Landtag,
29. Sitzung vom 28.01.2010, Wörtliches Protokoll -
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habe ich kein Verständnis! Hoffentlich entwickelt sich das besser!
Zum Glück ist das heutige Thema erfreulicher. Das verpflichtende letzte
Kindergartenjahr bringt – wie erwähnt – mehr Bildungschancen für
Kinder. Nach dem großen Sprung Gratiskindergarten ist das ein weiterer Schritt
nach vorne, und es freut mich sehr, dass es ein Schritt ist, den wir hier im
Haus breit tragen, und es ein Schritt ist, den wir in ganz Österreich gehen. Das
stimmt sehr zuversichtlich für weitere Schritte! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Marianne Klicka: Weitere Wortmeldungen liegen
nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für geschlossen und erteile dem
Berichterstatter das Schlusswort.
Berichterstatter Amtsf StR Christian Oxonitsch: Meine
sehr verehrten Damen und Herren!
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Ich glaube, der heutige
Tag, an dem wir mit einer sehr breiten Mehrheit hier im Wiener Landtag dieses
Gesetz beschließen werden, ist ein guter Tag!
Ich möchte ganz offen sagen: Die Argumente, die seitens der
Freiheitlichen Partei angeführt wurden, warum man nicht zustimmt, sind wirklich
nicht nachvollziehbar! Die Analyse, dass es Kinder mit Sprachdefiziten,
sozialen Defiziten und motorischen Defizite gibt, trifft durchaus zu. Ich
verstehe aber überhaupt nicht, wie man daraus die Schlussfolgerung ziehen kann,
dass man nicht früher zu fördern beginnen soll, sondern sogar später! (Abg Mag
Wolfgang Jung: Laut Geschäftsordnung fasst der Berichterstatter zusammen und
gibt keine Kommentare ab!)
Ich halte mich sehr genau an die Geschäftsordnung! Ich darf
zusammenfassen und auch auf Argumente, die geäußert wurden, eingehen! Wenn Sie
dieses demokratische Recht des verantwortlichen Landesrats schon in Frage
stellen, na dann Gute Nacht, mein sehr geehrter Herr Jung! Das sage ich dazu.
(Abg Mag Wolfgang Jung: Sie scheren sich offenbar nicht um die
Geschäftsordnung!)
Es ist mein Recht, auf diese Argumente einzugehen, vor allem dann, wenn
sie so krude sind, wie sie hier vorgebracht wurden! Wenn Sie sagen, dass es
Kinder mit Defiziten gibt, man aber nicht beginnen soll, sie noch früher zu
fördern und zu unterstützen, etwa zur Bekämpfung von Sprachdefiziten, von
motorischen Defiziten und von sozialen Defiziten, dann kann ich mich dieser
Argumentation einfach nicht anschließen, und es muss auch legitim sein, darauf
einzugehen!
In logischer Konsequenz würde das nämlich heißen: Fangen wir noch
später an, dann ersparen wir uns vielleicht Probleme in der Bildungspolitik! –
Das ist nicht mein Zugang! Bildungspolitik muss möglichst früh bei den Kindern
ansetzen, am besten im Kindergarten, und dafür sorgen wir in Wien, meine sehr
geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Darum bin ich auch sehr froh darüber, dass gerade im Zusammenhang mit
der Art 15a-Vereinbarung eine wirkliche bildungspolitische Diskussion über
den Stellenwert der Elementarpädagogik und der Frühkindpädagogik in Gang
gekommen ist. Damit legen wir tatsächlich den Fokus auf einen sehr wichtigen
Bereich, was nicht immer der Fall war. So wurde zum Beispiel unter der
blau-schwarzen Regierung die zusätzliche Unterstützung durch die
Kindergartenmilliarde gestrichen.
Ich will jetzt gar nicht auf die einzelnen Punkte eingehen. Das ist
eine Frage der Wertigkeit. Damals wurden die Unterstützungen gestrichen, unter
der jetzigen Bundesregierung wird das sichergestellt.
Ich glaube, wir haben auch gute Gespräche mit der Frau Staatssekretärin
geführt. Ich hoffe nur, dass die Frau Staatssekretärin das, was damals nicht
zuletzt auf Grund meines Drängens vereinbart wurde, auch für die Zukunft
sicherstellen kann, nämlich die entsprechende finanzielle Förderung, die ja
zeitlich begrenzt ist. Ich hoffe, Kollegin Riha, dass wir gemeinsam Seite an
Seite bei der Frau Staatssekretärin sicherstellen können werden, dass Wien
weiterhin diese Unterstützung bekommt!
Fraglos ist nämlich die Umsetzung dieses Projektes eine finanzielle
Herausforderung. Kollege Wutzlhofer hat schon darauf hingewiesen, dass wir ein
Vielfaches von dem, das wir seitens des Bundes auch für das verpflichtende
Kindergartenjahr zur Verfügung gestellt bekommen, in diesen Bereich
investieren. Trotzdem würde ein Wegfall dieser Unterstützung natürlich Folgen
haben. Ich hoffe, dass unser gemeinsamer Einsatz im Interesse der Wienerinnen
und Wiener bei der Frau Staatssekretärin letztlich auch entsprechend Früchte
tragen wird.
Das gilt auch für die entsprechende Anschlussfinanzierung, die, wie wir
alle wissen, im heurigen Jahr ausläuft. Ich gehe davon aus, dass wir auch dafür
gemeinsam eintreten werden, dass diese Mittel seitens des Bundes weiterhin zur
Verfügung gestellt werden, damit wir den Ausbau, den wir in Wien in den
vergangenen Jahren sehr intensiv betrieben haben, auch in Zukunft fortsetzen
können. Kollege Wutzlhofer hat schon darauf hingewiesen, dass wir allein in den
vergangenen beiden Jahren 5 000 Plätze zusätzlich schaffen konnten. Das
ist nämlich wichtig und notwendig, vor allem dann, wenn man nicht nur
Lippenbekenntnisse hier im Wiener Landtag abgeben, sondern gemeinsam an einer
Verbesserung der Situation arbeiten will. Im Hinblick darauf freut es mich
natürlich, wenn wir uns hier im Haus einig sind, etwa auch dann, wenn es zum
Beispiel um die Schaffung eines Bundesrahmengesetzes geht.
Ich bin gespannt, wie diese Diskussionen in weiterer Folge aussehen
werden! Ich habe jetzt mit großer Freude in der Zeitung gelesen, dass auch in
Vorarlberg ein wenig Bewegung in den Bereich der Kindergärten und der
Kinderbetreuungseinrichtungen kommt, und zwar mit dem – man glaubt es
kaum! – revolutionären Vorschlag, dass man schon Kindergartenplätze für
Dreijährige anbietet. Na bum!
Wenn ich mir jedoch hier die Bekenntnisse der ÖVP
anhören, dann glaube ich, dass es noch einen großen Überzeugungsbedarf auch
innerhalb der ÖVP gibt. In anderen Bundesländern ist es nämlich nicht
selbstverständlich, Plätze für Null- bis Dreijährige überhaupt
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