Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 49
dort eine entsprechende individuelle Sprachförderung von ausgebildeten Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen bekommt, und ich erwarte mir im Schuljahr darauf wesentliche Verbesserungen für die ersten Klassen, weil ganz einfach Kinder in diesem Alter Sprache sehr leicht lernen.
Abschließend sei gesagt: Auch Sie im Erwachsenenalter
könnten rasch lernen. Es liegt an Ihnen, wofür Sie den Juli und August
verwenden. Ich hoffe, Sie lernen, und im September dürfen wir dann das tun, was
der Bundeskanzler jetzt auch machen hätte können, nämlich miteinander ein Fest
feiern. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt der Abg Wutzlhofer.
Abg Mag Jürgen Wutzlhofer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Hohes Haus!
Ich muss es doch ein bisschen länger machen, weil ich
den Eindruck habe, ich bin im falschen Film. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Ja, leider!) Wir
beschließen eine 15a-Vereinbarung, auf deren Grundlage es zu einem massiven
Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen kommt, einem Ausbau von
Kinderbetreuungsplätzen für Kinder von null bis sechs Jahren. Aber über diese
15a-Vereinbarung hinaus – darüber habe ich ja das letzte Mal schon sprechen
können – werden wir auch Hortplätze ausbauen, insgesamt 1 800 neue Plätze,
und das ist Anlass für eine Fundamentalkritik und ein paar weitere
Grundaussagen mit dem Tenor: Das ist überhaupt kein Ausbau. Also 1 800
neue Plätze, das ist überhaupt kein Ausbau. Das finde ich einmal, gelinde gesagt,
skurril und schwierig, viel mehr dazu zu sagen, weil ... (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sie verstehen es eh nicht!) Ja, genau.
Apropos, Sie verstehen es eh nicht: Ich bin irrsinnig
dankbar für Ihre Ausrutscher immer wieder, die ja Ihren Zugang zur Bildung
zeigen. Zum Beispiel Nachsitzen über den Sommer. Super! Das ist der Zugang zur
Bildung von der ÖVP, das ist der Zugang zur Bildung von der Frau StRin
Cortolezis: Nachsitzen über den Sommer. Mehr brauchen wir nicht zu sagen. Und
wenn wer anderer Meinung ist, dann versteht er es nicht.
Aber ich habe den Eindruck, wenn das jetzt alles so
schlecht ist und Sie fundamental gegen die Umsetzung dieses Beschlusses sind,
dass Ihnen der Ausbau, so wie er geschieht in Wien, offenbar nicht so wichtig
ist. Denn wenn Sie heute sagen, vor einem Jahr ist das alles besprochen worden
und heute beschließen wir das, dann muss man schon ein paar Wörter verlieren zu
dem Thema: Warum ist die Sitzung eigentlich erst jetzt und warum beschließen
wir das überhaupt ein zweites Mal? Das finde ich schon spannend. Da gibt es
Geld vom Bund, aber es dauert irrsinnig lange in der Umsetzung. Und Sie wissen
ja, genauso wie wir alle hier, dass einer der wesentlichen Gründe dafür war,
dass alle – alle! – ÖVP-Länder am Anfang dagegen waren. Und zwar warum? Weil
sie massive Vorbehalte hatten gegen ein System von Kindergärten in einer
Bildungsfunktion mit Vereinbarkeitskriterien, die bedeuten, nicht um
12 Uhr zu, Bildung den ganzen Tag, keine elf Wochen im Sommer geschlossen
und so weiter und so fort. Übrigens wird damit vereinbart, eine Art von
Kinderbetreuungseinrichtungen als Bildungseinrichtungen anzubieten, wie es in
Wien alle Kindergärten tun.
Trotzdem, ich bin froh – das möchte ich auch heute
hier sagen –, dass mittlerweile alle ÖVP-Vertreterinnen und -vertreter – Sie
waren ja hier dafür, das möchte ich jetzt nicht im Raum stehen lassen, aber
Ihre Kolleginnen und Kollegen in allen anderen Bundesländern waren dagegen –
dem Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen grundsätzlich etwas abgewinnen
können und eben das Geld vom Bund nehmen.
Ich unterstütze daher das Vorgehen der
Bundesregierung voll, den Bundesländern noch einmal eine Chance gegeben zu
haben, dass es jetzt auch einen Monat später möglich war. Denn wir wollten nie
das Geld, das prinzipiell anderen Bundesländern zusteht, uns ist wichtig, dass
sich die Situation für ganz Österreich verbessert. Und das bedeutet nicht nur
den Ausbau von Kindergärten an sich in der Zahl, das bedeutet die Ansicht, dass
Kindergärten eben Bildungseinrichtungen sind. Das bedeutet im Übrigen ja auch
unseren Zugang, dass man die Schulpflicht auf fünf vorverlegen soll.
Die 15a-Vereinbarung ist ein erster Schritt dazu, und
wir glauben, es war auch wichtig, da zuzuwarten und das jetzt noch einmal zu
beschließen, weil wir nicht wollen, dass die Leute in den anderen Bundesländern
darunter leiden, dass die ÖVP ein Familienbild hat, das keine
Bildungseinrichtungen fordert, die vereinbar sind mit Beruf und Familie.
Ich habe schon den Eindruck – ich meine, vielleicht
korrigieren Sie mich – und man gewinnt auch diesen Eindruck auf Grund dieser
Politik, dass Ihr Familienbild vorsieht: Die Familie ist Keimzelle der
Gesellschaft. Sie ist ideal so organisiert: die Kinder bleiben so lange wie
möglich zu Hause. Das wird ermöglicht durch eine aufopferungsvolle Mutter, die
wiederum drei bis vier Jahre Berufspause macht. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Wissen Sie nichts anderes zu
sagen, Herr Kollege Wutzlhofer? Das ist zu wenig!)
Das ist schon in Ordnung, wenn man
das will, nur, was wir nicht in Ordnung finden, ist, wenn man eine Politik
betreibt – und jetzt kommt der Beweis, liebe Frau StRin Cortolezis-Schlager –,
die Eltern, die Menschen in diesem Land, die Menschen in sehr vielen
Bundesländern in dieses Familienweltbild zwingt, wo die Mütter die ersten drei
Jahre daheim sind, denn was ist es denn anders, wenn man Situationen anbietet,
wo zum Beispiel in Niederösterreich – Sie haben es letztes Mal als tolles
Vorbild gebracht – gegenüber 12 161 Krippenplätzen in Wien null
Krippenplätze da sind? Man zwingt dann doch die Eltern dazu, bei ihren Kindern
von null bis drei Jahren zu Hause zu bleiben. Was ist es denn sonst, wenn man
eine Politik macht, die Eltern dazu zwingt, ihre Kinder um 12 Uhr, oder
sagen wir vielleicht, es ist eins, vom Kindergarten abzuholen? Was ist denn das
für ein
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular