Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 67
die auch Wien bekommt, sozusagen dort zu reformieren sind, dass anscheinend - und ich sage das bewusst so - auch viele Tabus, etwa die Kommunalsteuer, die Sie erwähnt haben, in Frage gestellt werden beziehungsweise diskutiert werden sollen, auch im Hinblick, wenn ich es so sagen darf, auf einen Nicht-Wettbewerb zwischen den einzelnen Ländern und Gemeinden, dass es hier sozusagen Steuervorteile für einzelne Betriebsansiedlungen und Ähnliches geben soll, was sicherlich zu begrüßen ist.
Die Frage ist daher, ob die Steuern, die wir selbst
in Eigenverantwortung einnehmen können, festsetzen können, die daher
wahrscheinlich immer rückläufig sein werden, als Letztes bei der Reform
drankommen sollen, es aber auch dort keine Tabus geben wird, um wirklich
aufzuräumen und ein neues System aufzustellen.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Herr
Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Da wiederhole ich mich jetzt. Ja,
ich meine, dass es richtig und notwendig ist, die Verteilung zu diskutieren,
letztendlich auch den Verteilungsschlüssel beim Finanzausgleich, sosehr ich
mich - ich wiederhole auch das, und ich habe das auch dort in dem Vortrag
gesagt - selbstverständlich zu dem Ergebnis dieser
Finanzausgleichsverhandlungen bekenne und an diesen
Finanzausgleichsverhandlungen nicht rüttle. Aber wir haben, nicht zuletzt auch
durch die Verlängerung der Periode der Gültigkeitsdauer des
Finanzausgleichs-Paktums auf fünf Jahre, nun fünf Jahre Zeit, oder zumindest
vier Jahre, um tatsächlich einmal strukturelle Veränderungen im Hinblick auf
die Verteilung der gemeinschaftlichen Bundesabgaben durchführen zu können.
Ich halte das für wichtig, und es geht mir dabei
nicht um die Frage, die Geldmenge neu zu verteilen, sondern es geht mir dabei
um ein durchaus zunächst aufkommensneutrales, wenn man so will, oder
zuteilungsneutrales System, aber einfach um eine zukunftsträchtige Struktur.
Ich habe hohes Verständnis dafür - das sei auch einmal gesagt -, dass der
ländliche Raum entsprechend gefördert wird, das ist überhaupt keine Frage. Der
Finanzausgleich ist ja eine solidarische Finanzierungsmaßnahme innerhalb der
Republik, dafür habe ich alles Verständnis der Welt.
Ich freue mich sehr, dass nicht nur nach der
Neuordnung der österreichischen Agrarmarktordnung, sondern auch nach der
Neuordnung des Agrarförderungssystems der Europäischen Union nun ein nicht
allzu großer, aber immerhin nicht unwesentlicher Teil aufgenommen wurde, wobei
man weggegangen ist von der reinen Endpreisförderung - was ja zweifelsohne
nicht rasend marktwirtschaftlich ist - und dahin geht, einen Teil davon auch
für die Strukturförderung und Strukturfinanzierung zur Erhaltung des ländlichen
Raumes zu verwenden.
Es gibt also im Gegensatz zu den Städten, für die es
mit der Auflösung von URBAN kein Fördersystem mehr gibt, im ländlichen Bereich
neben der Agrarförderung auch eine Förderung für Strukturerhaltungen im
ländlichen Raum. Eigentlich gibt es hier also eine Doppelfinanzierung und
Doppelförderung, wobei es dann, wenn man es sich im konkreten Alltagsleben
eines Gemeindebudgets anschaut, gar nicht so wenig ist, was dort hereinkommt,
und in höchstem Ausmaß eigentlich die zweite Säule einer Gemeindefinanzierung
substituiert, wie das bei einer Stadtgemeinde wie etwa Wien ist.
Bei allem Verständnis dafür sage ich aber auch dazu,
man kann die Motoren der Wirtschaft, und das sind in unserer Republik die
Städte, nicht einfach vernachlässigen. Übrigens habe ich hohen Respekt vor dem
Lobbying-Niveau unserer Bauernvertreter, gar keine Frage. Ich würde mir
gelegentlich wünschen, dass das Niveau der Arbeitnehmervertreter und das Niveau
der Wirtschaftsvertreter in den Lobby-Fähigkeiten ähnlich hoch wäre; das könnte
einiges verändern.
Aber dies ändert nichts an der Tatsache, dass man,
wie Benya einmal gesagt hat, die Kuh, die man melken will, nicht schlagen darf.
Das gilt nicht nur für die Wirtschaft, das gilt auch für die Städte, und daher
steht da zweifelsohne auch meine Überlegungen dahinter: Wie kann ich die
Finanzkraft der Städte insbesondere vor dem Hintergrund der notwendigen
Infrastrukturinvestitionen stärken?
Wir hätten uns einiges erspart, wenn wir diese
Diskussion vom Jahr 2000 - da mache ich keine politische Schuldzuweisung, daran
sind wir alle miteinander schuld - auch entsprechend geführt hätten. Denn dann
hätten wir uns den jetzigen Investitions-Boom bei öffentlichen Aufträgen, der
zum Teil zu einer Erhitzung der Konjunktur insbesondere im Tiefbaubereich
führt, unter Umständen ersparen können. Und es wäre dabei vielleicht manches in
den Preissteigerungen nicht so wild gewesen.
Also summa summarum: Jawohl, es ist die Interpretation
meiner Aussage richtig, man soll ohne Tabus und zukunftsweisend sowohl die
Frage der Reform des Finanzausgleichs, also der Verteilung der
gemeinschaftlichen Bundesabgaben, diskutieren als auch auf der anderen Seite
die Struktur dessen, was im Wesentlichen durch Bundesgesetze geregelt ist, aber
was auch unmittelbar den Gemeinden zukommen soll. Wenn wir tatsächlich wollen,
dass die Finanzkraft der Gemeinden in Zukunft gesichert ist, dann werden wir um
diese Diskussion nicht herumkommen. Je früher wir hier Lösungen finden, desto
leichter wird es letztendlich auch gehen; je später, desto schwerer.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke für die
Beantwortung, Herr Landeshauptmann.
Wir kommen zur 3. Anfrage (FSP -
00103-2008/0001 - KSP/LM). Sie wurde von Frau Abg Gabriele Mörk an
die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet. (Die
Wiener Gemüsebaubetriebe und die LGV [die Landwirtschaftliche
Gemüse-Verwertung], eine von der EU anerkannte und auch geförderte
Erzeugerorganisation, hatten 2007 eine ihrer erfolgreichsten Saisonen. Welche
Maßnahmen sind seitens des Landes Wien geplant, um diesen erfolgreichen Weg
auch 2008 fortzusetzen?)
Ich bitte Frau Mag Sima um die Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Schönen guten Morgen!
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