Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 70
wirklich dazu beiträgt, dass Jugendliche bessergestellt
sind.
Wir finden, auch Kinder und Jugendliche haben Rechte,
das ist überhaupt keine Frage. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass wir sie
stärken, wir stehen für Partizipation, für Potenziale und Empowerment von Kindern
und Jugendlichen. Das ist uns ganz wichtig. Wir nehmen sie als das, was sie
sind. Wir gestehen ihnen auch gewisse Übertretungen, die die Erwachsenenwelt
komisch findet, zu, weil wir wissen, dass Jugend ein besonderer Lebensabschnitt
ist, wo es genau darum geht, Grenzen auszutesten, Grenzen auch zu
überschreiten. Wir nehmen sie ernst in ihrem Werden und ihrem Sein, in ihrer
Lebenswelt, wie sie sie gerne hätten.
Das ist eine ganz wichtige Sache, die wir auch
gemeinsam hier wieder in den Gremien der Jugendarbeit, in den Schulen und mit
der Kinder- und Jugendanwaltschaft täglich bestärken und auch immer wieder
erstreiten müssen, denn leider denken da nicht alle so wie wir.
Offene Punkte haben wir in diesem Bericht natürlich
auch vorgefunden, denn das ist ja nicht statisch und abgeschlossen, sondern es
geht immer weiter, es gibt immer noch etwas zu tun, es gibt weitere Punkte
umzusetzen. Da freue ich mich besonders, dass wir zu ein paar Punkten schon
sagen können, ja, wir sind dabei, ja, wir sind dran, es geht definitiv was
weiter. Das jugendgerechte Planen und Bauen, das hier eingefordert wird und wo
wir weitertun sollen, kommt ja nicht von ungefähr, denn Sie wissen, wir
arbeiten schon lange gemeinsam daran, dass wir sagen, die Jugend muss in der
Bauordnung bedacht werden.
Wir wollen mit der Jugend gemeinsam ihre Lebenswelt
und ihren Freiraum gestalten, auch in der Stadt, das ist uns ganz besonders
wichtig. Es ist uns auch gelungen, und es sollte relativ bald soweit sein, dass
wir Jugend auch explizit in die Wiener Bauordnung bekommen. Das ist ein ganz
großer Fortschritt, den wir gemeinsam mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft in
der Jugendarbeit erreicht haben, wo auch ressortübergreifend aus Wohnen, aus
Jugend, aus Integration hervorragende Ergebnisse erzielt wurden. – Der eigene
Kollege (Abg Oxonitsch steht in dem Raum
vor dem Rednerpult) stört mich da in meinem Redefluss. Das ist ein
Wahnsinn! (Abg Kurth-Bodo Blind: Was
wollten Sie denn sagen?) Nehmen Sie es mit auf! Letzter Punkt:
jugendgerechtes Planen und Bauen, großer Schritt weiter. Das können Sie schon
aufschreiben.
Ganz wichtig ist uns auch der angesprochene Punkt
Evaluierung des Fremdenrechtes. Ja, wir treten auch dafür ein. Das ist
besonders ein Anliegen der Integrationsstadträtin, aber auch die Jugendarbeit
in Wien ist schon lange daran. Wir brauchen eine Doppelstaatsbürgerschaft für
Kinder und Jugendliche, und wir wollen sie mit einer Evaluierung des
Fremdenrechtspakets dann letztlich auch erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist wichtig, denn wir denken uns, dass
Jugendliche und Kinder so auch ihre verschiedenen Identitäten, die sie haben,
ihre verschiedene Herkunftsidentität, die sie mitbringen, vereinen können. Man
kann die Liebe zu Ländern und Herkunft teilen, es wird dadurch kein Liebe zu
einem Land geschmälert, und das ist gut so. Wir stehen zu dieser Diversität und
auch zu dieser multikulturellen Gesellschaft.
Der Jugendgerichtshof, ein weiterer Punkt, der
gefordert wird, und eine ganz, ganz wichtige Sache. Hinter dieser Forderung,
dass so etwas wieder kommen muss, stehen wir natürlich vollinhaltlich, das ist
gar keine Frage. 2003 – Sie können sich erinnern – wurde der Jugendgerichtshof
durch Schwarz-Blau abgeschafft, jetzt ist es gelungen, auch dank Maria Berger,
dass wir wieder über ein Jugendkompetenzzentrum sprechen, dass wir darüber
sprechen, dass am Zweiten Wiener Straflandesgericht wieder ein
Jugendkompetenzzentrum geplant ist. Es ist ganz wichtig, dass wir eine eigene
Gerichtsbarkeit für Jugendliche haben, denn sie sind nicht mit gleichem Maß zu
messen. Dieses Jugendkompetenzzentrum brauchen wir, und es wird kommen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich komme schon zum Schluss, um Sie nicht allzu lange
zu strapazieren. Ich würde gerne noch viel mehr sagen, denn es ist mir ein
wirkliches Anliegen, aber wir sind ja permanent im Diskurs, und das ist schön
und gut so und das wird auch weiterhin so sein. Jedenfalls, die Türen sind
offen, jederzeit, um gemeinsam und mit Expertinnen und mit Experten zu reden.
Wir wollen die Punkte gemeinsam diskutieren, wir wollen die Punkte gemeinsam
umsetzen. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit der Kinder- und
Jugendanwaltschaft, mit euch, und ich glaube, wir werden auch noch viele Punkte
gemeinsam umsetzen und erreichen.
In diesem Sinne vielen Dank und weiter so! (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Erstens: Sie
haben gesehen, es geht auch ohne Redezeitbegrenzung.
Zweitens nur eine sachliche Feststellung als
Information: Es gibt noch die Möglichkeit einer ebenfalls unbegrenzten zweiten
Wortmeldung. (Heiterkeit bei GRÜNEN und
FPÖ.) Das ist aber jetzt keine Einladung gewesen.
Abg Baxant ist der Nächste am Wort. (Zwischenruf
bei den GRÜNEN.) Bei mir ist Abg Baxant als Nächster gemeldet und dann StR
Ellensohn.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Sehr geehrte Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin! Sehr geehrter
Herr Präsident!
Ich möchte mich jetzt eher kürzer fassen, nachdem
meine Kollegin Wehsely da schon einiges berichtet hat.
Am Anfang möchte ich mich auch sehr herzlich bedanken
bei Ihnen, Frau Jugendanwältin Pinterits und Herr Jugendanwalt Schmid, für
Ihren tollen Bericht, für Ihren in die Tiefe gehenden Bericht, der auch einiges
an Theorie vermittelt hat.
Ich danke Ihnen vor allem aber für
Ihre Tätigkeit. Es wurde schon die Wanderausstellung zur Armut angesprochen.
Ich nehme mir hier nicht das Recht heraus zu diskutieren beziehungsweise in
Frage zu stellen, ob die Zahlen, Daten, Fakten, die in dem Bericht verzeichnet
sind, falsch oder richtig sind. Ich gehe natürlich davon
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