Landtag,
20. Sitzung vom 04.09.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 43
es drei Gründe für dieses Verlangen der Opposition gibt. – Meiner Ansicht nach hat er
allerdings die falschen Gründe angeführt. Ich meine, der erste Grund ist Wahlkampf,
der zweite Grund ist Wahlkampf, und der dritte Grund ist Wahlkampf! – Ich meine, wir konnten in den vergangenen Wochen und
Monaten nicht nur hier im Wiener Gemeinderat und Landtag, sondern letztendlich
auch via Medien immer wieder den Beweis antreten, dass sich Wien mit seinen
Gebühren im österreichischen Vergleich, vor allem aber auch im internationalen
Vergleich, nicht zu verstecken braucht. Wir brauchen uns hinsichtlich der
Qualität der Dienstleistungen – und diesbezüglich
sind wir uns ja meist sogar einig – nicht zu
verstecken, denn diese Qualität ist gerade in Wien ganz hervorragend!
In den letzten Tagen waren in den Medien nicht nur
unsere eigenen Argumente etwa im Vergleich der Gebühren Österreich-weit
nachzulesen, sondern es gab in den letzten Tagen auch einige andere
schlagkräftige Vergleiche. Anhand einiger sehr interessanter Gebührenvergleiche
in den Medien kann man sehr deutlich sehen, dass gerade in den Bereichen, die
heute von Ihnen zur Sprache gebracht wurden, Wien eigentlich immer zu den
günstigsten Anbietern gehört, und zwar vor allem auch dann, wenn man in den
Vergleich auch die von der ÖVP immer wieder geforderten privaten Unternehmen
mit einbezieht.
Meine Damen und Herren! Im Hinblick darauf sind wir
stolz auf die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, die es möglich machen, diese Leistungen zu einem günstigen Tarif
anzubieten. Wir freuen uns vor allem, dass die Wienerinnen und Wiener diese
Qualität der Leistung anerkennen, und das sehen wir ja tagtäglich in dieser
Stadt! (Beifall bei der SPÖ.)
Diese Landtagssitzung ist
schlicht und ergreifend ein Produkt dieses Nationalratswahlkampfes. Kollegin
Vassilakou hat vor einigen Wochen – als die ÖVP das erste Mal
ankündigte, einen Sonderlandtag initiieren zu wollen, wofür sie dann eh vier
Wochen gebraucht hat, bis dieser überhaupt zustande kam – in
einer Presseaussendung gemeint, dass es um ein wahltaktisches Ablenkungsmanöver
der ÖVP gehe. – Das kann man in
den letzten Tagen und Wochen durchaus auch in den Medien immer wieder
nachvollziehen: Die ÖVP hat dieses Ablenkungsmanöver dringend notwendig, denn
wenn man sich die Medienkommentare in den letzten Tagen und Wochen ansieht,
dann stellt man fest, dass darin von „Copy and Paste“-Politik beziehungsweise
von der Politik einer völlig orientierungslosen, ideenlosen ÖVP die Rede ist,
und zwar gerade, wenn es um Themen geht, die vielen Menschen in diesem Land
tatsächlich unter den Fingernägeln brennen.
Sie brauchen daher
offenbar einen solchen Auftritt, und ich schlage vor, meine Damen und Herren:
Nutzen wir diesen Auftritt, denn er bietet, glaube ich, eine gute Gelegenheit,
dem Wiener Landtag eine gute Leistungsbilanz zu präsentieren und eine Vorschau
zu geben, für den Fall, dass man das eine oder andere Medium nicht entsprechend
gelesen hat oder während der letzten Gemeinderats- oder Landtagssitzungen zu
abgelenkt war, um tatsächlich die reale Situation hinsichtlich der Gebühren
aufzunehmen.
Zuvor möchte ich aber doch
noch ein paar Bemerkungen machen: Mir ist in den letzten Tagen immer wieder der
bekannte Hollywood-Film „Zeit des Erwachens“ mit Robert de Niro und Robin
Williams eingefallen. Darin geht es darum, dass schlafkranke Patienten sich
seit Jahren in einem Dämmerzustand befinden, dann aber ein wunderbarer Arzt
kommt und ihnen ein Medikament verabreicht, durch das sie aus diesem
Dämmerzustand erwachen.
Ich glaube, das ist genau
die Situation, in der sich die ÖVP jetzt befindet, und das sage nicht nur ich,
sondern das kann man in anderen Worten durchaus auch immer wieder in der
medialen Berichterstattung nachlesen: Die ÖVP erwacht plötzlich aus einem
jahrelangen Dämmerzustand, in dem alles blockiert wurde und gute Ideen als
unsinnig und unfinanzierbar abgetan wurden.
Dieser Film geht
allerdings schlecht aus. –
Offenbar gibt es jetzt dieses Medikament, und das heißt Wahlkampf: Sie wachen
ein bisserl auf, sind einfallslos und kopieren Ideen; es soll aber nichts
Schlimmeres passieren, weil es ohnedies unsere Ideen sind, zum Beispiel
betreffend Karenzgeld. Das ist eine Forderung, die Ministerin Prammer bereits
vor neun Jahren erhoben hat. Auch betreffend Erhöhung der Familienbeihilfe
wurde seit 2000 ein einziges Mal eine Maßnahme von Schwarz-Blau-Orange gesetzt.
Es ist gut, dass man jetzt
wenigstens Ideen hat. Ich fürchte nur, dass in Analogie zu dem Film, in dem Moment,
in dem alles vorbei ist, genau das eintreten wird, was auch im Film eingetreten
ist: Man sinkt wieder zurück in den Dämmerzustand, man kann sich wieder an
nichts erinnern, und es wird sehr hart und schwierig sein, die entsprechenden,
auch guten Maßnahmen umzusetzen.
Meine Damen und Herren!
Tatsache ist, dass wir dazu stehen, dass Familien in diesem Land zusätzlich
unterstützt werden müssen. Wir stehen dazu, dass Bildung ohne finanzielle
Barrieren möglich sein muss. Wir stehen dazu, dass Entlastungsmaßnahmen für die
Menschen in diesem Land auch wirken sollen. Und ich bin auch sehr froh, dass
Kollege Wolf diesmal nur mit Milch umrechnet, denn normalerweise setzt sich der
Umrechnungskurs bei der ÖVP ja eher aus Gänseleber, Trüffeln und ähnlichen
Dingen zusammen. Diesmal hat er jedoch mit Hilfe eines Lebensmittels
umgerechnet, das die Menschen tatsächlich in großen Mengen konsumieren!
Vor allem die Menschen mit
geringerem Einkommen haben Entlastungsmaßnahmen dringend notwendig. Daher
stehen wir auch zu den vorgeschlagenen Entlastungsmaßnahmen des Bundes, weil
sie tatsächlich eine Unterstützung für die Schwächsten in Österreich darstellen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Aber genießen wir jetzt halt die
paar Wochen des Wahlkampfes, in denen die ÖVP nach all den Jahren einmal
erwacht, sodass vielleicht endlich etwas weitergehen kann! Die bevorstehende
Nationalratssitzung
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