Landtag,
17. Sitzung vom 05.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 70
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Also
ich denke, dass eine ganz, ganz wesentliche Voraussetzung dafür die gemeinsame
Planung des ambulanten und stationären Bereiches ist, worum wir uns in Wien
auch bemühen, indem wir eben erstmals diese Planung gemeinsam angehen. Das wird
jetzt nichts sein, wo man sagen kann, nächstes Jahr sind schon Auswirkungen da,
aber es geht einmal darum, anders zu denken, nämlich integriert zu denken.
Die Problematik, wieso die Menschen in Ambulanzen
gehen, ist sicher multifaktoriell zu sehen. Eine Ursache liegt aber schon ganz
stark darin, dass der niedergelassene Bereich zum Teil Öffnungszeiten hat, die
einfach unpraktikabel sind. Denn wenn ich von Freitag Nachmittag bis Montag
Vormittag in der Regel keinen Kinderarzt oder keine Kinderärztin finde oder die
nach 17 Uhr nicht mehr ordinieren, dann ist es selbstverständlich und
logisch und klar, dass die Menschen mit ihren Kindern, auch mit
Krankheitsbildern, die nicht spitalsnotwendig sind, ins Spital gehen.
Daher glaube ich, dass es vor allem im ambulanten
Bereich notwendig ist – und das tun ja Ärztinnen und Ärzte auch, und das ist
auch eine Art des Zusammenschlusses, der sogar von der Ärztekammer unterstützt
wird –, Gruppenpraxen zu machen, wo mehrere Ärzte miteinander dieselben
Disziplinen oder auch verwandte Disziplinen betreuen, um hier auch längere
Öffnungszeiten möglich zu machen. Das ist meines Erachtens nach ein
wesentlicher Punkt.
Der zweite wesentliche Punkt
ist die Qualitätssicherung. Offensichtlich ist das Vertrauen der Wienerinnen
und Wiener in die Wiener Spitäler zu Recht ein sehr, sehr hohes, denn sie sind
der Meinung, wenn sie in die Spitalsambulanz gehen, sind sie auf jeden Fall
medizinisch hervorragend betreut. Dessen sind sie sich vielleicht da oder dort
im niedergelassenen Bereich nicht so sicher. Das, was jetzt geplant ist,
nämlich verstärkt eine Qualitätssicherung hineinzubringen, ist sicher auch ein
Schritt in die richtige Richtung.
Präsident Heinz Hufnagl: Die
4. Zusatzfrage kommt von der Frau Abg Dr Pilz. Ich bitte darum.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im
Rathaus): Danke. – Ich habe herausgehört, dass du dich wunderst, dass ich
jetzt sozusagen noch einmal auf das Thema Kinderpsychiatrie und -psychotherapie
zurückkomme. Ich tue es deshalb, weil die Probleme trotz all dieser Leistungen,
die wir jetzt nicht noch einmal aufzählen müssen, nicht gelöst sind. Denn was
sagt man den Eltern, die jetzt und heute und auch künftig warten werden auf
Psychotherapie und Therapiemaßnahmen grundsätzlich?
Und über die Erwachsenenversorgung in diesem Bereich
hast du nicht gesprochen. Wir wissen, dass in der Psychotherapie die
Sigmund-Freud-Universität mittlerweile aus Eigeninitiative eine große
Versorgungsverantwortung übernommen hat, weil in Wien schlicht zu wenig
Psychotherapie angeboten wird. Und das kann und darf dir als
Gesundheitsstadträtin nicht egal sein.
Wir wissen allerdings auch, dass der therapeutische
Bereich im stationären Sektor mangelhaft ist. Da hat in der
Untersuchungskommission Oberarzt Zeyringer darüber gesprochen, dass man seit
1998 darauf hinweist, dass die Therapeuten und Therapeutinnen im
Otto-Wagner-Spital in der Psychiatrie dringend nachbesetzt werden sollen, da es
bei Ergotherapie und anderen Therapiemaßnahmen, auch Psychotherapie, einen
Mangel gibt, sodass es gar nicht möglich ist, dass die Ärzte und Ärztinnen, die
zwar ausgebildet sind, das alles tun, weil sie nämlich ohnehin mit ihren
anderen Aufgaben so überfordert sind.
Ich frage dich jetzt: Welche
konkreten Maßnahmen wirst du setzen, um im Therapiebereich, sowohl in der
Psychotherapie als auch im stationären Bereich, Abhilfe zu schaffen?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau
Abgeordnete! Dieses Spiel ist mittlerweile bekannt und deswegen auch nicht mehr
besonders originell, dass Sie behaupten, mir wäre etwas egal, und dann der Meinung
sind, je öfter Sie das sagen, desto eher wird es irgendwann sozusagen schon
einmal so sein, dass mir etwas egal sein wird. Das ist nicht der Fall, und
daher setzen wir auch alle diese Maßnahmen, die wir gesetzt haben.
Tatsache ist auch, wenn Sie
behaupten, dass es Versorgungsengpässe im psychiatrischen Erwachsenenbereich
gibt, wie Sie in Ihrer Rede vor der Frage gesagt haben, dann sage ich Ihnen,
die gibt es nicht. Jeder, der in dieser Stadt psychiatrische
Unterstützungshilfe braucht, bekommt sie auch.
Tatsache ist auch, dass die
Sigmund-Freud-Universität hier eine große Leistung erbringt, wie andere auch,
dass die Sigmund-Freud-Universität das ja aber genau auch braucht für die
Ausbildung der StudentInnen, der Studierenden, und ich bin hier mit Herrn
Professor Pritz in einem guten Gespräch, der diese Leistung erbringt, aber er
tut dies nicht einfach so, sondern weil das ganz besonders notwendig ist, weil
sonst die Studierenden ihre Ausbildung nicht machen können. Gerade im Bereich
der Therapie gibt es immer wieder Weiterentwicklungen, denen selbstverständlich
auch Rechnung getragen wird.
Tatsache ist aber auch,
dass wir auch im therapeutischen Bereich in dieser Stadt im schlechtesten Fall
im österreichischen Mittelfeld liegen. Da komme ich wieder zu einem Satz
zurück, der das Motto des Gesundheits- und Sozialwesens sein muss: Das Bessere
ist der größte Feind des Guten. Aber nicht alles, was nicht das Beste ist, ist
gleich ein wirklich ganz dramatisches Problem und ein politischer Skandal.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke, Frau
Stadträtin.
Ich möchte mitteilen, dass Frau Abg Jerusalem ab
11.30 Uhr entschuldigt ist.
Wir kommen zur 4. Anfrage (FSP
- 02465-2008/0001 - KVP/LM), die der Herr Abg Dr Wolfgang Ulm
an den Herrn Landeshauptmann richtet. (Vermehrte Anstandsverletzungen und
Lärmerregungen im öffentlichen Raum beeinträchtigen die Lebensqualität der
Wienerinnen und Wiener, reduzieren das subjektive Sicherheitsgefühl und machen
die Begehung gerichtlich strafbarer Handlungen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular