Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 70
umweltpolitische Ehrgeiz dieser Stadtregierung in Sachen Abfallwirtschaft schon wieder erschöpft, denn nur so ist die im Bundesländervergleich niedrige Sammelquote Wiens erklärlich, die dazu führt, dass Wien bei der Verwertungsquote in ganz Österreich mit 38 Prozent Schlusslicht ist, während Vorarlberg mit 65 Prozent bereits fast das Doppelte hat, wo der Abfall von 65 Prozent eben wiederverwertet wird.
Doch nicht nur die Wiederverwertung ist ein Problem dieser
Stadtregierung und sie vermeiden es hier, höhere Standards zu setzen, sonst
gefährden diese Standards auch bestehende Elemente, nämlich die Sauberkeit der
Straßen in Wien. Die Verschmutzung hat in den letzten Jahren zugenommen, auch
die Schmierereien an den Wänden sind unübersehbar und da helfen auch
konstruierte Umfragen nicht, das wegzukaschieren, indem man uns weismachen
will, dass alle so zufrieden sind. Reden Sie schlicht und einfach mit den
Wienerinnen und Wiener draußen, dann werden Sie wissen, dass die Wienerinnen
und Wiener die Stadt als zunehmend schmutzig empfinden und hier ein
Sauberkeitsproblem orten. Durch unsere hartnäckige Kritik daran haben Sie sich
dann zu einer halbherzigen Maßnahme durchgerungen und hier „Waste Watchers“
eingesetzt, die von der Anzahl her natürlich nie in der Lage sein können, hier
auch wirklich etwas zu bewirken.
Es sind schlicht und einfach politische Placebos, die
sich halt wieder Marketing-gerecht umsetzen oder verkaufen lassen, die aber den
Bürgern nicht wirklich helfen. Wir schlagen daher ein weitergehendes Konzept
der Wiedererlangung von Sauberkeit in Wien vor.
Wir fordern, und heute hat mein Kollege Wolfgang Ulm
das ja schon in der Fragestunde mit dem Herrn Bürgermeister erörtert, klar und
deutlich die Schaffung einer Stadtwache, die unter anderem auch Verschmutzungen
zu ahnden hat. Anderseits benötigen wir auch eine Umgestaltung innerhalb der
MA 48 zu einer Magistratsabteilung, die sich ausschließlich der
Stadtsauberkeit und der Stadtpflege widmet und sich damit auf ihren
Kernkompetenzbereich konzentrieren und ihn schützen kann. Dazu notwendig ist
unserer Meinung nach eine Umwandlung des Fuhrparks der MA 48 in ein
eigenes Profitcenter, um damit auch allfällige Querverrechnungen in Zukunft
vermeiden zu können. Die Müllabfuhr ist auch in einem eigenen Costcenter
darzustellen, damit wir alle wissen, was mit unseren Gebühren passiert - wir
werden das ja bei der Debatte beim Rechnungsabschluss in 14 Tagen auch
noch einmal abzuführen haben - und auch um Kostentransparenz schlussendlich
haben zu können. Dann und nur dann, wenn eine abgespeckte MA 48 sich auf
ihre Kernkompetenzen konzentrieren kann, gibt es wieder eine Chance für mehr
Sauberkeit in dieser Stadt.
Abschließend sei zum Umweltanwaltschaftsbericht Folgendes
gesagt: Die Umweltanwaltschaft hat unserer Meinung nach vor allem drei wichtige
Funktionen: Neben der der Beschwerdestelle für alle BürgerInnen ist dann noch
die Rolle des Vordenkers für Umweltschutzfragen im allgemeinen Sinne, aber auch
jene des Umweltgewissens dieser Stadt und vor allem dieser Stadtregierung,
dieser Alleinregierung der Sozialdemokratischen Fraktion. Deshalb hat in
unseren Augen die Umweltanwaltschaft in Wien eine ganz wichtige Funktion, die
sie in diesem vorliegenden Bericht im Großen und Ganzen auch ganz gut erfüllt
hat. Dafür nochmals ganz herzlichen Dank für diese Arbeit.
An diesen Dank möchte ich aber auch den Appell an die
Stadtregierung anschließen, die Umweltanwaltschaft nicht weiter als grünes
Feigenblatt dieser Stadtregierung zu missbrauchen, sondern sie endlich aktiv in
die politischen Entscheidungsprozesse dieser Stadt einzubeziehen, damit in
Hinkunft die Umwelt in dieser Stadt auch wieder eine Chance hat. (Beifall
bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Valentin. Ich erteile es ihm.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Präsidentin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Umweltanwältin!
Ich war jetzt fast geneigt nach der letzten
Wortmeldung, die Frau Umweltanwältin als Missbrauchsopfer und Feigenblatt zu
bezeichnen, allein ihr Auftreten, allein ihre Stellungnahmen, allein ihr
taktisches Handeln zeigt uns deutlich, dass etwas ganz anderes Realität ist.
Meine Damen und Herren! Wir haben gestern hier in
diesem Raum eher akademisch, glaube ich, diskutierend, eher zum wiederholten
Mal deponiert, wie dieses Haus zu Atomkraftwerken steht, welche Problematik wir
darin sehen. Wir sind in Wirklichkeit - und das möchte ich am Beginn meiner
Wortmeldung sagen - von der Realität eingeholt worden, denn spätestens als wir
uns zu Hause oder in unseren Büros den Teletext angesehen haben und die
Europa-AKW-Warnanzeige aus Brüssel registriert haben, haben wir registriert,
was in Slowenien vorgefallen ist, haben wir dann mitbekommen, dass Ljubljana
uns beschwichtigend gesagt hat, das sei bloß eine Übung gewesen und dann
letztendlich herausgekommen ist, dass Kühlwasser ausgetreten ist,
erfreulicherweise kein radioaktiv verseuchtes Kühlwasser, sondern aus einem
anderen Kühlkreis. Und da hat man eines deutlich gesehen, dass das, was die
drei Parteien, die diesen Antrag gestern eingebracht haben, und alle vier
Parteien, die diesen Antrag gestern verabschiedet haben, einmal mehr gesagt
haben, Kernenergie ist eine Energieproduktionsform, die sich von allen anderen
unterscheidet, weil sie wesentlich gefährlicher, nachhaltig gefährlicher ist
als alle anderen und dass wir richtig liegen mit unserem Kurs und dass wir
korrekt einmal mehr die Bundesregierung aufgefordert haben, diese
Anti-AKW-Linie auch in Europa massiv zu vertreten. Einmal mehr haben wir
gezeigt, traurig genug haben wir gesehen, dass diese Einstellung von uns, dass
dieses einmal mehr Postulieren unserer Zielsetzungen notwendig ist und dass wir
das noch oft wiederholen müssen.
In diesem Zusammenhang bin ich
froh, dass eines der Aufgabengebiete der Wiener Umweltanwaltschaft die Tatsache
ist, dass auch die Stadt Wien einen Atomschutzbeauftragten hat, das eines der Kompetenzfelder
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