Landtag,
19. Sitzung vom 10.07.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 49
Landtages am 10. Juli 2008, ein. Ich lese nicht alles vor, Sie haben es ja schriftlich. Darin bekennt sich das Land Wien uneingeschränkt zum europäischen Einigungswerk. Die Europäische Union ist das erfolgreiche Friedensprojekt in der Geschichte unseres Kontinents. Wien ist und bleibt ein verlässlicher Partner seiner europäischen Nachbarn. Zehn Punkte sind es, wie gesagt, und der Punkt neun, einer von vielen - und alle zehn sind gleich wichtig -, besagt dann:
„Deshalb spricht sich das Land Wien dafür aus,
künftig ratifizierungsverträgliche Vertragsänderungen, die grundlegende
Interessen Österreichs und damit auch Wiens berühren, einer Volksabstimmung zu
unterziehen.
10. Das Land Wien tritt ein für ein friedliches,
demokratisches, soziales und bürgernahes Europa. Der Wiener Landtag lädt alle
Interessierten ein, sich zu einer breiten Bewegung für ein soziales Europa
zusammenzuschließen.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt." (Beifall bei der SPÖ.)
In diesem Sinn meine ich, dass wir vielleicht am
Anfang einige echte Missverständnisse gehabt haben. Es war auch die Form des
Vorbringens kritikwürdig, aber der Inhalt ist okay. Der Inhalt ist
europafreundlich, der Inhalt ist fortschrittlich und zukunftsweisend. Daher meine
ich, dass wir durchaus den richtigen Weg gehen. Ich weiß auch, dass die
Bevölkerung hier auf unserer Seite ist. Wir haben damit sozusagen eine negative
Abwärtsspirale, die es in der Bevölkerung im Hinblick auf die EU leider gegeben
hat, wirklich gestoppt, und zwar durch einen Schritt, der in der Form
fragwürdig war, der aber inhaltlich vollkommen korrekt war.
Deshalb meine ich, was unterm Strich übrig bleibt,
ist: Wenn man sich das in zehn Jahren anschaut, wird man diesen Schritt der SPÖ
sehr auf das positive Konto einer dann wahrscheinlich wieder mit Mehrheit
ausgestatteten, positiven Zustimmung der österreichischen und vor allem der
Wiener Bevölkerung zur Europäischen Union werten. Das ist, glaube ich, gut so,
und deshalb haben wir es auch gemacht. Manchmal muss man schwierige Situationen
auch durch originelle und zukunftsweisende Handlungen vorantreiben. Das ist
hier geschehen, und ich bin zuversichtlich, dass die Menschen das so verstehen
werden.
Es gibt auch immer aus den eigenen Reihen Leute, die
im ersten Augenblick falsch informiert sind oder manchmal auch aus anderen
Motiven dagegen sind. Zum Glück ist es in Österreich so, dass die Parteien
keine totalitären Institutionen sind, sondern demokratische Parteien. Da kann
jeder etwas anderes sagen, manchmal kann er auch Blödsinn sagen; nicht immer
ist das Abweichende der Blödsinn, aber manchmal auch schon. In dem Sinn ist es
so, dass wir diese Diskussion durchaus aufnehmen, auch mit allen Kritikern.
Vom Herrn Schaden, der sich angeblich für die SPÖ schämt,
haben wir schon öfters irgendetwas gehört. Er war auch für die Eurofighter,
obwohl wir alle dagegen waren; er hat gesagt: „Eurofighter super!" (StR Johann Herzog: Also hat er
doch ...!) Da hat er auch nicht recht behalten, und so gesehen schämt
er sich jetzt für die SPÖ. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Nur eines muss ich jetzt auch an die ÖVP sagen.
Während die ÖVP, während die langjährige ÖVP-Spitzenpolitikerin und
ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner ihre Gefühle gegenüber
Österreich und seinen Menschen mit dem Satz „Ich schäme mich für
Österreich!" sehr deutlich ausgedrückt hat, sagen wir - bei allen Fehlern,
die es auch in Österreich gibt, und bei allem, was es noch zu verbessern gibt
-, dass wir stolz sind auf dieses Wien, auf dieses Österreich, und dass wir
Wien und Österreich im Jahrhundert-Projekt Europäische Union weiterhin eine
positive Rolle spielen lassen werden, eine noch positivere als in der
Vergangenheit! Daher können wir wirklich zuversichtlich in die Zukunft blicken.
- Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich der Klubvorsitzende Dr Tschirf
gemeldet. - Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Ich hoffe, dass ich jetzt nicht nach jedem SPÖ-Redner
eine tatsächliche Berichtigung machen muss. (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Das
ist schon fad! Meistens ist es keine tatsächliche Berichtigung!) Es ist
wenigstens so (Abg Mag Wolfgang Jung: Eine tatsächliche Berichtigung muss
mit dem Sachverhalt beginnen!), dass ich jetzt nicht die unqualifizierten
Zwischenrufe von Herrn Kopietz habe, der sich inzwischen offensichtlich auf
seine neue Aufgabe als Präsident vorbereitet. (Abg Kurt Wagner: Das ist aber
keine ...!)
Tatsächliche Berichtigung: Sie haben vorhin davon
gesprochen, dass Abg Aigner irgendwelchen Geheimorganisationen angehört. (Abg
Dr Kurt Stürzenbecher: Ich habe gesagt: Ich weiß es nicht, ich habe es gehört!)
Ich würde Sie dringend ersuchen, diese unrichtige Bemerkung zurückzunehmen. Ich
glaube, es ist nicht der richtige Weg, über einen anderen Kollegen oder
Kollegin so etwas zu behaupten, noch dazu, da es unrichtig ist.
Ich habe mit ihm auch Rücksprache gehalten. Er kann
bei allen Organisationen, wo er ist, ein Mitgliederverzeichnis jederzeit
vorlegen. Das tut er auch. (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Aber doch nicht
von den geheimen! Sonst wäre es ja nicht mehr geheim!) Man soll nicht
Leuten etwas unterstellen, was einfach nicht stimmt, meine sehr geehrten Damen
und Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Ich habe
gesagt, ich weiß es nicht! - Weitere Zwischenrufe.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Herr Abg Mag Ebinger zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
Abg Mag Gerald Ebinger
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Geheim oder nicht geheim, etwas ist
auf jeden Fall nicht geheim: Es ist heute eine geheimnisvolle Sitzung! Alles
ist anders, alles ist ungewohnt. Ich nehme zur Kenntnis, dass plötzlich der
Landeshauptmann sagt: Wir müssen uns alle im Wahlkampf anständiger Worte
bedienen und nicht irgendwie ... (Abg Dr Kurt
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