Landtag,
16. Sitzung vom 28.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 78
bei der Moscheedemonstration nicht einmal aus dem Haus getraut hat, der gekniffen hat. Mittlerweile ist er eh schon in Pension gegangen, damit er sein Versprechen, das er gegeben hat, so offensichtlich nicht einhält. Kommen Sie dort hin und schauen Sie es sich dann an! Sie werden merken, was die Bürger von der Union denken.
Ihr Versuch, Druck auf die Medien, besonders auf den
ORF, auszuüben, hat einen kurzfristigen Erfolg gebracht. Bisher wurde außer in
der „Kronen Zeitung“ wenig darüber berichtet. Aber ich kann Ihnen eines sagen:
Selbst wenn Sie jetzt durchkommen sollten, es wird Ihnen kein Glück bringen und
die Wähler werden Ihnen entsprechend antworten, an der Wahlurne nämlich! „Einer
europäischen Verfassung ohne Identifikation der Bürger und Bürgerinnen dieses
Europas mit ihrer Verfassung wird kein Erfolg beschieden sein.“ - Zitat Häupl! (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort gemeldet ist die Frau Abg Mag Vassilakou.
Ich erteile es ihr. (Abg Dr Matthias Tschirf: Tatsächliche Berichtigung!) Pardon.
Ja, Herr Klubobmann Dr Tschirf hat sich zu einer tatsächlichen Berichtigung
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort dafür, Redezeit drei Minuten.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Ja, eine tatsächliche Berichtigung. Ich gehe
inhaltlich sicherlich auf das ein, was hier gesagt wurde. Aber tatsächlich
möchte ich berichtigen, weil es sonst im Protokoll steht. Es ist ein absoluter
Unsinn zu behaupten, dass die ÖVP, die eine der Gründungsparteien dieser
Republik ist, für eine ... (Abg Mag Wolfgang Jung: Eine tatsächliche
Berichtigung beginnt mit dem zu berichtigenden Zitat!) Entschuldigen Sie,
ich weiß, Sie machen sich jetzt wieder einen Komplex mir gegenüber als
Akademiker (Aufregung bei der FPÖ und der ÖVP.), aber das ist Ihr
Problem. Jedenfalls sage ich Ihnen Folgendes: Sie haben gesagt, dass die ÖVP
dafür eintrete, dass wir für eine Auflösung der Republik seien. Das ist ein
absoluter Unsinn! Wir sind eine der Gründungsparteien dieser Republik
Österreich und sind eine der Parteien, die immer zu dieser Republik gestanden
ist. Und auch jene Wurzeln, auf denen wir ruhen, auch diese Politiker waren zu
einer Zeit dafür, wo die Politiker, auf deren Wurzeln Sie ruhen, das nicht waren,
um das auch zu sagen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wollte mich
nicht zum Wort melden, um hier Inhaltliches zu berichtigen, sondern nur, damit
im Protokoll diese Unrichtigkeit nicht drinnen stehen bleibt. Ich weiß, dass es
Leute gibt, die sagen, man soll eine Unwahrheit mehrmals sagen, dann würde sie
geglaubt werden. Das ist der Stil und der Inhalt, auf dem Sie beruhen. Aber um
das zu verhindern: Es ist unrichtig und so soll es im Protokoll festgehalten
werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Nunmehr ist die Frau Klubvorsitzende Frau Mag Vassilakou zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
Abg Mag Maria Vassilakou
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren!
Die wesentlichen Ausführungen im Zusammenhang mit dem
EU-Reformvertrag hat meine Fraktionskollegin StRin Dr Monika Vana hier bereits
dargebracht. Das heißt, mir bleibt im Wesentlichen übrig, die Anträge meiner
Fraktion einzubringen, noch einmal kurz darauf einzugehen und sie auch noch zu
begründen.
Ich fange vielleicht aber zunächst einmal damit an,
dass auch ich mich an dieser Stelle freue, dass es zu dieser Mitteilung des
Landeshauptmanns gekommen ist. Ich finde es etwas schade, dass diese Mitteilung
reichlich spät erfolgt ist. Reichlich spät, weil unser Parlament demnächst,
eigentlich bereits in wenigen Tagen, den EU-Reformvertrag ratifizieren wird und
somit findet diese Debatte, die gut und sinnvoll und wertvoll ist, endlich
statt. Aber, wie gesagt, schlussendlich fünf vor zwölf. Und das ist, wie
gesagt, sehr schade, weil wir somit auch kaum mehr Zeit haben, um das eine oder
andere, was hier ja noch zu unternehmen wäre, doch noch tatsächlich zu
unternehmen.
Nichtsdestotrotz denke ich mir: Besser spät als nie! Eine
Erörterung über den EU-Reformvertrag, aber auch über die EU tut dem Haus in der
Tat gut, und zwar auch deshalb, weil wir uns auch auf der Ebene des Wiener
Landtages wirklich sehr selten mit EU-Angelegenheiten befassen. Ich halte das
für sehr bedauerlich, denn immerhin werden drei Viertel der EU-Entscheidungen
sehr wohl auf regionaler oder auf kommunaler Ebene umgesetzt. Ein Großteil
unseres Handelns hängt daher unmittelbar mit der EU zusammen, und deswegen
finde ich es, wie gesagt, sehr schade, dass die Debatte über die Europäische
Union und auch über diesen EU-Reformvertrag viel zu kurz gekommen ist, und zwar
nicht nur in ganz Österreich, sondern auch in diesem Haus.
Damit das nicht so bleibt, sondern um einiges besser
werden kann – und
seitens der GRÜNEN hören wir nicht auf zu hoffen –, haben wir einen Antrag vorbereitet, der darauf abzielt,
dass in diesem Haus ein Europa-Ausschuss geschaffen wird. Dazu wäre zwar eine
Änderung der Wiener Landesverfassung erforderlich, aber es wäre dies eine
sinnvolle Änderung, denn in der Europakommission gibt es zwar jede Menge an
Information, aber diese tagt nicht sehr häufig und kann auch keine
Entscheidungen treffen, die in irgendeiner Art und Weise bindend sind.
Wir meinen, dass es nach dem Vorbild des entsprechenden
Ausschusses auf Nationalratsebene auch hier sehr wohl Sinn machen würde, einen
Europaausschuss zu schaffen, der regelmäßig tagen und in dem es Informationen
geben würde, zum Beispiel auch über die diversen Mitgliedschaften Wiens in
europäischen Städtenetzwerken. Es sind übrigens inzwischen schon
30 Netzwerke, an denen die Stadt mitwirkt, und es bestünde dann die
Möglichkeit, sozusagen unsere Performance innerhalb dieser Netzwerke besser
vorzubereiten und zu diskutieren. Außerdem bestünde, wie gesagt, die
Möglichkeit, in Angelegenheiten, die in unseren Augen von besonderer Bedeutung
für die Stadt Wien sind, Beschlüsse zu fassen, die für unsere StadträtInnen und
für den Herrn Landeshauptmann bindend wären.
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