Landtag,
27. Sitzung vom 23.09.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 78
das, wenn das die ÖVP gerne hätte, denn die Großkoalition ist manchmal
für die SPÖ offensichtlich nicht schlecht.
Nächster Punkt: Biosphärenpark Wienerwald. Auch wunderschön. Da gibt es
im Biosphärenpark Wienerwald eine nette Geschichte, von der wir alle schon
einmal gehört haben, die Ladenburghöhe. Um in Erinnerung zu bringen, wie es mit
der Ladenburghöhe war: Da hat ein, sage ich einmal, finanziell potenter Mensch
vier Schrebergärten gekauft und bei den vier Schrebergärten an jedes Eck eine
Schrebergartenhütte hingestellt, sodass es zufälligerweise zusammen eine Villa
gemacht hat. Das ist sich halt so ausgegangen. Dann hat es ein Verfahren
gegeben, wo der Abriss dieser Villa angestanden ist. Aber das zieht sich jetzt
schon einige Jahre dahin und es ist gar nichts passiert. Es ist ein Bescheid
gekommen, dann noch ein Bescheid und die Villa steht noch immer. Da denke ich
mir, ich glaube Ihnen alles, wenn ich sehe, wie dort die Bagger auffahren und
diese Villa abreißen, die gar keine Villa ist, sondern eigentlich vier
kombinierte Schrebergartenhütten.
Genau das Gleiche ist mit dem Schutzgürtel der Fall. Wenn die Stadt
Wien wirtschaftlichen Bedarf hat, kommt der Grüngürtel, auch im Süden Wiens, in
Rothneusiedl, in Wirklichkeit weg. Das Einzige, was dem Schutzgürtel noch
hilft, ist sozusagen der Herr Stronach in umgekehrtem Sinn, weil er dort eine
Option bis 2013 hat und sich weder die Stadt noch der Herr Stronach dort
bewegen können. Ich denke mir, eigenartig.
Noch ein Punkt, dann möchte ich schon mit diesem Teil der Geschichte
aufhören. Auf Seite 55 wird beschrieben, wie toll die Übersiedlung der
Würfelnattern beim Blauen Wasser vor sich gegangen ist. Jetzt kann man darüber
streiten, ob das in Wirklichkeit für die Würfelnattern etwas gebracht hat, aber
da wird lang und breit im Text auf Seite 55 darauf eingegangen, wie toll
man den Alberner Hafen und das Blaue Wasser sozusagen bewältigt hat mit dem
Ausbau des Hochwasserschutzes. Wunderbar, aber die Debatte im Umweltausschuss
darüber, dass man einfach nicht imstande war, die Gewässervernetzung 365 Tage
im Jahr aufrechtzuerhalten, weil man zwei Rohre nicht gescheit verlegt hat,
weil man in Wirklichkeit, sage ich einmal, ein bisschen unfähig war, die Rohre
vielleicht um einen halben Meter tiefer zu legen und es im Nachhinein zu teuer
gekommen wäre, wird natürlich verschwiegen. Faktum ist, das Übersiedeln der
Würfelnattern war wunderbar, aber dass zum Beispiel die Gewässervernetzung, die
man auf der Wasserrahmenrichtlinie haben sollte, dort nicht das ganze Jahr
gewährleistet ist, steht nicht da, weil das ein Widerspruch wäre.
Wie gesagt, wir werden dem Bericht zustimmen, aber ich würde einmal
bitten, vielleicht nicht nur die ganz guten Sachen darin zu erzählen, sondern
auch diese Dinge, die weniger gut funktionieren. Da ist die SPÖ, die die
Stadtregierung in Wien allein stellt, zwar nicht schlecht unterwegs, aber gut
ist besser als nicht schlecht.
Jetzt zu den beiden Anträgen. Einer der beiden Anträge betrifft die
380 kV-Leitung zwischen Wien und Györ. Wir haben heute schon einmal in der
Fragestunde, wenn man so will, darüber gesprochen. Wir setzen hier zwei Anträge
ein. Und zwar lautet der eine:
„Der Wiener Landtag fordert den Herrn Landeshauptmann Häupl und die
Frau Umweltstadträtin Sima dazu auf, aktiv gegen den Bau der geplanten
380 kV-Leitung Wien-Györ aufzutreten. Insbesondere soll Wien als
Eigentümer der Wien Holding, die wiederum Anteile am Verbund hält, über seine
Eigentümerrechte den Stopp des Projektes fordern.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung.“
In unserem zweiten Antrag geht es um eine EU-Beschwerde gegen das
UVP-Verfahren Mochovce. Der Herr Bürgermeister hat daraufhin schon einmal
repliziert: „Der Wiener Landtag fordert die Wiener Landesregierung dazu auf,
bei der EU-Kommission hinsichtlich des laufenden UVP-Verfahrens zum Bau von
Mochovce 3 und 4 eine Beschwerde gegen die Verletzung des EU-Rechts
einzubringen.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung des
Antrages.“
Diese beiden Anträge haben zwei andere Anträge ausgelöst. Das habe ich
interessant gefunden. Den einen Antrag von der SPÖ möchte ich schon
kommentieren. Darin geht es darum, dass der Herr Bundesminister Nikolaus Berlakovich
ersucht wird, auf Bundesebene alle notwendigen Maßnahmen gegen den geplanten
Ausbau des AKW Mochovce zu ergreifen. Dazu denke ich mir, kein schlechter
Antrag, ich würde sagen, dem kann man genau nicht nicht zustimmen, weil das
eine No-Na-Geschichte ist. Das ist genau so, wie wenn ich einen Antrag stelle,
im Sommer soll es nicht so warm sein! Das ist echt ein Wahnsinn! (Abg Heinz
Hufnagl: Im Sommer soll es schon warm sein!) Also bitte, das ist ein
G’schichterl! Da denke ich mir, mit dieser Geschichte könnt ihr euch in
Wirklichkeit gemeinsam mit der ÖVP hinstellen und sagen: „Wir haben alles gegen
Mochovce unternommen. Der Herr Berlakovich wird sich einsetzen und wird
überhaupt die Welt umpflügen." „Pflügen" ist beim Kollegen
Berlakovich sehr gut, weil er durchaus weniger mit Kopenhagen, sondern eher mit
Moskau und der Agrarpolitik zu tun hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich würde einmal sagen, einem solchen No-na-Antrag werden wir zustimmen, aber
ich denke mir, die Woche hat sieben Tage, und das haben wir gerade beantragt.
Den nächsten Antrag finde ich interessant. Da hat
sich die SPÖ nicht einmal die Mühe gemacht, die Formatierung des grünen
Antrages zu verändern. Das finde ich interessant, weil die schauen
normalerweise immer anders aus. Ich habe zuerst gedacht, wir haben noch einen
dritten Antrag, ich habe mich geirrt. Nein, es ist ein SPÖ-Antrag, der lautet:
„betreffend EU-Konformität des laufenden UVP-Verfahrens Mochovce". Dazu
möchte ich ein paar Worte über das UVP-Verfahren verlieren. Das kennen wir eh
alle, UVP-Verfahren wird von den Betreibern immer mit „unheimlich viel
Papier" übersetzt,
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