Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 49
einen für Staatsbürger, einen für Nicht-Staatsbürger.
Diese Gesundheitsreform, wonach man Generika
verschreiben sollte - Aut-idem-Regelung -, die Willkür bei der Verlängerung der
Ärztepraxen, Schließung von Ärztepraxen, was die Einschränkung des Missbrauchs
von E-Cards betrifft, die offenen Grenzen auf Grund der kommenden
Gesundheitsdienstrichtlinie, keine Reform im Spitalsbereich, all das ist liegen
geblieben, also die wirklichen Probleme, die diese Regierung hätte bewältigen
sollen: Pensionen, die Gesundheitsreform. Die Pflege ist ein nach wie vor
ungelöstes Problem mit einem kleinen Ansatz, der jetzt wieder im Sand
zerfließen wird.
Was gekommen ist, ist die Mineralölsteuererhöhung mit
550 Millionen EUR bis 2010, bei Lohnnebenkosten Anhebung der
Krankenkassenbeiträge, Einführung Belastung Transportwirtschaft mit 140 Millionen
und, und, und.
Es reicht wirklich für die Bürger, meine Damen und
Herren! Es wird Zeit, dass sich in dieser Republik etwas ändert. Ich kann nur
hoffen, dass die Menschen das so sehen wie wir und einer Kraft die Stärke
geben, dass sich einmal wirklich etwas ändert. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abg Dr Stürzenbecher zum Wort
gemeldet. Redezeit drei Minuten. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Es wird kürzer sein. Ich
mache eine tatsächliche Berichtigung nicht zu etwas, was ich gesagt hätte,
sondern was ich gehört habe. (Abg Mag Wolfgang Jung: Eine Berichtigung, wo
Sie etwas gehört haben, gibt es nicht!) Ich habe in meiner Rede gesagt: Ich
habe gehört, dass Kollege Aigner bei Opus Dei wäre. Ich habe schon
vorsichtigerweise dazugesagt: Und wenn es nicht stimmt, nehme ich es zurück.
Inzwischen hat er mir
gesagt, er ist nicht bei Opus Dei. Ich nehme das zur Kenntnis und bringe es auch Ihnen zur
Kenntnis, ohne dass natürlich eine Mitgliedschaft bei Opus Dei rechtswidrig
oder, für sich genommen, ehrenrührig wäre. Aber der Fairness halber, habe ich
gesagt, mache ich diese tatsächliche Berichtigung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner zum Wort gemeldet hat
sich Herr Abg Dipl-Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte
Damen und Herren!
Irgendwann einmal wird ein Kabarettist die
tatsächlichen Berichtigungen hier im Haus verlesen, und es werden viele
Menschen viel zu lachen haben, mehr wahrscheinlich, als den beiden
Regierungsparteien momentan danach zumute ist, mehr wahrscheinlich auch, als
der Bevölkerung danach zumute ist, wenn sie an die gegenwärtige Europäische
Union denkt. Das Problem an der Geschichte - und das ist meines Erachtens heute
noch viel zu wenig zur Sprache gekommen - ist nicht so sehr Europa oder die
Europäische Union, sondern das zentrale Problem sind in der Regel die
nationalen Regierungen, die dieses Europa in dieser Verfassung, wie es sich
jetzt darstellt, gemeinsam aufgebaut und gemeinsam mitgetragen haben.
Da kommen wir zu einem Punkt, der mir ganz wichtig
ist, auch jetzt in Bezug auf den Meinungsschwenk innerhalb der SPÖ: Wie war die
Reaktion der diversesten Ministerräte und auch der Kommission, als Frankreich
und die Niederlande den Verfassungsvertrag abgelehnt haben? - Es war die
Reaktion darauf: Versuchen wir es mit einer Überarbeitung. Das ist durchaus
legitim. Und dann war de facto die Reaktion darauf: Versuchen wir es möglichst,
ohne die Bevölkerung mit einzubeziehen, und versuchen wir, den Vertrag
so zu gestalten, dass man zumindest eine Zeit lang braucht, um überhaupt zu
verstehen, was in diesem Vertrag drinsteht.
Das war meines Erachtens der erste zentrale Fehler!
Johannes Voggenhuber hat von Anfang an auf diesen zentralen Fehler hingewiesen,
dass man nicht eine europäische Entwicklung ohne die Bevölkerung vorantreiben
kann und dass man nicht ein hoch komplexes, fast unverständliches Vertragswerk
gestalten kann und sich dann erwartet, dass die Bürger und Bürgerinnen
dahinterstehen.
Der zweite Punkt ist: Wie ist die Situation der
Bevölkerung in Europa? - Die ist nicht so viel anders als hier in Österreich.
Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Monaten zwar zurückgegangen, davor
jedoch gestiegen. Das Lohnniveau aber ist trotz Rückgangs der Arbeitslosigkeit
eigentlich vor allem in denjenigen Ländern der Europäischen Union, die sich zu
diesem Kerneuropa zählen, zu den Ursprungsnationen der Europäischen Union und
denen, die 1995 schon dabei waren - in all diesen Ländern ist das Lohnniveau
zurückgegangen!
In anderen Ländern hat es auch ein Auseinanderdriften
der Gesellschaft gegeben, zum Teil jedoch sind dort die Niveaus der Löhne und
Gehälter gestiegen. Aber in Deutschland, in Österreich, in Frankreich,
mittlerweile auch in Großbritannien ist die Arbeitslosigkeit dramatisch
gestiegen und jetzt ein bisschen zurückgegangen, das Lohn- und Einkommensniveau
jedoch ist gefallen, und die Menschen, die vor zehn Jahren Vermögen und
Reichtum besessen haben, besitzen heute in der Regel doppelt so viel. (Zwischenrufe
bei der ÖVP.)
Gleichzeitig wird - neben dem Sozialbereich, neben
der stärker wachsenden Armut - in Österreich ein Anwachsen des Transitverkehrs
wahrgenommen, wobei gerade Wirtschaftsminister Bartenstein niemals auf Seiten
der Transitgegner gestanden ist, sondern immer nur auf Seiten der Frächter.
Aber schuld war dann die Europäische Union und nicht die Position der
österreichischen Regierung! Das gibt es in vielen Bereichen, und wer - das sage
ich jetzt ganz bewusst - ständig alles Positive für sich auf der
österreichischen Ebene reklamiert und ständig alles Negative, obwohl er oder
sie genauso dafür verantwortlich ist, auf die europäische Ebene schiebt, ist in
Wirklichkeit der größte Feind einer Europäischen Union! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Denn das ist dasjenige, was die
europaskeptische Haltung gerade in Österreich so massiv gestärkt hat.
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