Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 59
sagen: Die Streetworker verrichten dort eine extrem
schwierige Arbeit, und ich bedanke mich auch an dieser Stelle bei den Damen und
Herren, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unter nicht leichten
Vorraussetzungen dort tagtäglich eine positive Arbeit verrichten und ich
glaube, für diese Arbeit sind diese Personen nicht überbezahlt. (Beifall bei
der SPÖ.)
Die Streetworker haben allein im laufenden Jahr 2008
bis einschließlich September - und das hätten Sie sich ausheben lassen können,
ein Anruf hätte genügt, Sie hätten die Auskunft bekommen – 157 567
Kontakte am Karlsplatz gehabt. Wobei es jetzt so ist, dass das zusammengezählt
wird. Das heißt nicht, dass Einzelpersonen kommen. Manche kommen drei, vier und
fünfmal am Tag. Von den Personen, die dort hinkommen, gibt es nicht nur solche,
die dauernd am Karlsplatz sind. Ungefähr 400 bis 500 Personen kommen dort zu
Beratungstätigkeiten hin, und nach der Beratung verlassen die wieder den
Karlsplatz, belästigen dort niemanden und werden dort wirklich sehr, sehr
intensiv beraten.
Und, Herr Kollege Gudenus, wenn Sie hier Statistiken
der Wiener Polizei zitieren, dann sollten Sie im Prinzip auch die Statistik des
Jahres 2007 des Bundesministeriums für Inneres für Wien nach dem
Suchtgiftmittelgesetz zitieren, wo man davon ausgeht - und das steht dort
wortwörtlich im Bericht drinnen, dass von 2006 auf 2007 ein Rückgang um
1 551 Anzeigen zu verzeichnen ist, was einem Rückgang von
17,6 Prozent entspricht. Also, wenn das kein Erfolg dafür ist, dass unsere
Maßnahmen greifen, dann weiß ich nicht, was ein Erfolg sein soll.
Wenn Sie in einer Statistik lesen, dass die Anzeigen
um 17 Prozent abgenommen haben, so würde man das anderswo als Erfolg
feiern, nur in Wien kann aus Ihrer Sicht nicht sein, was nicht sein darf.
Und, meine Damen und Herren, auch bei der
Substitutionsbehandlung haben wir Erfolge zu verzeichnen. Im Mai 2004 standen
4 924 Personen in Substitutionsbehandlung, im Mai 2008 haben wir
7 373 dieser Personen in dieser Behandlung. Und wenn Sie glauben, die
Substitutionsbehandlung ist nicht State of the Art, ist nicht das, was Sie sich
vorstellen, bleibt Ihnen das in Ihrer Argumentation natürlich frei. Nur reden
Sie mit den betroffenen Ärztinnen und Ärzten, die werden Ihnen sagen, dass sie
mit Ihrer Argumentation hier nicht recht haben. Und wir haben in Wien einen
Drogenbeauftragten mit der Person des Dr Alexander David, der hier vorbildliche
Arbeit leistet, der nicht nur von seiner persönlichen Einstellung zu dem
Suchtgiftkranken her ein Vorzeigearzt ist, sondern weil er, glaube ich, in ganz
Europa für Suchtprävention, für Vorbeugung und für die Behandlung von kranken
Menschen dienen kann. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an Dr Alexander
David. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren, und wenn man jetzt natürlich
noch fortsetzen und aufzählen könnte, was hier alles gemacht wurde, was man
hier alles getan hat, so darf ich Ihnen noch sagen - und auch das kann Ihnen ja
nicht fremd sein -, dass der Wiener Drogenkoordinator hier im Prinzip auch neue
Wege und Formen der Zusammenarbeit sucht. Und wenn Sie sagen, am Karlsplatz
gebe es zu wenige Polizisten, sind wir ja argumentativ gar nicht so weit
auseinander. Der Herr Wiener Bürgermeister hat hier, von dieser Stelle, nicht
nur einmal gesagt, dass uns in Wien Polizisten fehlen, dass wir mehr Polizisten
brauchen. Aber Sie haben vergessen, dass Sie jahrelang in der Bundesregierung
gesessen sind und damals dem Herrn Innenminister hätten sagen können - damals
waren Sie ja sogar noch Koalitionspartner -, er soll uns die Polizisten, die
uns bei der Reform weggenommen wurden, wieder geben. Dann hätten wir auch den
Personalengpass im Wachzimmer am Karlsplatz nicht. Und mehr, als was wir nach
den Umbauarbeiten am Karlsplatz getan haben, nämlich vor Ort ein Wachzimmer
einzurichten, sodass auch die Menschen, wenn sie Probleme haben, dort
vorsprechen und hineingehen können, bürgernäher also, glaube ich, kann man
nicht arbeiten.
Nur, ich sage dazu, allen Menschen recht getan ist
eine Kunst, die niemand kann. Und wahrscheinlich ist es im Drogenbereich leider
so, dass es hier bei aller Unterschiedlichkeit der Diskussionen, der
Diskussionsprozesse und der Meinungen, hier eigentlich fast immer, bis auf
Ausnahmen, durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den drei politischen Parteien in
diesem Hause gibt. Bei einer Partei vermissen wir diese Zusammenarbeit in den
letzten Jahren. Das können wir nicht ändern, wir bedauern das, wir würden uns
lieber wünschen, dass Sie konkrete Vorschläge unterbreiten, nämlich dort, wo es
hingehört, im Drogenbeirat. Da sitzen viele Menschen drinnen, viele, weil denen
das Problem von kranken Menschen ein Anliegen ist. Manchmal, bei den
Diskussionen, gibt es auch zu viele Leute, denn je mehr Leute dabei sind, umso
mehr zerredet man natürlich auch manches. Aber ich glaube, es zeigt, wie ernst
dieses Anliegen den Betroffenen Organisationen, den Trägern und den politischen
Mandataren ist. Und aus diesem Grunde würde ich mir in der Drogenpolitik hier
eine breite Zusammenarbeit wünschen und nicht ein Gegeneinander und schon gar
nicht, öffentliche Medien und Meinungen hier gegen kranke Menschen
aufzubringen.
Und zum Schluss noch einmal: Herr Patientenanwalt,
Sie haben es sich nicht verdient, dass wir so lange heute über den
Drogenbereich diskutieren, es war aber, glaube ich, politisch notwendig, und
die Frau Vizebürgermeister hat das auch nicht nur einmal gesagt, oftmaliges
Wiederholen fördert das Merkvermögen. Vielleicht bewirkt es bei den
Freiheitlichen für das nächste Mal etwas, aber ansonsten muss ich sagen, alle
Jahre wieder erleben wir eine Drogendiskussion hier im Landtag oder im Wiener
Gemeinderat. Wir werden uns auch künftig dieser Diskussion stellen, sehenden
Auges, mit offenem Visier. Wir werden uns aber von unserem Weg, den wir in Wien
mit unserem Drogenkonzept gehen, durch Ihre Berichterstattungen und negativen
Begleitumstände nicht irritieren lassen. In diesem Sinn danke ich schön für
ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau Abg Cammerlander. Ich erteile ihr
das Wort.
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