Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 78
hatte die Polizei die Möglichkeit, die organisierte
Kriminalität zu verfolgen, zu beobachten, festzustellen, wo die Bosse sind. Ich
sage Ihnen, Sie sind nicht unschuldig daran, dass es so wenig Polizisten gibt!
Sie sind nicht unschuldig daran, dass die Polizei diese Arbeit in dieser
damaligen Sorgfältigkeit nicht mehr durchführen kann! Daher, nicht böse sein,
einen Popanz an die Wand zu malen, den ich nicht belegen kann, ist bei so einem
wichtigen Thema unseriös! Darum geht es mir! (Abg Mag Johann Gudenus, MAIS:
Wenn es in der Zeitung steht, kann man es aber schon belegen!) - Wenn ich
dann in der Zeitung zitiert werde und sage, es steht in der Zeitung, ist das
vielleicht auch nicht ganz seriös! (Abg
Mag Johann Gudenus, MAIS: So ist es nicht!)
Ich hätte dem Kollegen Schock auch gesagt, uns sind
die Bettelkinder jahrelang nicht egal gewesen. (Abg Mag Johann Gudenus, MAIS: Anscheinend schon!) Wir haben da
sehr intensiv organisiert. Die „Drehscheibe" in ihrer Funktion gibt es
nicht erst seit Kurzem. Aber ich möchte mich persönlich nicht sehr stark mit
der „Drehscheibe" auseinandersetzen, weil es dazu wirklich Berufenere
gibt, auch von der Sachkenntnis her, um darüber zu reden.
Der Hinweis, der auch gekommen ist vom Kollegen
Schock, war, die Bettler organisieren sich ganz einfach rasch. Zuerst sind sie
mit den Kindern unterwegs. Das wird jetzt verboten. Wir kennen schon eine neue
Form von Bettelei. Das ist jene auf der Straße bei Kreuzungen. Sie wissen ganz
genau, wenn ich mich auf die Kreuzung stelle und es grün oder rot ist, ist das
nicht etwas, was von Haus aus erlaubt ist. Auch hier gibt es die Möglichkeit
einzuschreiten. Das ist nicht etwas, was geduldet wird, auch nicht von der
Polizei geduldet wird. Auch da gilt der Hinweis: Sagen Sie es der Polizei, wenn
es Ihnen auffällt! Bitte, sagen Sie es! Das wäre das Einzige, was man tun kann!
Zum Kollegen Ulm könnte ich noch sehr viel sagen,
aber ich erspare mir das mit dem kleinen Hinweis, wir wissen, dass sich die
Armut in Wien in der schwarz-blauen Koalitionszeit verdoppelt hat. Mir ist
keine Wortmeldung in Erinnerung, wo jemand der Landespolitiker der ÖVP oder FPÖ
die Hand gehoben und gesagt hätte, das kann man so nicht weiterentwickeln
lassen, da muss man etwas tun. Mir ist keine bekannt. Wir haben es gemacht. Wir
haben darauf hingewiesen. Daher scheint es mir schon wichtig zu sein, genau
darauf auch hinzuweisen.
Die Kollegin Matiasek hat Vorfälle berichtet und auch
in ihrer Presseaussendung von heute dargestellt. Dazu sage ich, jeder einzelne
dieser Hinweise, die Sie in der Presseaussendung, aber auch hier, gegeben haben,
ist unter dem Titel „organisierte Kriminalität, organisiertes Betteln"
subsumierbar und ist daher kein Argument, dass deswegen ein generelles
Bettelverbot in Wien verlangt wird Alles, was Sie hier anführen, ist
organisierte Kriminalität. Ich bitte Sie, lesen Sie es sich genau durch!
Ich bin da auf der Seite der Caritas insgesamt und
insbesondere auch des Caritasdirektors. Ich sage ganz ehrlich, mich hat es
gefreut, dass heute von der Caritas wieder eine Presseaussendung kam, nämlich
deshalb gefreut, weil wir vor einem Jahr bei der Dringlichen Anfrage zu diesem
Thema, das war am 30. und nicht am 28., Gleiches diskutiert haben. Auch damals
kam von der Caritas schon eine ähnliche Meldung. Ich identifiziere mich nämlich
voll damit. „Betteln ist der sichtbarste Ausdruck von Armut und insofern nur
die Spitze des Eisbergs." Man könne durch Verbot nicht das zu Grunde
liegende Problem, die Armut, beseitigen. Armut beseitigen könne man nur durch
soziale Aktivitäten. (Abg Mag Johannes
Gudenus, MAIS: Zum Beispiel Gebührenerhöhungen in Wien!) Es nütze das
Verbot nichts.
Was wäre denn dann zum Beispiel endlich einmal mit
der Mindestsicherung für Österreich? Da haben wir nicht die Probleme, die zur
Zeit aus dem Ausland hier sind. Zum Beispiel dieser Hinweis nur an die ÖVP.
Vielleicht kann man da ein bisschen mehr Druck machen, dass diese
Mindestsicherung kommt.
Die Caritas sagt weiters:
„Einem Verbot des Bettelns mit Kindern zum Schutz der Kinder steht die Caritas
grundsätzlich positiv gegenüber." Der Schutz der Kinder müsse tatsächlich
im Vordergrund stehen. - Das ist genau meine Intention, warum ich diesen
Einstieg heute so gewählt habe. Der Schutz der Kinder muss im Vordergrund
stehen. Aus diesem Grunde erspare ich mir alles andere, was ich mir vorgenommen
habe, aus Gründen für meine Nachrednerin.
Aber aus diesem Grunde bin ich zutiefst davon
überzeugt, dass diese Gesetzesvorlage ein ganz wichtiger Schritt für die Kinder
ist, die in Wien leben oder aus irgendwelchen anderen Gründen nach Wien kommen.
- Ich danke ganz herzlich. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt ein Nachredner, der Herr StR Ellensohn.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr
Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Es gibt sehr viele Worte von der Sozialdemokratie,
warum Sie glauben, das Richtige zu tun und von der falschen Seite gelobt zu
werden. Man muss sich das schon überlegen, wenn am Morgen in der Fragestunde
der Klubobmann der FPÖ hier steht und sagt, für ihn ist heute Ostern und
Weihnachten zusammen. Geburtstag hätte er auch noch sagen können, denn den hat
er letzte Woche gefeiert. Er war sehr zufrieden mit dem, wie die SPÖ die
Problematik Betteln Punkt für Punkt in die Nähe dessen bringt, was die FPÖ und
leider auch die ÖVP in diesem Haus fordern, nämlich schlussendlich ein
Bettelverbot. (Abg Christian Oxonitsch:
Sagt ihr das in der Frage der EU-Volksabstimmung auch, weil ihr da gelobt
werdet? In der Presseaussendung lobt euch der Klubobmann der FPÖ. Zieht ihr
jetzt die Volksabstimmung zurück?)
Der Bürgermeister hat das in einem
Satz so formuliert. Er hat nämlich nicht gesagt, er ist gegen ein generelles
Bettelverbot für immer, sondern sehe im Moment keinen Handlungsbedarf. Er hat
noch Luft gelassen. Falls es notwendig ist, sich noch weiter Richtung FPÖ zu
bewegen, hat die Sozialdemokratie hier und heute für Platz gesorgt. (Abg Mag Wolfgang Jung: Sie wird es
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