Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 82
immer zwei Abschnitte vermischt. Das ist einerseits der Abschnitt, der
sich mit der Bettelei befasst und der andere Abschnitt, der sich mit dem
Wegweiserecht befasst. Bei der Bettelei kommt der Begriff „gewerbsmäßig“ dazu.
Das wurde bereits ausführlich erläutert. Und wir schreiben im Initiativantrag
ausdrücklich dazu, dass das Betteln für den Eigenbedarf, wenn Menschen in Not
geraten sind, weiterhin erlaubt sein soll. Die ÖVP hat hier mit ihrer
Rechtsauslegung völlig unrecht, völlig unrecht. Das hat am Mittwoch im
„Club 2“ ... (Heiterkeit bei der ÖVP.) Am Mittwoch im
„Club 2“ haben Sie das selber ... Das hätten Sie sich ansehen können.
Der Sprecher der Polizei, der Herr Peter Goldgruber, der offizielle Sprecher
der Polizei hat wörtlich gesagt; „Das Betteln aus einer Notlage heraus wird
auch in Zukunft nicht verboten sein.“ Er hat gesagt (Aufregung bei Abg Mag
Wolfgang Jung.): „Es gibt erläuternde Bemerkungen im Antrag und danach
richten wir uns.“ Mit „wir“ meint er die Polizei. Und er hat noch gesagt: „Seit
30 Jahren bin ich im Polizeidienst und wir haben gemeinsam mit der Stadt
Wien immer Lösungen gefunden.“ Und dann hat er noch gesagt: „Ich habe keine
Sorge, dass die Menschlichkeit zu kurz kommt.“ Das hat am Mittwoch der Sprecher
der Polizei im Fernsehen im „Club 2“ gesagt und da haben viele, viele
Menschen zugeschaut.
Daher haben wir das im Initiativantrag auch so begründet, nämlich das
ist die Intention des Gesetzgebers: Es sollen jene unserer Meinung nach zur
Verantwortung gezogen werden, die dahinter stecken. Wir wollen nicht die Armen
treffen, wir wollen die Organisationen treffen, die gezielt Menschen nach
Österreich, nach Wien bringen, um hier zu betteln und denen das Erbettelte auch
wieder abgenommen wird. Bis 2008, Sie können sich sicher alle erinnern, haben
wir im Straßenbild sehr viele Bettler mit Kindern am Arm gesehen. Es ist uns
mit der Änderung 2008 gelungen, das wegzubringen. Jetzt versuchen sie es
anders, indem sie Bettelbanden einerseits mit Behinderungen und
Verkrüppelungen, aber auch ohne Behinderungen und Verkrüppelungen nach Wien
bringen. Jeder, der mit offenen Augen durch die Stadt geht, kann das sehen. Und
weil ich da heute von Webseiten zitiert werde, kann ich aus diesen, den GRÜNEN
freundlich gesinnten Webseiten auch Einträge von wohlmeinenden (Aufregung
bei Abg Dipl-Ing Martin Margulies.) GRÜNEN zitieren. Da schreibt eine
Frau B am 19. März, ich oute niemand: „Du kannst zum Reumannplatz
fahren und durch die Favoritenstraße gehen. Da wirst du an einem Nachmittag
mindestens zehn Menschen mit schrecklichsten Behinderungen sehen. Es gibt
welche, die bewegen sich auf allen vieren. Man sieht Missbildungen, von denen
man vorher nicht dachte, dass es sie gibt.“ Oder ein Herr Harald L
schreibt um 7.12 Uhr: (Aufregung bei Abg Marco Schreuder.) „Also
wenn wir abseits aller Polemik wirklich verstümmelten schwerbehinderten
Personen, wie auch immer diese Behinderungen zu Stande gekommen sind, helfen
wollen, empfehle ich, der Gegend um den Reumannplatz, Favoritenstraße einen
Besuch abzustatten, weil hier so getan wird, als wäre das alles frei erfunden.“
Also nicht nur wir alle sehen das, wenn wir mit offenen Augen durch die Stadt
gehen, auch andere sehen das.
Die Polizei bekommt ein zusätzliches Instrument. Wien wird keine
Bannmeile. In Wien ist Betteln weiterhin für den Eigenbedarf erlaubt und die
Stadt Wien wird Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt mit der Polizei
mitschicken. Es wird Hilfe vor Ort sofort geben. Wer Arbeit braucht, wird eine
bekommen, wenn er das möchte. Es wird auch andere Informationen geben. Also wir
sorgen vor, dass es wirklich die Richtigen trifft und nicht die Falschen. Wir
haben soziale Verantwortung durch Unterstützung vor Ort. Es gibt vor Ort auch Hilfe
in Bulgarien und Rumänien und so weiter.
Ich möchte zusammenfassend sagen: Einigen geht die Novelle des
Landes-Sicherheitsgesetzes nicht weit genug. Anderen ist sie wesentlich zu
streng. Beide vertreten extreme Standpunkte und alle blenden die Realität aus,
denn nicht jeder, der in Wien bettelt, macht das freiwillig oder hat das
notwendig. Menschen ... (Beifall bei
der SPÖ.) Genau diese gegensätzlichen Reaktionen von diesen beiden Seiten
des Hauses sind der Beweis dafür, ...
Präsidentin Marianne Klicka (unterbrechend): Herr
Abgeordneter, ich ersuche Sie zum Ende zu kommen.
Abg Siegi Lindenmayr (fortsetzend): ... dass wir richtig liegen. Wir sorgen für
mehr Lebensqualität für Wien. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Die Aktuelle Stunde ist
somit beendet (Abg DDr Eduard Schock: Zur Geschäftsordnung, Frau
Präsidentin!). Bei der Aktuellen gibt’s doch nicht zur Geschäftsordnung. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN. - Abg DDr Eduard Schock: Zur Geschäftsordnung, Frau
Präsidentin!) Herr Abg Tschirf zur Geschäftsordnung, bitte, Schock,
Entschuldigung.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Es hat gerade eine Präsidiale getagt, wo im allgemeinen Konsens zur
Mäßigung aufgerufen wurde, zur besonderen Vorsicht im Umgang mit der Sprache.
Und es hat insbesonders der Herr Präsident, aber auch der Herr Klubobmann
Lindenmayr zu dieser Mäßigung aufgerufen. Umso unverständlicher ist es daher,
wenn der gleiche Klubobmann dieser Mehrheitsfraktion hier herausgeht und in
Wahlkampftönen wild um sich schlägt, eine Präsidentschaftskandidatin (Abg
Dipl-Ing Martin Margulies: Was ist das zur Geschäftsordnung?), eine
Präsidentschaftskandidatin ...
Präsidentin Marianne Klicka (unterbrechend): Ich
ersuche Sie, zur Geschäftsordnung zu sprechen.
Abg DDr Eduard Schock (fortsetzend): Ich bin
dabei.
Präsidentin Marianne Klicka (unterbrechend): Ihr
Inhalt ...
Abg DDr Eduard Schock
(fortsetzend): ... eine Präsidentschaftskandidatin in Zusammenhang mit
Keller-Nazi bringt (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist zur
Geschäftsordnung? – Aufregung bei den GRÜNEN.) Ja, zur Geschäftsordnung,
zur Geschäftsordnung, o ja. Ich verlange zur Geschäftsordnung, ich verlange die
Überprüfung eines Ordnungsrufs für den Herrn Klubobmann, weil
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