Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 82
und wir zeigen es auch diesmal hier deutlich. Die Stadt Wien
unterstützt zum Beispiel seit zehn Jahren verschiedene Projekte im Ausland. Und
auch hier werden wir verstärkt Projekte in den betroffenen Gebieten und
Regionen unterstützen. Behinderte Menschen dürfen nicht instrumentalisiert
werden. Sie dürfen nicht von Wuchern gezwungen werden, in Wien zu betteln. Es
darf nicht sein, dass deren Einnahmen zum Großteil von Hintermännern eingestreift
werden.
Was die FPÖ und die ÖVP wollen, ist ein allgemeines Bettelverbot. (Abg
Dipl-Ing Martin Margulies: Das macht ihr gerade!) Dazu sagen wir Nein, weil
Betteln kein Verstoß gegen ein Gesetz sein darf. Man kann nicht alles
verbieten, sehr geehrte Damen und Herren, was einem nicht gefällt. Glauben Sie
mir, ginge es danach, dann wären viele Aktivitäten der FPÖ verboten, weil es
vielen Menschen nicht gefallen würde.
Zweitens: Verbieten und Wegsperren ist keine Lösung, für gar nichts,
denn sonst wären die Staaten mit den strengsten Gesetzen und den meisten
Gefangenen die sichersten. Das ist nicht der Fall, siehe China oder die USA.
Darum setzen wir auf ganz bestimmte Einschränkungen des Bettelns und zwar auf
solche, die Menschen missbrauchen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Betteln ist in Wien erlaubt und es wird weiter erlaubt sein. Wir haben
keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Die Wiener Polizei hat genug andere
Dinge zu tun. Sie braucht sich nicht darum zu kümmern, ob jemand an einer
Straßenecke vielleicht um ein paar Cent gebeten hat und sie wird sich auch
nicht darum kümmern. Das müsste sie aber, wenn die Forderungen der FPÖ und ÖVP
umgesetzt werden würden. (Aufregung bei Abg Mag Wolfgang Jung.)
Ja, nach Ihnen würde man Zuwanderung verbieten, EU verbieten,
hundefreie Zonen verbieten, Minarette verbieten, ausländisch Sprechen
verbieten. Es gibt unzählige weitere Möchtegernverbote der FPÖ. Wir hätten ein
Strafgesetzbuch, das doppelt so dick ist wie heute.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist uns bewusst, dass wir mit dieser
Novelle die Armut nicht beseitigen werden. Wir arbeiten auch daran, die Armut
von Grund auf zu beseitigen, siehe unser Verlangen und die Durchsetzung der
Mindestsicherung. (Abg Mag Wolfgang Jung: Sie müssen sie aber auch durchsetzen!)
Und da müssen wir noch immer die ÖVP bitten und streicheln, denn obwohl es seit
zwei Jahren in der Lade liegt, wehren Sie sich heute noch dagegen, es
durchzusetzen. Sie wehren sich, die Armut von Grund auf zu verändern
beziehungsweise zurückzudrängen. Aber wir werden es mit dieser Novelle mit
Sicherheit schaffen, dass sich ein paar Hintermänner weniger noch mehr dicke
Autos kaufen können. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Mag Kowarik. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Dietbert Kowarik
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Das Thema der Aktuellen Stunde bezieht sich auf die vorliegende
Gesetzesinitiative zur Novellierung des Wiener Landes-Sicherheitsgesetzes, wir
haben es schon gehört. Es geht um die Anpassung des Gesetzes in Bezug auf das
Bettelverbot, wobei das gewerbliche Betteln verboten werden soll. Mein Kollege
Gudenus hat schon ausführlich angeführt, dass es bei diesem Gesetz
grundsätzlich womöglich auch Probleme in der Vollziehung geben wird. Es wird
sich zeigen, ob die vorgesehenen Bestimmungen ihren Zweck auch wirklich
erfüllen können.
Grundsätzlich sagen wir, wir sind für eine Verschärfung, wir werden diesem
Gesetz zustimmen. Unsere Kritik ist in diesem Punkt aber noch eine andere und
zwar kritisieren wir, dass bei Sicherheitsproblemen in dieser Stadt immer nur
zögerlich vorgegangen wird und das Ganze immer nur dann aufgegriffen wird, wenn
es eigentlich schon zu spät ist. Es wird also immer nur reagiert und nicht
vorausblickend entsprechend gesetzliche und verwaltungstechnische Vorsorge
getroffen. Dass wir jetzt heute dieses Gesetz zur Beschlussfassung bekommen,
ist wieder einmal nur Stückwerk. Es behandelt nur einen kleinen Teilaspekt des
bei uns vorherrschenden Sicherheitsproblems.
Gleiche Entwicklungen sind wir ja schon gewohnt in Wien. Wir haben,
auch das haben wir schon gehört, immer wieder Beruhigungspillen bekommen
beziehungsweise der Wähler bei der Einsetzung verschiedenster Behördenorgane
zur Vollziehung verschiedenster Verwaltungsbestimmungen, zum Beispiel. Es gibt
da diverseste Organe auch mit diversester Bekleidung und der Wiener
Kapperlsalat, sage ich einmal, ist ja schon über unsere Stadtgrenzen hinaus
weit bekannt. Wir sagen, da sollte man anders vorgehen. Es ist eben der
Vorschlag der FPÖ nach einer Sicherheitswacht und nach einer eigenen
Geschäftsgruppe für Sicherheitsfragen. Dieser Vorschlag wäre eine sinnvolle
Möglichkeit, in einer Behörde gebündelt Sicherheitsagenden zu vereinen und
durch einen Organkörper die Vollziehung zu gewährleisten und die Polizei zu
unterstützen. Von der SPÖ hört man immer zuerst, dass die Vorschläge der
Opposition untauglich sind und unmöglich sind und dass in Wien sowieso alles in
Ordnung ist. Regelmäßig kann aber dann auch die SPÖ auf den Druck und auf die
Unzufriedenheit der Bevölkerung, muss darauf reagieren und ringt sich dann zu
irgendwelchen halbherzigen Maßnahmen durch. Unausgegorene Schnellschüsse sind meistens
dann das Resultat. Wie gesagt, ein Stückwerk davon haben wir heute wieder
vorliegen.
Meine Damen und Herren! Also gerade die Forderung
der FPÖ nach einer Sicherheitswacht und nach einer einheitlichen
Geschäftsgruppe ist nichts Außergewöhnliches. Ich darf Sie darauf hinweisen,
dass andere sozialdemokratische Bürgermeister und andere sozialdemokratische
Stadtregierungen hier mutiger sind als die Genossen in Wien. Ich weise zum
Beispiel auf die relativ neue Ordnungswacht in Wels hin. Dort gibt es nunmehr
Bedienstete des Magistrats, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollen und die
Polizei in ihrer Arbeit unterstützen sollen. Interessant ist, die
Stadtverwaltung in Wels
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