Landtag,
23. Sitzung vom 27.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 40
Ruhestand versetzt worden, davon 536 aus gesundheitlichen Gründen und 91 aus organisatorischen Gründen. Für das Jahr 2008 kann ich Ihnen nur vorläufige Zahlen bis zum November sagen. Da wurden 582 Beamte vorzeitig in den Ruhestand versetzt, 514 aus gesundheitlichen Gründen und 68 aus organisatorischen Gründen.
Und jetzt rechnen Sie nach Ihren eigenen Berechnungen
damit, dass wir einen finanziellen Mehraufwand auf Grund neuer
arbeitszeitrechtlicher Vorschriften in der Größenordnung von
85 Millionen EUR haben - und lassen es zu, dass Jahr für Jahr
600 Frühpensionierungen erfolgen, davon wiederum 10 Prozent aus
organisatorischen Gründen?! Das kostet mehr als diese
85 Millionen EUR pro Jahr! Und ich frage mich, wie Pensionierungen aus
organisatorischen Gründen in einem so riesigen Apparat wie der Wiener Gemeinde,
wie dem Magistrat, aber auch dem KAV, überhaupt noch zu rechtfertigen sind.
Denn dass man hier Personen nicht anderswo einsetzen kann, dass man diese nicht
umschulen kann, dass wir diese nicht brauchen können, das können Sie mir doch
nicht erzählen! - Oder tun Sie es hier, und Sie müssen die Verantwortung dafür
tragen! (Beifall bei der ÖVP.)
Im Mittelpunkt steht natürlich, dass wir unsere
Dienstnehmer und Dienstnehmerinnen gesund erhalten müssen. Und da ist mir
einfach zu wenig passiert, denn nur schöne Worte reichen nicht. Es ist einfach
erforderlich, dass wir die Frühpensionierungen aus gesundheitlichen Gründen
hinunter bringen. Und wenn wir diese nicht hinunter bringen, dann haben die
Verantwortlichen in diesem Bereich versagt.
Wir bringen daher einen Beschlussantrag an die
zuständige Stadträtin für Integration, Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und
Personal ein, jährlich an die Gemeinderätliche Personalkommission Bericht zu
legen über die im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsförderungen
für die Mitarbeiter der Stadt Wien getätigten Maßnahmen sowie Sorge dafür zu
tragen, das zur Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen, um Mitarbeiter
länger gesund und produktiv am Berufsleben teilnehmen zu lassen, angekündigte
Maßnahmenpaket bis spätestens April 2009 zu präsentieren und ehest umzusetzen
sowie Sorge dafür zu tragen, dass Versetzungen in den Ruhestand aus
organisatorischen Gründen grundsätzlich überhaupt nicht mehr erfolgen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber ich habe noch eine Erklärung dafür, warum
Arbeiten bei der Gemeinde Wien krank machen kann: Vielleicht ist es das
besondere Abhängigkeitsverhältnis in dieser Stadt von der Mehrheitsfraktion?
Vielleicht ist es das besondere Abhängigkeitsverhältnis, was ihr Gehalt
betrifft? Es ist ja nicht einmal selbstverständlich, dass das Gehalt im
nächsten Jahr abgesichert ist! Ja, das Grundgehalt selbstverständlich, bei den
Beamten wie auch bei den Vertragsbediensteten - aber was ist mit den vielen
Nebengebühren und mit den vielen Zulagen? Da ist es nicht selbstverständlich,
dass diese der Mitarbeiter im nächsten Jahr auch bekommt. Und da ist es
natürlich naheliegend, dass man sich anständig verhält: dass man sich anständig
verhält gegenüber den Vorgesetzten, dass man sich anständig verhält gegenüber
den Gewerkschaften, denn die Gewerkschafter verhandeln jede einzelne Zulage mit
den Spitzenvertretern aus. - Das ist ein unglaubliches Feudalsystem! Das sind
Abhängigkeitsverhältnisse im Sozialismus in Reinkultur. Das widerspricht dem
Rechtsstaat. Sehr geehrte Damen und Herren, schaffen Sie das endlich ab! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich habe ihn hier, den Nebengebührenkatalog. Das ist
er (Der Redner hält einen Ordner mit
Unterlagen in die Höhe.), diese Schwarte: über 300 Seiten, über
1 000 unterschiedliche Zulagen - ich schätze einmal, so an die 3 Kilo
schwer. Das wird jedes Jahr neu verhandelt. Da gibt es Zulagen, die gelten für
tausende Mitarbeiter, und da gibt es Zulagen, die gelten nur für einen
einzelnen Mitarbeiter. Und daran sieht man, wie sehr dieser unmittelbar davon
betroffen ist! Ich möchte jetzt keine konkreten Dienststellen nennen, aber Sie
würden sofort sagen: Aha!, wenn ich das täte. Da ist der Einzelne davon
abhängig - und stimmt sein Verhalten entsprechend ab -, dass er nächstes Jahr
vielleicht wieder bis zu 50 Prozent seines Einkommens bekommt, denn bis zu
50 Prozent machen diese Zulagen beim Gesamtgehalt aus. Wir bringen daher
in diesem Zusammenhang einen Beschlussantrag ein:
„Die zuständige Stadträtin für Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal möge dem Wiener Landtag einen
Entwurf über ein einfacheres und transparentes System der Besoldung vorlegen,
welches den Bediensteten einen Rechtsanspruch auf ihr gesamtes Entgelt gibt.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Herrn
Landeshauptmann und an die zuständige Frau amtsführende Stadträtin
verlangt." (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf die FPÖ ausdrücklich darauf aufmerksam
machen (StR Johann Herzog: Wir stimmen
gern zu!), dass wir von der sofortigen Abstimmung umgeschwenkt haben auf
die Zuweisung. Ich freue mich über die angekündigte Zustimmung und lade alle
anderen Abgeordneten in diesem Saal ein, sich einen Ruck zu geben für mehr
Rechtsschutz, für mehr Rechtsstaatlichkeit und für einen Rechtsanspruch auf das
gesamte Entgelt in dieser Stadt. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Ing Meidlinger. Ich erteile ihm
das Wort.
Abg Ing Christian Meidlinger (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Frau Landesrätin! Werte Damen und Herren!
Es waren so viele Fragen und
Anmerkungen, dass ich fast dazu geneigt bin, Sie einzuladen oder aufzufordern,
wenn Sie es nicht sind, Mitglied der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten zu
werden und einen Schulungskurs zu besuchen. (Abg Mag Wolfgang Jung:
... Ideologie, oder?) Denn einiges von dem, was Sie hier
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