Landtag,
28. Sitzung vom 26.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 76
Notwendigkeit, dass die Bundesregierung beziehungsweise das Parlament
das beschließt! Was soll das? Warum müssen die anderen erzwingen, wenn ein
Bundesland das nicht will, dass das dann etwa auch in Tirol oder Salzburg
erlaubt sein muss? Das steht in dieser Novelle, und das ist sehr schade!
Was hätte man denn als Alternative wählen können? Norwegen hatte zum
Beispiel auch diese Automaten. Norwegen ist nicht in der EU, hat aber eine
ganze Menge EFTA-Abkommen. Dort hat man gesagt: Das Ganze hat mafiöse
Strukturen, es zieht Kriminalität und einen Haufen soziales Leid nach sich. Die
Spielsucht nimmt wie wahnsinnig zu. Das wollen wir nicht. Daher verbieten wir
es beziehungsweise machen es zumindest anders: Es bietet kein Privater an,
sondern der Staat kontrolliert das und schränkt das Angebot ein, und auf diese
Weise funktioniert auch der Jugendschutz et cetera. Und das eingenommene Geld
staubt nicht ein Privater ab, sondern das fließt in Prävention, Hilfe und
Therapie.
Norwegen hat das so gemacht, und natürlich hat es gleich eine
Gegenklage mit dem Argument gegeben: Das geht nicht, denn wir haben einen
freien Markt! Was ist herausgekommen? – Norwegen ist deswegen, weil sie
gesagt haben, dass sie damit die Spielsucht eindämmen, mit der gesamten
diesbezüglichen Argumentationskette durchgekommen. Das ist möglich! Wenn man
politisch wollte und nicht selbst auf das Geld angewiesen wäre, wenn man nicht
selbst viele Zehntausende bis Hunderttausende Euro über Inserate lukrieren
würde, dann könne man sagen: Wir wollen das nicht, wir regeln das
anders! – Das war früher auch anders. Vor 20 Jahren beziehungsweise vor 10
Jahren hat es die Novomatic nicht beziehungsweise nicht in diesem Ausmaß
gegeben.
Die Frage ist, ob der politische Wille vorhanden ist. Das ist die
einzige Frage! Möglich ist es. Es bleibt die Frage: Will irgendjemand das, was
die GRÜNEN hier fordern, nämlich kein Kleines Glücksspiel? – Die FPÖ will
es nicht mehr. Früher haben sie es abgelehnt. Dann ist irgendwann Herr Stefan
in den Nationalrat gewechselt und hat gemeint: Das mit diesen 600 Konzessionen
im Prater ist ohnedies super. Und vorige Woche wurde GR Lasar in einer OTS
zitiert: „Da passt ohnedies so. Wir wollen keine kleinen Lokale quer über Wien,
aber die FPÖ ist unter diesem Aspekt einverstanden mit einer Billigung des
Kleinen Glücksspiels.“
Die FPÖ hatte, wie gesagt, einmal eine andere Position! Herr Jung und
ich haben einmal gemeinsam eine Sendung – entweder „Report" oder
„Schauplatz" – gemacht. Damals war das noch ganz anders. Damals waren
unsere Positionen nahe beieinander. Mittlerweile ist das leider nicht mehr so!
Ich hoffe allerdings, dass die SPÖ nicht nur dort, wo sie jetzt keine
Einnahmen daraus hat, dabei bleibt und sagt, dass sie das Kleine Glücksspiel
nicht will, sondern auch dort, wo es viel Geld gibt. Das sind nämlich
60 Millionen EUR Blutgeld! Dieses Geld nehmen Sie auf Kosten von
Leuten ein, deren Leben Sie ruinieren! Das kann man gar nicht oft genug sagen!
In dieser Schlaufe kann ich mich gar nicht fangen! Das muss man an jedem Ort
immer wieder sagen! Das widerspricht der Sozialpolitik! Es gibt tausende Leute,
die mit diesem Glücksspiel ins Elend fallen. Und Sie nehmen das in Kauf, und
jedes Jahr wird es mehr!
Wissen Sie, wie hoch der Zuwachs ist? Vor Kurzem waren es
40 Millionen EUR Einnahmen, jetzt sind es 60 Millionen EUR.
Innerhalb weniger Jahre gibt es um 50 Prozent mehr Automaten.
Ununterbrochen werden neue Automaten aufgestellt. Sie sehen es ja selber! Sie
haben heuer 600 neue Konzessionen für den Prater angekündigt, wobei ein Teil
davon wahrscheinlich irgendwo anders verschwindet. Bis jetzt sind es immer mehr
geworden. Das steigt in einem rasanten Tempo an, und man muss sich fragen: Wie
viel können die Leute überhaupt noch hineinwerfen?
Wenn es nach mir geht, wird diesem Spuk ein Ende bereitet. Die
Vorgangsweise der Novomatic ist für mich nicht ausschließlich deswegen
bedenklich, weil ich das soziale Elend sehe, sondern ich halte das fast schon
für demokratiepolitisch bedenklich, und zwar etwa in Anbetracht dessen, welcher
Druck auf Journalisten und Journalistinnen ausgeübt wird und in welchem Ausmaß
beim ORF und in anderen Redaktionsstuben lobbyiert wird.
Wie oft dabei das Inseratenvolumen eine Rolle spielt, muss sich jeder
selber ausrechnen. Es gibt eine Tageszeitung in Österreich, die eine
Kooperation hat. Das kann man sich unter „Admiral Online“ anschauen. Dort
finden sich 30 Artikel einer einzigen Tageszeitung, die noch nie ein Wort der
Kritik am Kleinen Glücksspiel geschrieben hat, aber zahlreiche
Werbeeinschaltungen beinhaltet, die nicht als solche gekennzeichnet sind. So
kauft man sich ein! Das ist nichts anderes!
Bleibt die Frage, ob sich die SPÖ von der Novomatic auch einkaufen
lassen will oder nicht. Ich glaube, die einzelnen Personen, die da sitzen, sind
dazu nicht bereit. Ich hoffe, die Gesamtorganisation auch nicht! – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Marianne Klicka: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Mag Neuhuber. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Herr Kollege
Ellensohn!
Ich muss Sie enttäuschen: Ich werde jetzt nicht mit
Zähnen und Klauen, wie Sie wahrscheinlich vermutet haben, das Kleine
Glücksspiel verteidigen. Ganz im Gegenteil! Ich meine, in Teilen der Analyse
sind wir gar nicht einmal so weit voneinander entfernt! Ich schließe mich
durchaus Ihrer Auffassung an, dass beim Kleinen Glücksspiel in Wien in den
letzten Jahren einiges schief läuft. Die ursprüngliche Intention des
Gesetzgebers vor zirka zehn Jahren, als es die letzte große Novelle gegeben
hat, das Kleine Glücksspiel zu kontrollieren, ist sicherlich nicht in dem
Ausmaß, wie man es damals vor Augen hatte, geglückt, überhaupt keine Frage! Und
ich glaube, wir sind als Gesetzgeber sehr gut beraten, hier etwas zum Positiven
zu verändern, allerdings mit Augenmaß, mit einer vernünftigen Analyse und ohne
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