Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 67
Wehsely, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist.
Abg Mag (FH) Tanja Wehsely
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
herzlichen Dank, Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben uns in der allgemeinen Diskussion und
Hysterie entschlossen, uns wieder ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zu
begeben und über die Dinge zu reden, die wir für Jugend und Jugendliche hier in
Wien machen. Ich habe mir auch selber vorgenommen, nachdem ich doch eher eine
pointierte Rednerin bin, mich zu mäßigen, das sage ich auch gleich dazu, um
sozusagen auch dem gerecht zu werden, was wir hier verlangen, was wir auch von
Jugendlichen zu Recht verlangen, sich ohne Gewalt miteinander zu beschäftigen,
miteinander auszukommen.
Was ich Ihnen aber nicht ersparen kann, ist, trotzdem
kurz zusammenzufassen, warum wir jetzt darüber reden. Eine schreckliche Tat,
passiert in Deutschland, wir haben es ja alle gesehen und mitbekommen, sie
geistert durch die Medien, sie wird zerfetzt, zerfranst, es wird verbal radikal
darüber diskutiert in einer inhaltslosen Diskussion mit Bootcamps, Militär, mit
„Wir werden zurückschlagen“, was weiß ich. Immer unter den Auspizien, dass wir
Erwachsene auch und unbedingt die Vorbilder dieser Jugend und Jugendlichen
sind, so sprechen wir Gott sei Dank nicht, aber doch viele darüber. Wir haben
gleichzeitig Verbalradikalismen, wie die Verurteilung einer ganzen Religion in
einem Wahlkampf, wie es gerade erst passiert ist. Das sind Vorbilder für
Jugendliche!
Das habe ich heute gelesen und lustig gefunden, im
„Kurier“ steht: „Scherzer klagt das BZÖ, denn sie haben geworben damit, dass sie
gewaltbereite Undemokraten mit dem Kerker wegspritzen.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, so - und mahnen wir
uns halt einmal doch alle -, so können wir keine Vorbilder von
Jugendlichen sein, das geht einfach nicht. Abgesehen davon, dass das ja ein Blödsinn
ist, gewaltbereite Undemokraten wegzukerkern, (Die Rednerin wendet sich
besonders an die unaufmerksam scheinenden Abgeordneten der FPÖ.) hallo, ja, ist
es einfach nicht drinnen. Was wir tun müssen, ist das, was wir auch in Wien
tun. Wir tun es zu Recht und ich sage, wir dürfen in Wien stolz darauf sein,
dass wir diese Breite für Jugendliche anzubieten haben, diese Breite an
Kindergarten und Schule, Jugendarbeit, Ausbildung, Arbeit und Integration.
Jugend ist ein Querschnittsthema in Wien, so wird es
auch behandelt. Sie greifen ineinander, sie sind vernetzt und arbeiten so für
die Jugend dieser Stadt. Das ist ganz wichtig, denn nur so, in dieser
Vernetzung, dieser Breite und in dieser guten Ausstattung können wir für
Jugendliche in einer Großstadt, in einer Metropole, auch positiv etwas
bewirken. (Beifall bei der SPÖ.) Und wir beziehen uns da auch auf die Fakten,
denn das ist sozusagen das nächste Problem, dass man sofort zu schreien
beginnt, die Jugendpolitik habe in Wien versagt, es passiere nichts, es werden
keine Perspektiven aufgezeigt, das sei alles ein Hohn, was ausgesendet wird -
ich fasse zusammen, das sind die Aussendungen der kollegialen Opposition -,
dann sage ich Ihnen, das ist natürlich die Auskunft über Anzeigen und es wird
nicht über Delikte und Verurteilungen in dieser Statistik diskutiert. Und auch
da sind wir mit 0,1 Prozent minus super dabei, und zwar als einziges
Bundesland.
Und darauf dürfen wir natürlich stolz sein, dass das
eine jahrelange kontinuierliche Arbeit ist, die wir hier in Wien leisten, wo
man nicht sofort hysterisch auf jede Meldung aufspringt und sich dann
unvorbildhaft für Jugendliche darauf stürzt und ausbreitet. Das ist der Punkt.
Wir machen natürlich Gewaltprävention und dies
kindgerecht in Kindergärten und Schulen. Natürlich diskutieren wir das, aber
jetzt zur Prävention: Es gibt Primärprävention, Sekundärprävention,
Tertiärprävention. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es ganz wichtig,
dass wir uns im primären Bereich, im Erstbereich, befinden, wo es um soziales
Lernen geht, wo es um ein Miteinander geht, wo man kindgerecht und spielerisch
diese Dinge aufgreift. Da nützt kein „Einefoarn“, und da nützt kein
Zurechtweisen, da nützt kein Bootcamp und kein militärischer Drill, da geht es
nur mit Miteinander, mit Respekt, mit Vertrauen. Das sind die Stützen der
Prävention: Chancengleichheit, Partizipation, Perspektiven.
Die Jugendarbeit in Wien hat natürlich ein
Gesamtkonzept, ist natürlich auf einander abgestimmt und vernetzt, wir haben
sehr viele JugendarbeiterInnen in den Einrichtungen stationär und vor Ort. Das
ist die wichtige Kombination, und wir befinden uns natürlich in den
Stadtteilen, wo mit den Jugendlichen gearbeitet wird, und wo man vertrauensvoll
umgeht. Es ist auch gut, dass die Polizei dabei mitmacht. Kollegen Sonvilla
werden ja ein paar von Ihnen kennen, der in hervorragender Weise auch mit den
Schulen die Gewaltprävention macht, aber es ist ein Unterschied zwischen
polizeilicher Gewaltprävention mit Jugendlichen und sozialpädagogischer Gewaltprävention
mit Jugendlichen. Sie muss abgestimmt sein, und es wird auch vernetzt und
kooperiert, aber es ist etwas anderes.
Und bitte glauben Sie es und reden Sie selber mit dem
Kollegen Sonvilla. Er und seine Polizisten wollen nicht die Prävention auf der Straße
mit den Jugendarbeitern gemeinsam machen. Sie wollen Projekte zusammen machen,
ja, sie wollen sich austauschen, ja, aber sie sind ja gescheite Leute, die
wissen ganz genau, dass Jugendarbeit und Streetworker das Vertrauen der
Jugendlichen brauchen, denn das ist das Kapital, mit dem man dann erst auf
Jugendliche und schwierige Jugendliche zugehen kann.
Die Polizei verlangt schon lange
nicht mehr von der Jugendarbeit, machen wir das gemeinsam, treten wir gemeinsam
auf und gehen wir undercover zu den Jugendgruppen auf den Straßen. Daran
besteht kein Interesse von Seiten der Polizei. Und ich darf Sie erinnern, es
ist auch unter Schwarz-Blau gegen die Citycops gegangen, die hat es ja einmal
gegeben, das ist aber schon vorbei. Was wir jetzt haben - und das ist wieder Aufbau
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