Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 70
würden und zwar jenen Mietern, die sich dann entscheiden, Fernwärme einzuleiten. Denn sich in Wien die Fernwärme einleiten zu lassen, ist wirklich nur etwas für Besserverdienende und ich möchte hier schon einmal ein bisschen ins Detail gehen, weil das die Wenigsten wissen. Und zwar, wenn Sie eine 35 m²-Wohnung haben, und das ist ja wirklich nun einmal die kleinste Wohneinheit, dann kostet Sie eine normale Einleitung ohne Extras 5 497,78 EUR. Und das sind nicht Daten, die ich ermittelt habe, sondern das sind die Daten der Fernwärme! Da beginnt jetzt schon die erste Ungerechtigkeit! Denn lässt Wiener Wohnen im Zuge ihrer Sanierungen von Wohnungen diese Fernwärme einleiten, dann wird hier der Sockelbetrag von 915 EUR reduziert auf 465 EUR. Lasse ich mir das als ganz normaler Bürger in eine Wohnung von Wiener Wohnen einleiten, dann zahle ich aber 915 EUR! Das heißt, ich muss um 500, genauer gesagt, 450 EUR mehr als die Stadt Wien zahlen! Und ich meine, hier könnten wir wirklich ansetzen, dass es billiger wird, dass wir nicht von Öl und Gas abhängig sind, dass die Leute auch bereit sind, Eigeninitiativen zu ergreifen, aber wer bitte kann von Ölkanister umsteigen, wenn er vielleicht Sozialhilfeempfänger ist und 5 500 EUR bezahlen muss?
Und das Nächste hat der Herr Kollege Chorherr mit
dieser Sanierung angesprochen. Jawohl, die Stadt Wien macht sehr viel. Aber sie
hat etwas vergessen, nämlich dass wir jetzt für Bauwerke, die vor dem 1.1.,
also vor 1965 errichtet wurden, bis 1.7.2008 einen Energieausweis brauchen und
für jene, die nach 1965 errichtet wurden, für 1.1.2009 diesen Energieausweis
brauchen. Wenn man jetzt die Zahlen vom Herrn StR Walter nimmt, der gesagt hat,
da ist zirka die Hälfte erledigt, dann bleiben 30 000 Wohnungen
übrig. Wenn das jetzt Strafen mit 15 000 EUR nach sich zieht, dann
sind wir bei zirka 225 Millionen, die nur für Strafen ausgegeben werden.
Und ich glaube, wenn wir diese Beträge sehen, dann kann man wirklich dazu
übergehen, dass man vielleicht die Fernwärme einleitet und nur einen geringen
Betrag auf die Miete aufschlägt, denn es ist ja auch eine Wohnungsverbesserung,
und dass man vielleicht überall Sparmaßnahmen setzt, indem man die Zähler in
die Wohnungen hineingibt, damit die Leute auch wissen, was sie verbrauchen und
nicht immer für alles zuständig gemacht werden. Dann können wir diese Probleme
auch in den Griff kriegen, ohne dass wir jeden einzelnen Mieter immer wieder
zur Kassa bitten müssen. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste
Rednerin hat sich die Frau Abg Vassilakou zum Wort gemeldet. Bitte, Frau
Klubvorsitzende.
Abg Mag Maria Vassilakou:
Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren!
Ich glaube, alle werden mir recht geben, dass wir
innerhalb des nächsten Jahrzehnts in unseren Gesellschaften mit ein paar
wesentlichen Problemlagen zu kämpfen haben werden.
Eine davon ist zweifelsohne die aufkommende
Energiekrise. Wir alle hier im Haus wissen, dass diese Situation, mit der wir
jetzt konfrontiert sind, sich nicht entspannen wird, sondern sich im Laufe des
nächsten Jahrzehnts durchaus verschärfen wird.
Das Zweite ist die wachsende Kluft zwischen Arm und
Reich, die natürlich durchaus durch diese Energiekrise weiter verschärft wird.
Drittens - und das möchte ich auch nicht unerwähnt
lassen – ist auch der ganze Problemkreis bei Fragen der Migration, die im
Übrigen ebenfalls genau mit der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich
weltweit und mit der Energiekrise unmittelbar verbunden ist. Das heißt, die
Fragen, über die wir heute diskutieren, sind Fragen, die für viele Menschen auf
der ganzen Welt und auch hier in Wien, in diesem reichen Wien, unmittelbar mit
dem Überleben verbunden sind. Es sind Fragen, die entscheiden werden, wer wird
es in ein paar Jahren warm haben und wer wird frieren müssen? Wer wird als
Privileg Mobilität genießen können und wer wird immobil sein und überlegen
müssen, wie kann ich beispielsweise einen Ort erreichen, wo ich überhaupt
Arbeit finden kann?
Last but not least jetzt weltweit betrachtet, sind es
Fragen, die zwischen Hunger und Essen entscheiden. Ich finde, dass daher hier
eine ernst zu nehmende Debatte dazugehört und ich denke auch, dass wir
überlegen müssen, was wir tun können, wie wir handeln können. Und ja, meine
Damen und Herren, wir können handeln! Wir können auch hier in Wien handeln. Wir
müssen aber nicht irgendwann handeln, sondern jetzt. Umso mehr muss ich sagen,
das Ansinnen, ein paar Euro am Ende des Jahres unter Umständen, wenn die
Gaswerke Überschuss erwirtschaftet haben, an die Menschen zurückzugeben, mag
gut gemeint sein, aber es löst nichts. Es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wir müssten uns zusammensetzen und darüber diskutieren: Was kann Wien tun, um
nachhaltige Lösungen zu erreichen?
Und Kollege Chorherr hat vorhin einiges aus dem
Bereich des Wohnbaus gebracht. Ich möchte es auch aufgreifen und verstärken.
Ja, abgesehen von Maßnahmen, die ernst gemeint sind und mit dem Bereich Sanierung
zu tun haben, gilt es auch nach wie vor, das ganze Kapitel Neubau zu
beleuchten. In Wien gibt es eine enorme, eine immense Neubautätigkeit. Wir
wissen alle, dass in den nächsten Jahrzehnten jenseits der Donau ein zweites
Graz entstehen wird. Und es ist nicht zu spät. Wir haben immer noch die Chance,
uns zum Beispiel ab Jänner 2009 dem Vorarlberger Beispiel anzuschließen
und zu beschließen, dass in dieser Stadt nichts mehr gebaut werden kann, das
nicht einem Niedrigenergiestandard entspricht. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Energie, Niedrigenergiestandard. Ich finde es verantwortungslos, weiterhin so
zu bauen, wo wir wissen, dass die Menschen, die da drin wohnen werden, mit
hohen Heizkosten belastet sein werden, abgesehen von den Folgen fürs Klima. Wir
könnten handeln. Wir könnten es jetzt beschließen. Wir könnten es tun. Wir tun
es nicht.
Ich komme zu einem zweiten
Bereich, Ausbau der Öffis. Wir wissen, und es wird so sein, dass die Ölpreise
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