Landtag,
22. Sitzung vom 29.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 59
Landtagspräsidenten und in meinem Namen alles, alles
Gute!
Ich darf dich jetzt gleich bitten, den Vorsitz zu
übernehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz (der
beim Einnehmen des Platzes die Glocke zu Boden stößt und damit Heiterkeit erregt): Danke. An diese Dinge muss ich mich erst gewöhnen. (Neuerliche Heiterkeit.) Es ist noch nicht das Christkind, aber
trotzdem hoffe ich, dass es nicht allzu sehr störend war.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch auf der Galerie
und im Internet! Hohes Haus!
Es ist mir natürlich ein großes Anliegen, mich für
die Wahl und den Vertrauensvorschuss im Zuge der Wahl zum Ersten Präsidenten
des Wiener Landtages zu bedanken. Ich werde mich bemühen, diesem Vorschuss
gerecht zu werden, und bitte alle, die mich heute nicht gewählt haben, ebenso
um eine gute und intensive Zusammenarbeit im Sinne unserer Stadt und unserer
Bewohnerinnen und Bewohner. Vielen Dank.
Von dieser Stelle aus erlaube ich mir aber auch,
meinen Dank an meinen Vorgänger in dieser verantwortungsvollen Funktion
auszusprechen. Präsident Hatzl hat mit großer Umsicht, hohem Fachwissen und
ausgeprägt objektiver Amtsführung sich über die Grenzen der Parteien und des
Landes hinaus Anerkennung erworben und einen wichtigen Beitrag zum hohen
Ansehen Wiens geleistet. Ein herzliches Dankeschön! (Allgemeiner Beifall.)
Ich werde versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen
dieses zutiefst demokratische Amtsverständnis fortzuführen und weiterhin mit
Leben zu erfüllen, ich werde mich aber auch nicht scheuen, dort, wo es mir
zielführend erscheint, neue Wege zu beschreiten, selbstverständlich
uneingeschränkt – dessen können Sie sicher sein – auf dem Boden der Verfassung
und ihrer Intention.
Demokratie ist kein starrer Zustand, sondern ein
ständig fließender Prozess, der immer wieder sicherstellen muss, dass alle
gesellschaftlich relevanten Kräfte und Gruppen in den Dialog und in die
Gesetzwerdung mit einbezogen werden. Nur so, pluralistisch und demokratisch,
kann eine organisierte Gesellschaft im Sinne eines guten und friedvollen
Zusammenlebens der Menschen in unserem Land funktionieren. Das schließt auch
und vor allem die Achtung des anderen, dessen unverrückbares Recht auf die
Achtung seiner Würde mit ein, denn Menschenwürde und Menschenrechte sind
unteilbar.
Wien ist politisches und wirtschaftliches Zentrum
Österreichs und Mittelpunkt der CENTROPE-Region und nimmt diese
zukunftsorientierte Drehscheibenfunktion mit großem Engagement wahr. Um dieser
vielschichtigen Aufgabenstellung gerecht zu werden, bedarf es einer
funktionierenden Zusammenarbeit mit dem Bund, den anderen Bundesländern. Dies –
und das ist als besonders erfreulich hervorzustreichen – funktioniert
ausgezeichnet. Wien ist ein erfolgreicher Teil des ebenso erfolgreichen Ganzen.
Mein Ziel ist es, im Sinne dieser funktionierenden
Kooperation und wo immer es möglich ist, essentielle Beiträge zu leisten,
Gesprächen gegenüber stets offen zu sein, das Gemeinsame konsequent über das
Trennende zu stellen, Wien als Ort des Dialogs, des Austausches
unterschiedlicher Meinungen und Vorstellungen zu sichern und weiter zu
festigen.
Das bezieht sich auch auf meinen persönlichen
Amtsbereich. Wer auch immer Wünsche und Anregungen hat, die Wien und seinen
Menschen dienlich sind, dem steht meine Tür stets offen.
In diesem Sinn lade ich Sie ein, immer wieder
gemeinsam neue, positive Ideen für Wien zu entwickeln und sie zum Wohle der
Menschen zu verwirklichen.
Ein herzliches Dankeschön! (Allgemeiner Beifall.)
Der Herr Lhptm Dr Michael Häupl hat sich zu Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
Lhptm Dr Michael Häupl: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Landtag!
Abschiednehmen ist, auch wenn es bei Weitem nicht so
dramatisch ist, immer etwas, was zumindest mit einer Wehmut verbunden ist. Und
wenn man mit jemandem fast 40 Jahre zusammen gearbeitet, zusammen
gekämpft, zusammen gefeiert, gelegentlich zusammen gestritten hat, dann ist
schon eine gehörige Portion Wehmut auch dabei.
In der letzten Landtagssitzung hatten die
Klubvorsitzenden der hier im Landtag vertretenen Parteien Gelegenheit, dem
nunmehr ehemaligen Ersten Präsidenten des Wiener Landtages, Johann Hatzl,
Dankeschön zu sagen, einen Abschied in der Funktion zu nehmen und sein Werk und
seine Arbeit gerade auch als Landtagspräsident zu würdigen.
Ich will und werde das heute nicht wiederholen, aber
was ich sehr gerne tun möchte, ist, eben anzuschließen an das, was ich
einleitend schon sagte und ein sehr persönliches Dankeschön an dich zu richten –
und ich möchte bei diesem vertrauten „Du“ auch und gerade bei dieser
Gelegenheit bleiben –, ein sehr persönliches Dankeschön zu sagen für all das,
was wir zusammen machen durften, zusammen erleben durften, zusammen arbeiten
durften, ja, und eigentlich auch ein Dankeschön dafür, wenn wir etwas heftigere
Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten hatten. Denn gerade daraus lernt
man. Wie Konflikte unter Freunden bewältigt werden, beweist letztendlich auch
die Qualität einer Freundschaft. Dafür bin ich dir persönlich sehr, sehr
dankbar.
Ich wünsche dir alles Gute. Ich weiß, was du jetzt in
deiner nächsten Lebensplanung vorhast. Das ist etwas, was emotionell
wahrscheinlich sehr viel befriedigender ist, als gelegentlich eine
Landtagssitzung hier zu leiten, obwohl wir uns das alle kaum vorstellen können.
Ich gehe davon aus, dass wir dich – wenn ich
„wir" sage, meine ich unsere gemeinsame Gesinnungsgemeinschaft – nicht
verlieren werden, sondern dich, ganz im Gegenteil, in der gewohnten Frische
auch in der Partei entsprechend hören und verstehen werden, denn ich bin
zutiefst sicher, dass du dich, so wie in der Vergangenheit, äußerst gut
verständlich machen kannst und verständlich machen wirst. Und das ist gut so.
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