Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 70
Zerwürfnissen stehen. Ich erneuere noch einmal meine Prognose, dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren den Wiener Gaspreis deutlich erhöhen werden. Es gehört zu Lächerlichkeiten der Politik, dass man Wählerinnen und Wähler für blöder verkauft, als sie sind. Der Kollege Ekkamp, der nach mir sprechen wird, sagt, bitte, der Herr Bürgermeister hat ja gesagt, es wird nichts erhöht.
Darf ich Sie auf ein paar Fakten hinweisen, warum das
nicht meine Erfindung ist, sondern einfach ein Faktum darstellt. International
ist der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt in Verträgen, die über 20 Jahre
laufen, und mit einer Verzögerung von ungefähr drei bis sechs Monaten wird der
Gaspreis angepasst. Deswegen hat die WIENGAS 2006 den Gaspreis erhöht, 2007 den
Gaspreis erhöht, und wenn mich nicht alles täuscht, ist in den letzten sechs
Monaten der Ölpreis von rund 90 Dollar das Barrel auf Höchstpreis
135 Dollar und mit heutigem Tag 122 Dollar gestiegen.
Es gibt einen einzigen Grund, warum man annehmen
könnte, dass der Gaspreis nicht steigt: Wenn Sie sicher der Meinung sind, dass
der Ölpreis auf unter 90 Dollar zurückgehen wird. Ich werde, wenn mir die
Zeit bleibt, kurz begründen, warum ich glaube, dass er selbst bei 135 nicht
stehenbleiben wird. Und entweder die Wiener SPÖ will die Wiener Gaswerke in den
Konkurs treiben, denn kein Krämer kann seine Ware billiger verkaufen, als er
sie einkauft. Deswegen erhöht EON den Gaspreis. Und wenn ich nur kurz zitieren
darf – ich glaube, dass Ihnen das Internet zugänglich ist: In den letzten Tagen
hat der Gazprom-Chef, Alexey Miller, eine deutliche Erhöhung der Gaspreise in
Aussicht gestellt. Zu denen wird es kommen.
Jetzt gibt es eine unglaubliche Erregung in ganz
Österreich über den Benzinpreis. Jetzt kann man gelegentlich das Auto stehen
lassen oder sich ein günstiges Auto kaufen, wenn man aber in einer Mietwohnung
in Wien ist, kann man nicht selber Wärme dämmen. Die einzige Alternative ist,
dass man weniger heizt. Das, glaube ich, ist kein ernsthafter Vorschlag, und
ich werde jetzt begründen, wie Sie verhältnismäßig einfach, meine Damen und
Herren, eine unglaubliche soziale Maßnahme setzen können.
Der durchschnittliche Wiener Haushalt zahlt
715 EUR im Jahr für seine Gasrechnung fürs Heizen. 42 Prozent der
Wiener heizen mit Gas. Kommt es zu einer Erhöhung um ungefähr 30 Prozent –
um das ist der Ölpreis gestiegen, und da gehe ich nur davon aus, wo jetzt der
Ölpreis ist –, werden wir das von 715 EUR auf 933 EUR erhöhen. Und eines
zeigt sich, eine ganz einfache Maßnahme: Werden Gebäude thermisch saniert,
sinkt der Energieverbrauch deutlich. Würde man sie auf das sanieren, meine
Damen und Herren, was die neue Bauordnung bei Sanierungen vorschlägt, würden
Sie dem durchschnittlichen Haushalt jedes Jahr 437 EUR ersparen, in einem
schlecht gedämmten Haus – davon gibt es ziemlich viele aus den 50er und 60er
Jahren, aber auch aus der Zeit um die Jahrhundertwende – würden Sie, wenn der
Gaspreis erhöht wird, über 1 100 EUR im Jahr ersparen, indem Sie
schlicht und einfach sicherstellen, ordnungspolitisch sicherstellen, dass
Gebäude, die einen schlechten Wärmestandard haben, saniert werden müssen.
Denn wie ist die Situation und warum ist dieses
politische Spiel so dämlich, Kollege Ekkamp? Wenn Sie in einer Presseaussendung
schreiben, dass nicht nur keine Gaspreiserhöhung in Wien geplant sei – das
werden wir Ihnen vorlesen, wenn sie kommt –, und im Untertitel sagen, der
Vorschlag der GRÜNEN wird längst umgesetzt, so stimmt das nicht. Was ist der
Vorschlag? Es gibt gute Förderungen. Die THEWOSAN-Förderung ist
verbesserungswürdig, aber sie ist gut. Wer nimmt THEWOSAN in Anspruch? Ein
Hauseigentümer, der das möchte. Und jetzt stellt sich folgende Problematik dar:
Wenn ein Hauseigentümer sein Haus vermietet hat und das technisch in einem ganz
guten Zustand ist, aber trotzdem das Vier-, Fünffache an Energieverbrauch
aufweist, einfach weil das damals keine Rolle gespielt hat, warum soll er das
Haus thermisch sanieren? Es tut es nicht. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die
Einsparungen nicht ihm zugute kommen, sondern dem Mieter zugute kommen.
Wo wird viel mit Gas geheizt? Im 10., im 11., im 15.,
im 16. Bezirk, wo sehr viele Menschen leben, die über kein tolles Einkommen
verfügen, wo wir hier dann im Winter darüber diskutieren, ob wir den Heizkostenzuschuss
erhöhen.
Das sind Hauseigentümer, zum Beispiel Kapitalgesellschaften, die sehr
auf den Rechenstift schauen, die sanieren nicht freiwillig. Darum ist unser,
ich gebe zu, weitreichender Vorschlag: Ordnungspolitik. Wer ein Haus besitzt, das
einen schlechten Wärmedämmstandard aufweist, muss in angemessener Zeit
sanieren, wenn es ein Mieter beantragt. Und nur dann, wenn der Hauseigentümer
glaubhaft machen kann, aus Denkmalschutzgründen, aus technischen Gründen, dass
das unzumutbar ist - es wird Fälle geben, zum Beispiel eine stark gegliederte
Fassade oder, oder, oder, wo das nicht so einfach möglich ist -, dann muss er
das argumentieren. Jetzt sagen ganz viele: Geht mich nichts an, tun wir nicht.
Wir würden volkswirtschaftlich dadurch eines erzielen: Anstatt dass wir aus
Wien hunderte Millionen nach Russland an Wertschöpfung exportieren, würden wir
in Wien Wertschöpfung schaffen. Die Wiener Bauwirtschaft, vor allem die
kleinteilige Wiener Bauwirtschaft, würde davon extrem profitieren.
Lassen Sie mich noch einmal auf die Dimension
hinweisen. Bei einem Ölpreis von 135 Dollar würden Sie einem Wiener
Haushalt 1 100 EUR jährlich ersparen.
Und lassen Sie mich die letzten drei Minuten nutzen,
um kurz darüber nachzudenken, wie es mit dem Ölpreis weitergeht.
In der Öffentlichkeit herrscht ein
großer Irrglaube, dass es nur die Spekulanten sind, die den Ölpreis in die Höhe
treiben. Ich bin der festen Meinung, dass wir in den nächsten zwei, drei, vier,
fünf Jahren weitere deutliche, signifikante Ölpreissteigerungen und damit
Gaspreissteigerungen haben werden. Ich sehe es bald kommen, wenn Sie nichts
tun, dass ein Wiener Haushalt nicht
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular