Landtag,
33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll -
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Neuaufrollung dieser Missbrauchsfälle gestellt sind und ihre Aussagen
besser berücksichtigt werden. Es ist, glaube ich, sehr, sehr wichtig, dass man
auf diese Fälle auch eingeht, weil dieser konkrete Fall auf jeden Fall bis zum
Himmel stinkt. Hier gibt es sehr, sehr viele ungeklärte Fragen. Der Täter, es
gilt natürlich die Unschuldsvermutung, ist noch immer aktiv. Wir als
Freiheitliche Partei haben in den letzten Wochen auch eine Untersuchungskommission
gefordert. Bisher hat sich hier seitens der Rathausmehrheit nichts getan.
Wir stellen Ihnen die Frage, was damals wirklich im Aichhorn-Haus
geschehen ist. Wir stellen die Frage, dass es höchst eigenartig ist, dass die
Kinder über Monate vom Schulunterricht befreit wurden, dass sie hier im
Endeffekt wahrscheinlich mutmaßlich als Sexualsklaven eingesetzt wurden. Fragen
über Fragen. Wir hoffen, dass die Staatsanwaltschaft diese Fälle neu aufrollt
und wir hoffen auch, dass, wie ja jetzt bei der Kirche, die Opfer eine
Entschädigung seitens der Täter bekommen. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als
nächste Rednerin hat sich die Frau Abg Smolik zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kinder- und
JugendanwältInnen!
Auch von uns zuerst einmal einen Dank für diesen wieder sehr umfassenden
und sehr informativen Bericht. Ein paar Themen wiederholen sich ja von Jahr zu
Jahr, siehe UN-Kinderrechtskonvention. Auch wir hoffen, dass sich da in den
nächsten Jahren vielleicht doch noch etwas bewegt. Aber immer wieder sind neue
Themen hier angeführt und regen zu Diskussionen an und das begrüße ich sehr.
Ich möchte dann auch noch auf ein beziehungsweise zwei Themen zu sprechen
kommen.
Dieser Fall beziehungsweise diese Vorfälle, die der Kollege Gudenus
jetzt hier geschildert hat, sind auch uns bekannt, weil auch die Betroffenen
bei uns gewesen sind und um Unterstützung angefragt haben. Ich denke, dass
diese Vorfälle, diese Vorwürfe und diese berechtigten Vermutungen der jetzt
jungen Erwachsenen berechtigt sind. Dass diese Vorfälle jetzt bei der
Staatsanwaltschaft liegen und hoffentlich auch behandelt werden, ist ein guter
und wichtiger Schritt und ich bin sehr daran interessiert, dass hier auch
Aufklärung von Seiten der Stadt Wien passiert und erhoffe mir da auch vom Herrn
Stadtrat klare Worte, wenn diese Vorwürfe bestätigt beziehungsweise auch
bewiesen werden.
Zum Bericht. Das Bundeskinder- und –jugendhilfegesetz, die
Stellungnahme, die die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien abgegeben hat, ist
eine sehr ausführliche und ich möchte mich dafür noch einmal sehr herzlich
bedanken, weil es wirklich aufzeigt, in welcher Frage und in welchen Problemlagen
wir uns in diesem Jugendhilfegesetz auch befinden beziehungsweise befunden
haben. Danke auch dafür, dass Sie einfordern, was ja andere Stellen hier auch
eingefordert haben, nämlich die österreichweiten Standards für den
Kinderschutz. Ich glaube, dass es sehr, sehr notwendig sein wird, hier wirklich
Fortschritte zu machen, hier weiterzukommen, um nicht immer in der Frage der
Qualitätssicherung und des Standards hintennachzuhinken, sondern dass es hier
klar formuliert wird. Leider wird das wahrscheinlich in der Form auch nicht so
umgesetzt werden.
Auch die klaren und deutlichen Worte bezüglich der personellen und
finanziellen Situation und Ausstattung der Jugendwohlfahrt sind immer sehr
wohltuend hier auch zu lesen, denn auch wir haben es schon des Öfteren hier in
diesem Haus und im Gemeinderat thematisiert, dass wir sehen, dass es mehr
Personal und auch mehr finanzielle Mittel in der Jugendwohlfahrt braucht, vor
allem, weil die Fälle von Unterbringung und die Krisenfälle immer mehr steigen
und ich fürchte, in den letzten Jahren auch nicht weniger wurden. So glaube
ich, dass wir wirklich massiv in den nächsten Jahren aufstocken müssen, auch in
Wien aufstocken müssen, um hier das Personal in der Form auch zu haben, wie wir
es benötigen.
Zum Thema Kinderarmut hat der Kollege Gudenus ja auch schon ausgeführt,
dass wir das in den letzten Monaten schon des Öfteren hier thematisiert haben
und versucht haben, auch der Mehrheitsfraktion klarzumachen, dass es
Handlungsbedarf gibt, dass wir in Wien eine steigende Anzahl von Kindern und
Jugendlichen haben, die in Armut leben beziehungsweise armutsgefährdet sind.
Manchmal frage ich mich schon, wie viel an Argumenten hier die SPÖ schon auch
noch braucht. Hier steht es wieder schwarz auf weiß im Bericht der Wiener Jugendanwaltschaft
und es ist auch eine unserer zentralen Forderungen, die wir mit Anträgen schon
mehrfach eingebracht haben, nämlich dass es eine Analyse, eine Studie zur
Situation von Kindern und Jugendlichen braucht, die hier in Wien in Armut
leben. Und immer wieder kommt ja das Argument der SPÖ: Das brauchen wir nicht,
wir haben genug Daten, um zu wissen, was wir tun müssen und wie wir reagieren
müssen. Ich glaube, dass das nicht reicht. Ich glaube, dass wir möglichst
rasch, so wie es die Kinder- und Jugendanwaltschaft auch formuliert hat, eine
Analyse der Situation und eine konzentrierte Studie, die sich mit der
Armutssituation von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, in Auftrag geben
sollten, um das dann unaufgeregt zu diskutieren und sich anzusehen, wo man hier
in Wien ansetzen muss, damit Kinder und Jugendliche in einer der reichsten
Städte in diesem Land nicht in Armut beziehungsweise in Armutsgefährdung
aufwachsen müssen.
Eines der beiden Themen, wobei ich begrüße, dass neue
Themen aufgegriffen wurden, ist für mich ein sehr heikles Thema und das wird
auch in dem Bericht angesprochen, nämlich das Thema unter dem Titel
„Unterstützung von Jugendlichen bei ihrer Verselbstständigung“, wo es auch um
Kinder geht, die in so genannten bürgerlichen, gut bürgerlichen oder in
Elternhäuser beziehungsweise in einer sozialen
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