutionen geschaffen wurden. Dazu gehört auch eine Initiative von mir, die Psychosoziale Plattform in Wien. Es gibt viele Player, die in Wien für die Kinder- und Jugendpsychiatrie etwas tun, aber wir würden noch mehr brauchen. Ich bin mit allen, die das sagen, einer Meinung: Wir brauchen mehr Therapieplätze und mehr entsprechende Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, und auch ich verfechte die Auffassung: Wenn wir nicht bei den Kindern und Jugendlichen beginnen, dann ist es zu spät, denn diese Erkrankungen beziehungsweise psychischen Störungsbilder reichen oft von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter, und wenn sie nicht schon frühzeitig vorbehandelt werden, wird es später umso schlechter. Daher jede Unterstützung in diese Richtung, es kann nie genug sein!
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass in den letzten Jahren sehr viel getan wurde: Es wurden Einrichtungen unterstützt und neu eröffnet, und wir sind hier auf einem guten Weg. Es werden nicht nur im Krankenhaus Nord, Frau Kollegin Korosec, entsprechende Einrichtungen geschaffen, sondern es werden auch viele ambulante Einrichtungen geschaffen.
Insbesondere möchte ich anmerken, dass das Ziel eigentlich die Behandlung in ambulanten Einrichtungen sein sollte. Ein Spitalsaufenthalt ist problematisch, und jeder, der Kinder hat, weiß, dass es besser ist, sein Kind bei sich zu Hause in Pflege zu haben, wenn das möglich ist, als es für zu lange Zeit in eine Institution zu geben. Daher sollte meiner Meinung nach ambulante psychische und psychiatrische Betreuung noch viel mehr unterstützt werden und verstärkt stattfinden. – Auch in diesem Zusammenhang danke ich der Volksanwaltschaft, wenn sie auch darauf eine Auge wirft.
Ich möchte noch ein Wort zu den Securities verlieren, weil wir darüber auch im Ausschuss gesprochen haben: Ich weiß von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass es – wie ich schon gesagt habe – kein Leichtes ist, insbesondere auf einer Psychiatrie zu arbeiten. Oft werden die Patienten samt der Polizei auf die Akutstationen gebracht, das ist also auch nicht ungefährlich. Es kann auch gefährlich werden, und darum bin ich sehr froh, dass wir Securities haben. Ich bin ganz Ihrer Meinung, und es ist für mich selbstverständlich, dass alle Securities auch in diesem Bereich eine ordentliche qualitative Ausbildung haben. Sie dürfen aber auf keinen Fall die Möglichkeit haben, Medikamente zu geben, das steht meiner Ansicht nach nicht zur Debatte. Die Verabreichung von Medikamenten obliegt nicht einmal den Psychologen oder Therapeuten, sondern nur dem Psychiater und dem ärztlichen Personal, und dabei soll es auch bleiben, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist mir ein Anliegen, auch noch zu sagen, dass nicht alles auf einmal geprüft werden kann. Auch der Volksanwaltschaft sind Grenzen gesetzt, und zwar nicht nur betreffend das Personal, sondern auch generell. Darum sage ich noch einmal: Es ist wichtig, dass wir viele verschiedene Kontrollinstanzen in dieser Stadt haben. Diesmal hat die Volksanwaltschaft, wie auch der Bericht zeigt, ihre wichtige und wertvolle Tätigkeit den Bereichen des Strafvollzuges gewidmet, sich aber auch mit den Pflegeinstitutionen und anderen Institutionen beschäftigt, wenn es um Menschenrechte geht.
Dafür möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber natürlich auch den Verantwortlichen, den Volksanwälten, nochmals ganz herzlich danken. Ich freue mich schon auf konstruktive Kritik im nächsten Jahr durch einen guten Bericht, wie er uns auch jetzt vorliegt. – Herzlichen Dank! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Danke vielmals für die Wortmeldung.
Für das Protokoll möchte ich bekannt geben, dass Herr LAbg Mag Kasal von 11.14 Uhr bis 13 Uhr entschuldigt ist.
Ich freue mich, dass wir im Wiener Landtag auch ein Rederecht der Volksanwälte haben, und darf nun die Volksanwälte um ihre Stellungnahme ersuchen. Zunächst ersuche ich Frau Dr Gertrude Brinek, das Wort zu ergreifen.
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