Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 78
erreichen nichts!)
Meine Damen und Herren! Ich möchte jetzt aber auch
noch auf etwas eingehen, was der Herr Landeshauptmann nur sehr peripher
angeschnitten hat. Er hat darüber gesprochen, dass wir gemäß Strukturprogramm
für die Jahre 2007 bis 2013 viele Projekte erhalten und dass diese Projekte
alle schon genehmigt sind. Er hat berichtet, dass wir eine
Strukturmittelausstattung im Ausmaß von 25 Millionen EUR bekommen und hat das
sehr positiv dargestellt. Das unterstützten wir auch!
Der Herr Landeshauptmann hat aber nicht darüber
berichtet, dass es einen erst seit Kurzem veröffentlichen Rechnungshofbericht
gibt, der über die Mittelvergabe und die Mittelverwendung im Jahr 2006 Auskunft
gibt. Und dieser Rechnungshofbericht, gemäß welchem es auch Prüfungen des
Europäischen Rechnungshofes betreffend die Bundeshauptstadt Wien gegeben hat,
gibt Anlass zu Verbesserungen, was, gelinde gesagt, zurückhaltend ausgedrückt
ist.
Der Rechnungshof schreibt hier nämlich: „Einige
Projekte der Bundeshauptstadt Wien wiesen schwerwiegende Mängel auf. Diese
führten in der Folge zu einer zweimaligen Sperre von Mitteln des Europäischen
Fonds für Regionale Entwicklung durch das Bundeskanzleramt.“ – Ich nehme zur Kenntnis, dass die Magistratsabteilung 27 in der
Zwischenzeit darauf reagiert hat.
Weiter hält der Rechnungshof allerdings fest: „Bei
der Abwicklung von Förderprogrammen der EU sollte die Wirksamkeit der
vorgesehenen Verwaltungs- und Kontrollsysteme sichergestellt werden, um die im
Fall von nachträglich festgestellten Mängeln vorgesehenen finanziellen
Sanktionen zu vermeiden. Weiters wären Maßnahmen zu setzen, damit die von der
EU beziehungsweise durch Kofinanzierung der öffentlichen Hand bereitgestellten
Mittel sowohl wirtschaftlich und zweckmäßig als auch nachhaltig eingesetzt
werden. Der Rechnungshof verlangt von der Bundeshauptstadt Wien, dass die
Kontrolle verstärkt wird, unter anderem durch die Beiziehung der Internen
Revision.“
Meine Damen und Herren! Wir von der Opposition waren
entsetzt, als wir das gelesen haben. Das gilt vor allem auch für die Mitglieder
der Europakommission: Wir sitzen hier seit langer Zeit in der Europakommission
und ringen nach Themen. Dieses Thema wurde uns aber kein einziges Mal
vorgestellt. Hinter unserem Rücken gab es währenddessen in Wien größte
Schwierigkeiten bei der Abwicklung von EU-Geldern. Das halten wir, gelinde
gesagt, nicht nur für nicht in Ordnung, sondern es entspricht auch nicht
unseren Vorstellungen von der Einbindung parlamentarischer Vertreter in einen
solchen Prozess.
Ich glaube, dass auch die
Europakommission in einer gewissen Form ein solches Kontrollinstrument sein
kann und sein muss. Wenn es zu solchen Mängeln kommt und es solche
Schwierigkeiten gibt und wenn Projekte bereits auch für die Zukunft genehmigt
wurden und auch abgewickelt werden, dann sollen die Fortschritte dieser
Projekte und auch die interne Kontrolle und die Finanzkontrolle auch der
Europakommission zur Kenntnis gebracht werden. Es darf nicht länger so
ablaufen, dass wir das über einen Rechnungshofbericht erfahren! Die
Europakommission darf nicht länger nur vorgeschoben werden.
Präsident Heinz Hufnagl
(unterbrechend): Sie haben noch zwei Minuten.
Abg Mag Wolfgang Gerstl
(fortsetzend): Ich bedanke mich.
Wir stellen daher einen entsprechenden Antrag.
Gemeinsam mit meinem Kollegen Matthias Tschirf beantragen wir von der
Österreichischen Volkspartei, dass der Landtag beschließen möge, es möge
landesgesetzlich sichergestellt werden, dass bei der Vergabe von
EU-Fördermitteln, welche Wien betreffen, die Gemeinderätliche Europakommission
mit einbezogen wird, um im Falle von Missständen frühzeitig informiert zu sein
und auf diese auch aufmerksam zu machen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Damit schließe ich mit dem
Satz, mit dem ich auch vor einem Jahr bei der Erklärung zur Europadeklaration
hier geschlossen habe. Ich habe damals gesagt – ich zitiere: „Wenn diese Mitteilung nur dazu gedient hat,
dass wir eine Mitteilung in einem Jahr abgeben und auf die nächste Mitteilung
im nächsten Jahr warten müssen, dann war die Mitteilung leider fast umsonst.“
In diesem Sinne hoffen wir nunmehr erneut auf konstruktive Gespräche in den
nächsten Monaten! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Die nächste Wortmeldung liegt mir von Frau Abg Yilmaz vor. –
Bitte.
Abg Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte
Kolleginnen und Kollegen!
Vielen Dank, Kollege Gerstl! Sie haben mir
dankenswerterweise ein paar Artikel übrig gelassen, die ich jetzt gleich am
Anfang meiner Rede gerne vorlesen möchte. Artikel 21 lautet:
„Diskriminierungen, insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der
Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der
Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen
Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens,
der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung sind
verboten.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Das sind europäische
Werte. Und ich bin wirklich stolz, in einem Land zu leben, das diese Werte
unterschreiben wird und hoch hält, und ich würde mir wünschen, dass alle
Fraktionen in diesem Haus das tun! (Beifall
bei der SPÖ.)
Artikel 37 lautet: „Ein
hohes Umweltschutzniveau und die Verbesserung der Umweltqualität müssen in die
Politiken der Union einbezogen und nach dem Grundsatz der nachhaltigen
Entwicklung sichergestellt werden.“
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe Ihnen
Artikel 21 und Artikel 27 vorgelesen. Und ich frage mich wirklich:
Wie kann eine Partei, die sich als Umwelt- und Menschenrechtspartei
legitimiert, derartigen positiven Regelungen nicht zustimmen? Wieso wollen Sie
lieber eine nationale Volksabstimmung?
Sehr geehrte Damen und Herren! Wer
eine nationale
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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