Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 49
Bezirksvertretungen klar verbessert. Die gibt es nicht. Das ist ja praktisch nur ein Mitschreiben von Anträgen, mehr passiert nicht. Die schriftliche Beantwortung von Anfragen im Bezirk sollte eingeführt werden, auch keine Frage, und eine Informationsdatenbank für Bezirke eingerichtet werden.
Weiters wäre es dringend notwendig, eine Verbesserung
und Vereinheitlichung in allen Bezirken hinsichtlich der Behandlung von
Resolutionen und Anträgen voranzutreiben. Es ist heute ganz offensichtlich so,
dass die Zulassung oder Nichtzulassung von Anträgen im bloßen Ermessen des
Bezirksvorstehers liegt. Auch wenn es vielleicht anders geregelt ist, ist dies
heute die Übung, das ist keine Frage.
Ausweitung der Info-Pflichten des Bezirksvorstehers
gegenüber der Bezirksvertretung! Weiters sollten auch Ausschussvorsitzende in
der Bezirksvertretung nach d'Hondt bestellt werden. Das wäre ganz wichtig.
Natürlich wäre dies ein Wunsch: Sitzungstermine - da
und dort gibt es doch Probleme - sollten in der Bezirksvertretung
einvernehmlich und einhellig beschlossen werden. Das ist auch ein wichtiger
Punkt.
Wir haben immer schon den Wunsch gehabt, dass die
früher gegebene Einbindung der Bezirke bei der Verleihung der
Staatsbürgerschaft in irgendeiner Form wiedereingeführt wird. Als Gremium, als
Einzelorgan war es früher üblich und hat eine direkte und lebendige Verbindung
mit dem Neubürger hergestellt. Ich halte das für eine wichtige Sache.
In fünf Minuten kann man nicht viel mehr von sich
geben. Ich habe heute also die Bezirksvertretungen herausgegriffen. Ich nehme
an, die anderen Redner werden sich auch mit Stadtverfassung, Geschäftsordnung
von Gemeinderat und Landtag noch auseinandersetzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächster Redner hat sich Herr Abg Dipl-Ing Margulies zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
Rufen wir uns in Erinnerung: Die Rede des Kollegen
Reindl war die ernsthafte! Daher denke ich tatsächlich, wir sollten uns als
Abgeordnete dafür bedanken, dass wir parlamentarische Rechte haben. Danke für
die Fragestunde! Danke für die Aktuelle Stunde! (Heiterkeit bei GRÜNEN, ÖVP
und FPÖ.) Danke für die Möglichkeit der Dringlichen Anfrage! Danke dafür,
dass ich zu einem Punkt überhaupt reden darf! Danke, liebe Wiener SPÖ! (Beifall
bei GRÜNEN, ÖVP und FPÖ.)
In dem Wissen, dass es tatsächlich nicht in allen
Landtagen so ist, muss man den Dank doppelt und dreifach verstärken.
Nichtsdestoweniger zurück zum tatsächlichen Punkt: der Möglichkeit der
Kontrolle.
Die Kontrolle beginnt ja nicht beim Kontrollamt und
beim Kontrollamtsbericht, sondern die Kontrolle beginnt schon bei viel
kleineren Geschichten. Es gibt die Möglichkeit der Anfrage. Es gibt die
mündliche Anfrage, es gibt die schriftliche Anfrage. Das Faszinierende an der
mündlichen Anfrage ist, dass es, auch wenn die Anfrage noch so intelligent
formuliert ist, keine Diskussion über die Antwort gibt. Und wenn der/die
zuständige amtsführende Stadtrat/-rätin eigentlich die Antwort verweigert, ist
es vollkommen egal.
Wenn man eine schriftliche Anfrage stellt, gibt es
nicht die Debatte über die schriftliche Anfrage. Die Antwort kann richtig oder
falsch sein, das ist vollkommen egal. Man kann auch hineinschreiben: „Ich will
keine Antwort geben." Das ist ebenfalls ein zahnloses Instrument.
Dann gibt es natürlich noch die ganze Frage von
Ausgliederungen. Wenn man eine Anfrage betreffend Wiener Linien stellt und
diese unangenehm ist, wird gesagt: Das ist ein Unternehmen, da können wir keine
Auskunft geben. Wenn wir eine Anfrage stellen betreffend Wohnberatung,
betreffend FSW, betreffend Wien Holding, vollkommen egal: Man bekommt keine
Antwort.
Die spannende Geschichte dahinter ist ja tatsächlich,
dass immer mehr und immer zentralere Bereich aus der direkten Stadtverwaltung
ausgegliedert sind. Wir müssen uns nicht selbst anschwindeln: Die Stadtplanung
erfolgt schon längst nicht mehr nur in der dafür zuständigen
Magistratsabteilung, sondern viel stärker bei der Wien Holding, viel stärker
bei der Wiener Stadtwerke Holding, viel stärker beim Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds. Auch die Wirtschaftsförderung wird nun einmal über
diese drei genannten Institutionen erheblich stärker abgewickelt als direkt
über die Stadt Wien.
Wie ist es im Sozialbereich, beim FSW? Da dürfen wir uns
auch nicht anschwindeln. Wir haben gesehen - und da geht es noch nicht um die
punktuelle Kontrolle, wenn man tatsächlich einmal einen Vorwurf hat -, mit
welchem Schmierblatt wir im Rahmen der Rechnungsabschlussdebatte vom FSW
abgekanzelt wurden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es lässt sich einfach
zusammenfassen: Ich wünsche mir als Kontrollrechte nichts anderes, als was jede
Partei, wenn sie in Opposition ist, beständig fordert! Es würde auch auf
Bundesebene reichen, hätte die SPÖ jetzt auf Bundesebene dasselbe gefordert wie
zu dem Zeitpunkt, als sie in Opposition war. Das wünsche ich mir für Wien.
Diese Art der Kontrollrechte wünsche ich mir, nichts anderes, als was beständig
von Parteien gefordert wird, bevor sie in eine Regierung wechseln. Dann ist es
immer wieder vergessen. (Abg Godwin Schuster deutet in Richtung ÖVP.)
Ja, Kollege Schuster, der Vorwurf richtet sich nicht
nur an die SPÖ. (Abg Godwin Schuster: Dann sag es doch auch!) Dafür,
dass es manche Kontrollrechte in Wien und in Österreich nicht gibt, zeichnen
durchaus auch andere Fraktionen verantwortlich. Aber wir befinden uns jetzt
hier im Wiener Landtag.
Ich komme zum Schluss, und das ist
tatsächlich ein Punkt, der sich quer durch alle aufgedeckten Kontrollfälle, die
wir oft auch im Kontrollausschuss behandeln, zieht. Solange nicht endgültig
nachgewiesen ist, dass irgendetwas falsch ist, wird seitens der
Sozialdemokratie gemauert und normalen Ersuchen, dass man
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