Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 59
Bundeskriminalamtes, wonach in Österreich rund 20 000 Menschen drogenabhängig sein sollen, und davon soll die Hälfte, also 10 000, in Wien leben.
Immer jünger werden diese Leute. Das ist
erschreckend, keine Frage, und heuer gab es schon am Karlsplatz, glaube ich,
5 000 Anzeigen auf Grund von Suchtgiftkriminalität und
Begleitkriminalität. 200 bis 300 Subsidol-Szenenmitglieder soll es geben, wovon
200 Menschen echte Problemfälle sind. Und es gibt hier einen vor drei oder zwei
Jahren erstellten, sehr offenen und ehrlichen Bericht vom Team Focus, der
Anfang 2006 veröffentlicht wurde, der den Zeitraum Jänner bis Juni 2005
beleuchtet und ein guter, ehrlicher Lagebericht darüber ist, wie es eigentlich
hier am Karlsplatz mit der Szene ausschaut.
Und da ist es wichtig zu erwähnen, dass es natürlich
hier nicht nur die Drogenszene gibt, die hier täglich 100 bis 200 Leute
umfasst, es gibt natürlich auch Obdachlose oder Ausländer, die meistens als
Bettler tätig sind. Aber was natürlich oftmals verschwiegen wird, ist, dass
eine reale Gefahr von der Drogenszene ausgeht. Das wird unter den Tisch
gekehrt, aber da gibt es ganz, ganz eindeutige Berichte seitens der Polizei,
die das auch bestätigen. Zum Beispiel heißt es in der Presse vom
13. Oktober des heurigen Jahres, also vor zwei Wochen: „Die Polizei
bestätigt, die Szene am Karlsplatz ist gewaltbereit. Und anders als die
Gemeinde Wien sieht die Polizei es eben so, dass die Szene am Karlsplatz nicht
unter Kontrolle ist und die Aggression, vor allem auch den Beamten gegenüber,
gestiegen ist.“
Der dienstführende Beamte, Erwin Starkl, bestätigt
eben, dass hier die Gewalt steigt. Er sagt wortwörtlich: „Die Drogensüchtigen
tragen hier ganze Waffenarsenale mit sich und sind auch bereit, diese
einzusetzen, wie Gasrevolver, Totschläger, Schlagringe, Messer,
Elektroschocker. Und es soll eben in Mode sein, dass man Taschen und Hosen mit
Injektionsnadeln präpariert, damit sich die Polizisten bei den Kontrollen
verletzen.“ Das hat, bitte, der diensthabende Beamte am Karlsplatz gesagt, und
das ist schon eigentlich alarmierend, wenn die Polizisten am Karlsplatz nur
noch die Möglichkeit haben, den Schlachterhandschuh bei Perlustrationen, oder
HIV, oder sonstigen Ansteckungen, zu verwenden. Das ist schon alarmierend, aber
wenn dann Herr Dressel sagt, wir haben das Problem im Griff, dann ist das
eigentlich ein Skandal, meine sehr geehrten Damen und Herren, und grenzt an
Realitätsverweigerung. (Beifall bei der
FPÖ.)
Es kommt ja
noch schlimmer. Der Herr Dressel gibt die Schuld der Polizei und sagt, er
verstehe die Frustration der Beamten bei so vielen Überstunden, gleichzeitig
aber gibt es Berichte der Polizeiinspektion, es gebe immer wieder verletzte
Polizisten.
Davon erfährt man
eigentlich in der Öffentlichkeit so gut wie überhaupt nichts. Und ich glaube,
da geben uns viele Bürger recht, dass die Gemeinde Wien überhaupt keine Ahnung
hat, was sich da unten am Karlsplatz eigentlich abspielt. Ich muss zugeben, ich
bin am Karlsplatz aufgewachsen, und ich sehe das Ganze schon seit
20 Jahren. (Abg Kurt Wagner: Oh, gut, dann können Sie ja davon reden!) Nun
ja, am Karlsplatz habe ich gespielt, nicht wahr, und zwar tagtäglich gespielt
und nicht allzu selten auch so eine Spritze gefunden. Und da merkt man eben,
dass die rote Gemeinde - im Gegensatz zu den Bürgern, im Gegensatz zu den
Schülern, im Gegensatz zu den Leuten, die dort spielen gehen oder täglich
Passanten sind oder im Gegensatz zur Polizei -, dass die SPÖ hier eigentlich
wahrheitsresistent und realitätsresistent ist. Der Bürger wird das das nächste
Mal mit Sicherheit abstrafen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum
Beispiel erzählt ein Polizist – weiter in diesem Zeitungsbericht - dass bei der
Eröffnung dieser neuen Polizeiinspektion vor drei Jahren extra ein
MA 48-Putztrupp angerückt ist, noch bevor die Rathauspolitiker, die
Polizeispitze und die Journalisten gekommen sind, um hier eine heile Welt
vorzutäuschen.
Da werden eben
Potemkinsche Dörfer aufgebaut, und die Leidtragenden sind dann die
Geschäftstreibenden, die Schüler, die Kinder, die besorgten Eltern und die
vielen Passanten. Und wir stellen uns eben als Freiheitliche Partei hinter
diese Leute, hinter die Gewerbetreibenden, die Diebstähle unter Drogeneinfluss
verzeichnen, die täglich verbale Auseinandersetzungen führen müssen, und wir
stellen uns hinter die vielen Schüler und Eltern, die mit einer Gefahr
konfrontiert werden.
Oftmals betreten zum
Beispiel in der evangelischen Schule am Karlsplatz oder in der Handelsakademie
schulfremde Personen das Haus und benützen Toiletten. Erst unlängst ist nach
Auskunft eines Polizisten ein Süchtiger auf den Stufen der Vienna Business
School gesessen und hat sich einen Schuss verpasst. Also, soviel zur Sicherheit
am Karlsplatz, und so kann ja das Schauspiel sicherlich nicht weitergehen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Es gab ja einen kurzen
Lichtblick, zufälligerweise ganz knapp vor der Europameisterschaft, ungefähr
zwei Wochen oder einen Monat davor. Da hat es geheißen, ganz groß angekündigt:
„Sicherheitsoffensive am Karlsplatz, jetzt soll alles besser werden.“ Ein
Schelm, der glaubt, dass es natürlich nur für die EM geplant war, und wir haben
uns natürlich als Freiheitliche Partei gedacht, die Botschaft höre ich wohl,
allein, fehlt mir der Glaube.
Die polizeilichen Ziele
wurden definiert, nämlich eine Auflösung der Suchtgiftszene am Karlsplatz und
eine Hebung des subjektiven Sicherheitsgefühls der Bevölkerung. Das klingt ja
alles sehr gut, und das wurde sicherlich auch für eine Zeit lang, für ein paar
Wochen, durchgehalten. Aber der eigentliche Skandal ist ja, dass man jahrelang
Zeit gehabt hat, solche Initiativen und Konzepte vorzulegen und auch
umzusetzen, und plötzlich, vor der Europameisterschaft, kommt man darauf, meine
sehr geehrten Damen und Herren.
Das ist ja eigentlich ein Skandal, und deswegen ist
auch Misstrauen angebracht bei jeder Aktion, die in Zukunft geplant ist und die
hier großkotzig angekündigt wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Wir
haben recht behalten mit unserer Meinung, dass hier eine reine Alibiaktion und
ein Täuschungsmanöver
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