Landtag,
18. Sitzung vom 26.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 49
wünschen übrig. Man könnte eigentlich jeden Tag als Schüler auf die Straße gehen. Es wäre durchaus verständlich. Die Zustände werden oftmals zugedeckt durch den Maulkorberlass, der vor drei Jahren erlassen wurde.
Ich wollte Sie als zuständige Autorität bei den
Wiener Schulen fragen: Was werden Sie tun, damit dieser Maulkorberlass
zurückgezogen wird?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Herr Abgeordneter!
Erstens kenne ich keinen Maulkorberlass, außerdem war
vor drei Jahren die Frau Bundesministerin Gehrer dafür zuständig. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass sie in der Frage als höchste Autorität einem Maulkorberlass
zugestimmt hätte, denn ich bin als Organ der mittelbaren Bundesverwaltung in
diesen Bereichen tätig. Daher sage ich Ihnen hier und heute bei der
Fragestunde, es gibt keinen Maulkorberlass. Und daher brauche ich folgerichtig
auch nicht dafür zu sorgen, dass ein Maulkorberlass entsprechend aufgehoben
wird.
Aber ich darf Ihnen versichern, mich beeindruckt
natürlich jede Demonstration, denn ich habe mich von meiner Jugendzeit nicht
wie andere verabschiedet, im Gegensatz zu Ihrer Jugendzeit, die natürlich weit
kürzer zurückliegt als meine, muss ich ganz ehrlich sagen. Bei allem Respekt,
aber die einzige Demonstration, die ich jemals selbst organisiert habe, war mit
800 Leuten. Mit 200 wäre ich am Gehsteig spazieren gegangen! (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich diese
Meinungsäußerung von 200 Schülern bei in etwa 15 000 in einem Jahrgang zur
Kenntnis nehme. Ich habe nichtsdestotrotz Respekt. Das ist mit ein Grund, warum
diese Arbeitsgruppe im Gespräch und im Einvernehmen mit den Schülervertretern
errichtet wurde, um diese ursprüngliche, nicht aus dem Stadtschulrat kommende
Vorstellung von der Wunschschule entsprechend zu adaptieren, sodass, so nehme
ich an, auch im nächsten Schuljahr, respektive übernächsten Schuljahr dann
alle, auch die 200, zufrieden sein werden.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur 4. Zusatzfrage. Frau Abg
Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Herr Landeshauptmann!
Wir haben jetzt auch unter dem Slogan „Wer hat uns
verraten? Sozialdemokraten!" gegoogelt und glauben jetzt, Sie haben sich
irgendwie vergoogelt, weil das, was Sie hier in den Raum gestellt haben,
historisch nicht unbedingt richtig ist. Aber ich weiß, dass bei einer
mündlichen Anfrage nicht die Zeit und die Gelegenheit für diesen historischen
Exkurs ist.
Ich habe eine andere, mir sehr wichtig erscheinende
Frage. Da geht es um die Errichtung neuer AHS, denn unbestritten ist, dass zu
wenig Platz ist. Für die Errichtung von AHS ist der Bund zuständig und das war
immer die Kritik an Gehrer, nicht dafür zu sorgen, dass ausreichend Platz ist
und Schulen errichtet werden.
Ich frage Sie daher: Wie weit sind die Verhandlungen
mit dem nunmehr und vielleicht noch kurze Zeit roten Unterrichtsministerium
gediehen, um neue AHS zu errichten, sodass wir in den nächsten Jahren nicht
dasselbe Debakel wie in den vergangenen Jahren erleben? (LhptmStin Grete Laska: Sind Sie plötzlich für AHS-Standorte? Das ist
ja ganz etwas Neues! – Abg Susanne Jerusalem: Lesen Sie meine Aussendungen
nicht? – LhptmStin Grete Laska: Partiell!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Bitte, Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Ich bin immer sehr für den Dialog. Auch in der Fragestunde macht er großen
Sinn.
Frau Abgeordnete!
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Google die
oberste historische Autorität dazu wäre. Aber ich könnte Ihnen aus dem Stegreif
natürlich eine Reihe von Publikationen von außerordentlich hervorragenden
Historikern zitieren, die das kommentieren. Darin können Sie nachlesen, wie die
Geschichte gewesen ist, die nicht nur von der Sowjetunion, sondern auch von
allen anderen kommunistischen Parteien, insbesondere in Deutschland,
ausgegangen ist.
Sie wissen ganz genau, in welcher Form sich das
letztendlich abgespielt hat, wenn man die These vertritt, Sozialdemokratie und
Nationalsozialismus sind zwei Seiten derselben Medaille, welche entsprechenden
Aktivitäten der Kommunistischen Partei Deutschlands sich gegen die
Sozialdemokraten ausgebildet haben. Also ich glaube nicht, dass ich Google
anerkennen werde, was immer Sie darin finden, sondern eher die historischen
Autoritäten und die Historiker, die sich damit ernsthaft beschäftigt haben. Wir
haben ja auch einige Österreicher darunter, die sich da sehr gut auskennen. Ich
habe vorhin ja eine Österreicherin zitiert. (StR
David Ellensohn: Der Spruch stammt aus 1916 von den radikalen Linken!)
In der Tat wollen wir es nun dabei belassen und ich
wende mich Ihrer Frage zu. Natürlich mischen wir uns ein, das ist gar keine
Frage, auch beim Bau von AHS. Aber Sie wissen ganz genau, dass die eigentlichen
Verhandlungen dazu zwischen dem Unterrichtsministerium und dem
Finanzministerium stattfinden und 10-Jahres-Pläne erstellt werden. Wie sinnvoll
ein 10-Jahres-Plan ist, sei einmal dahingestellt, wenn ich denke, dass sich die
Flexibilitäten und die Notwendigkeiten im öffentlichen Schulwesen in schneller
Abwechslung ändern, sodass man dabei auf diese Änderungen einzugehen hat. Aber
wir mischen uns grundsätzlich ein, jawohl! Das haben wir auch in der
Vergangenheit getan, denn es sind in der nicht allzu sehr zurückliegenden
Vergangenheit eine ganze Menge neuer AHS aufgebaut worden, teilweise mit
bemerkenswerten architektonischen Leistungen, wie in etwa das Schulschiff, das
auch nicht unbestritten gewesen ist, bevor es errichtet wurde und das heute ein
gewisses architektonisches Ansehen genießt, abgesehen davon, dass ich höre,
dass auch Schüler, Eltern und Lehrer damit sehr zufrieden sind.
Selbstverständlich bin ich der
Auffassung, wenn man in die Richtung hingeht, dann wird man wahrscheinlich, so
hoffe ich jedenfalls, gemeinsam mit der Unterrichtsministerin eher die Richtung
der neuen Mittelschule
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