Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 82
der Behindertenkommission ist, hat auch in einer Aussendung
festgestellt: Es zeigt sich, dass Wien die UN-Konvention für Rechte behinderter
Menschen ernst nimmt und umsetzt. Durch die Pflegegeldergänzungsleistung für
Persönliche Assistenz wird in Wien Selbstbestimmung für Menschen mit
Behinderung ermöglicht.
So weit sind wir alle sehr erfreut, wie es bisher gelungen ist, und ich
denke, Sie werden sich jetzt meine letzte Frage vorstellen können: Frau
Stadträtin, können Sie sich vorstellen, in nächster Zeit die
Pflegegeldergänzungsleistung, die sehr erfolgreich für Menschen mit
Körperbehinderungen läuft, auch auf Menschen mit Sinnesbehinderungen und
anderen Behinderungsarten auszudehnen?
Präsidentin Marianne Klicka: Bitte um die Beantwortung,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau Landtagsabgeordnete!
Ich habe jetzt den Bericht nicht da, deshalb kann ich nur sinngemäß
zitieren und - Sie sind mir da offensichtlich voraus - kann nicht wortwörtlich
zitieren. Das Kontrollamt hat - und ich teile Ihre Meinung, der FSW hat das
sehr gut argumentiert - natürlich schon große Kritik auch an den Kosten geübt,
nämlich sehr stark kritisiert, dass die Kosten deutlich über dem sind, was
veranschlagt war. Aber im Sinne der Betroffenen war die Stellungnahme des FSW
diesbezüglich sehr wichtig.
Wir haben diese Form der Pflegegeldergänzungsleistung - wie wir auch
gemeinsam diskutiert haben - bis zum Jahr 2011 einmal vorgesehen. Wichtig ist,
und das besagt ja auch der Titel Pflegegeldergänzungsleistung, das ist nach wie
vor meine Position zum Thema der Persönlichen Assistenz, dass das eigentlich
ein Teil des Pflegegelds sein müsste und dass es dort auch richtig eingetaktet
wäre. Das heißt, die Forderung nach einer nach oben offenen Pflegestufe mit der
sofortigen Zusage, dass, wenn das im Bundespflegegeld so geregelt wird, wir
auch unser Landespflegegeld dementsprechend in der Sekunde anpassen würden,
bleibt weiterhin aufrecht.
Daher denke ich derzeit nicht an eine Ausweitung, sondern verwende sehr
große Kraft darauf, diese meine Forderung umzusetzen. Es schaut nicht
wahnsinnig rosig aus, wenn man weiß, wie sozusagen der Budgetpfad im Bund in
den nächsten Jahren ist, aber ich denke trotzdem, dass wir dabei bleiben
sollten, die Dinge auch richtig zu organisieren. Persönliche Assistenz ist gut,
richtig und wichtig, müsste aber vom Pflegegeld abgedeckt werden, und daher ist
es in zwar nicht wahnsinnig vielen, aber doch einigen und für die Betroffenen
ganz besonders wichtigen Fällen einfach notwendig, zu einer offenen
Pflegegeldstufe zu kommen.
Präsidentin Marianne Klicka: Danke für die Beantwortung.
- Somit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen
hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „SP-Novelle des Wiener
Landes-Sicherheitsgesetzes - Beruhigungspille vor der Wahl" verlangt. Das
Verlangen wurde gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß
beantragt.
Ich bitte den Erstunterzeichner, Herrn Abg Mag Gudenus, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn
Minuten begrenzt ist. Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass
sich die Damen und Herren Abgeordneten nur einmal zum Wort melden dürfen und
ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. - Bitte, Herr Mag Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Schönen guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Landtag!
Wir behandeln heute wieder ein brisantes Thema in der Aktuellen Stunde.
Heute geht es um das schon sehr lange bekannte, aber vielfach vernachlässigte
Problem der organisierten Bettelei oder Bettelmafia. Auch das Verhalten der
Parteien, vor allem der SPÖ und der anderen Parteien, will ich hier kurz
beleuchten:
Wir wissen, dass vor allem in der Innenstadt von Wien, auch im
Stationsbereich von vielen Verkehrsmitteln, in Einkaufsmeilen, in Märkten, auf
öffentlichen Plätzen sich in den letzten Jahren eine regelrechte Bettlerszene entwickelt
hat. Immer öfter trifft man diese Bettler an, und man trifft darunter in den
letzten ein, zwei Jahren vor allem Behinderte an. Strafunmündige Minderjährige
sind eher in den Hintergrund getreten, aber immer noch gibt es ganz selten
Frauen mit Kleinkindern, die trotz des Verbotes nach wie vor ihrem Geschäft auf
Kosten der Kinder nachgehen. Dieser Umstand ist ganz besonders verwerflich, da
sich diese Bettler in einer sehr, sehr großen Abhängigkeit befinden und
entgegen den Menschenrechten regelrecht ausgebeutet werden.
Die Wiener haben bisher dieses Bettlerunwesen sehr, sehr geduldig
ertragen. Aber sie bemerken immer öfter, dass es sich eben nicht nur um
Bedürftige handelt, sondern fast ausschließlich um ausgebeutete Menschen aus
Osteuropa, die letztlich missbraucht werden, die keine Zukunft haben und die
vor allem keine Chance haben, aus ihrer Armut herauszugelangen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Seit 1.7.2008 ist das Betteln mit
Kindern nach dem Wiener Landes-Sicherheitsgesetz unter Strafe gestellt. Das
Vorschieben von wehrlosen Kindern ist also verboten, und es ist nicht zu
akzeptieren. Verboten sind in Wien auch das aufdringliche, aggressive Betteln
und das organisierte Betteln. Man sieht also, der Druck der FPÖ hat sich
ausgezahlt, und die SPÖ hat schon damals die Forderung der FPÖ zumindest
teilweise übernommen. Seit Inkrafttreten dieser gesetzlichen Bestimmungen
wurden kontinuierliche Anzeigen wegen Betteln mit Kindern erstattet. Das heißt,
es wird auch exekutiert.
Auch heuer im Frühjahr - jetzt, wo es wärmer wird -
sieht man ein Ansteigen des Bettlerunwesens. Kinder gibt es weniger, aber immer
mehr Leute mit Versehrungen und Behinderungen. Man sieht also, dass die
bisherigen Bestimmungen nicht ausreichen. Sie haben zwar ihren Sinn, aber sie
reichen nicht aus. Die Wiener Linien haben schon einen ersten Schritt in die
richtige Richtung
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