Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 70
zu geben. Ja, und ich weiß, dass KindergärtnerInnen und KindergartenpädagogInnen nicht vom Himmel fallen, und dass wir hier ebenfalls einen Mangel haben, und dass man sowieso nachdenken und schauen muss, woher man die Fehlenden bekommt.
Nichtsdestotrotz glaube ich, dass der weitaus bessere
Weg genau der gewesen wäre, dafür zu sorgen, dass für jedes Wiener Kind ein
Kindergartenplatz zur Verfügung steht, zumindest für das letzte Jahr. Und wenn
Sie mich fragen, was meines Erachtens à la longue die Lösung sein kann, so sage
ich Ihnen, es führt kein Weg daran vorbei, dass der Kindergartenbesuch in
Österreich und auch in Wien verpflichtend und kostenlos wird, denn das
bedeutet, dass alle Kinder, alle Kinder ausnahmslos, den Kindergarten besuchen.
Das ist gut für sie, das ist eine gute Fördermaßnahme genau für solche Kinder,
die das auch tatsächlich brauchen und kostenlos deshalb und zwar für alle, weil
das eine der wesentlichsten Entlastungsmaßnahmen für junge Familien wäre, nicht
nur für diejenigen mit Migrationshintergrund, sondern, und ganz besonders für
diejenigen, die der Mittelschicht angehören, die derzeit, wenn sie ein
Kleinkind oder zwei Kleinkinder haben, locker mit Kosten bis zu 700 EUR im
Monat rechnen können, und die Entlastung brauchen. Auf Bundesebene sitzen
unsere klugen Köpfe beisammen und diskutieren, wie man den Mittelstand
entlasten kann, wie man das machen kann, braucht es neue Steuern, wie kann man
Entlastungen über diese oder jene Beiträge zustande bringen.
Und ich sage Ihnen an dieser Stelle, die beste und
eine der zielgerichtetsten Entlastungen, die es geben könnte, sowohl in Wien
als auch bundesweit, wäre, den Kindergartenbesuch kostenlos zu machen. Einmal
mehr, denn dies würde genau all diejenigen erreichen und erfassen, die es am
allerdringendsten notwendig haben, nämlich junge Eltern eben aus Familien, die
nicht gerade in Reichtum schwimmen.
Das heißt, wir sehen, dass wir hier mit einer
einzigen Maßnahme sowohl sozial handeln könnten als auch im Sinne einer guten
Integrationspolitik. Dies würde bedeuten, dass auch diese Kinder zumindest eine
Chance haben, und zwar wirklich eine gute, eine reale und eine brauchbare
Chance, ihren Weg in Österreich zu machen, erfolgreich zu sein und sich hier
dann auch selbstbewusst zu Hause zu fühlen, sich mit dem Land identifizieren
und sagen zu können, ja, ich bin stolz darauf, ein Österreicher oder eine
Österreicherin zu sein, ich fühle mich hier willkommen, das ist mein zu Hause,
ich habe hier Erfolg.
Also, insofern kann ich von dieser Stelle aus an Sie
appellieren. Ich glaube, dass der jetzt eingeschlagene Weg kompliziert ist, ich
glaube, dass er sehr, sehr viele Fallen in der Durchführung hat, ich glaube,
dass er schon noch halbherzig ist und ich glaube auch, dass er zu noch mehr
Schwierigkeiten führt, genau für diese Kinder, die es ohnedies es nicht leicht
haben in dieser Stadt. Und ich appelliere an Sie, von diesem Weg abzugehen, es
allenfalls als Zwischenlösung zu betrachten, wogegen ich, wie gesagt, einmal
mehr von Herzen protestiere, und gezielt in den Ausbau der
Kinderbetreuungsplätze zu investieren, sodass wir sagen können, diese
Vorschulklassen brauchen wir nicht, in vier, fünf Jahren ab jetzt gibt es
wirklich einen hundertprozentigen Deckungsgrad in dieser Stadt, besonders wenn
wir uns eines Tages auch noch dazu durchringen, das kostenlos zu gestalten und
auch darüber zu diskutieren, wie auch eine Pflicht aussehen kann.
Mir ist bewusst, bei kleinen Kindern kann eine
derartige Pflicht nicht so gestaltet werden wie die Schulpflicht, es müsste
Ausnahmen geben und vieles mehr, aber genau diese Debatte braucht es meiner
Meinung nach in dieser Stadt und in diesem Land, und dann könnten wir es
tatsächlich schaffen, Kollege Vettermann, und davon bin ich überzeugt, das
Schulproblem, von dem wir alle sprechen, schon im Vorfeld zu lösen und nichts
mehr davon wissen. Danke sehr. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau
Mag Cortolezis-Schlager. Ich erteile ihr das Wort.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Dieser Tag könnte ein Freudentag sein. Er könnte ein
Freudentag sein, weil auf Bundesebene die zwei größten Parteien zueinander gefunden
haben und bekannt haben, dass die Kinderförderung ein wichtiger Beitrag ist,
dass Frühförderung ein gemeinsames Anliegen ist. Ich hätte gerne heute
angestoßen auf diesen gemeinsamen politischen Konsens, für den gerade unser
Wiener Landesparteiobmann, Bundesminister Hahn, sehr viel im vergangenen Jahr,
im vorigen Sommer, getan hat, damit dieser politische Konsens möglich wird. Ich
bedaure es, dass sein politisches Engagement nicht jene Wirkung in Wien
entfalten kann, die eigentlich mit dieser Art 15a-Vereinbarung möglich
wäre.
Schauen wir zurück auf den vorigen Sommer. Ein langes
Tauziehen, wo die Förderung stattfinden soll. Die verpflichtende Vorschulklasse
für die Fünf- bis Sechsjährigen seitens der SPÖ, die Förderung im Kindergarten
seitens der ÖVP. Der Konsens, vorgezogene Schuleinschreibung, um bereits
frühzeitig den Förderbedarf im Kognitiven, im Sprachlichen, im Motorischen, im
Feinmotorischen, zu erkennen. Soweit so gut, Kompromisse haben es in sich, dass
man sich irgendwann entscheiden muss, wo die Förderung stattfindet, und man
einigt sich darauf, dass Kinderbetreuung generell ausgebaut werden soll, dass
dazu als Anreiz zusätzliche Bundesmittel geschaffen werden, dass die Länder
ihren Beitrag leisten und dass die Förderung insbesondere jener Kinder, die
eine spezifische individuelle Förderung brauchen, im Kindergarten stattfindet.
Um das individuelle Förderprogramm festzustellen, brauche ich auch eine
Erhebung. Und schauen wir zurück auf den vorigen Sommer. Als der ja auch in
diesen Tagen sehr kämpferische Obmann und Bildungssprecher der ÖVP, Fritz
Neugebauer, gesagt hat, testen wir doch die Kinder, ist damals ein Aufschrei
durch die Reihen gegangen, was für eine Idee er haben kann, Vierjährige zu
testen.
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