Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 67
Seit der Einführung der e-card wird hierüber auch die Diskussion mit dem Hauptverband geführt. Bereits im Herbst 2005 hat sich die Stadt Wien diesbezüglich an den Hauptverband gewandt, um die Möglichkeit zu haben, Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger als Patientinnen und Patienten gleich zu behandeln, weil das einfach, obwohl es dieselbe Leistung gibt, eine Diskriminierung ist, die ich, die wir hier nicht für richtig halten.
Es ist auch im Regierungsprogramm der Bundesregierung
festgeschrieben, dass Verhandlungen aufzunehmen sind zur Einbeziehung der
Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger in die Krankenversicherung, und zwar
zu einem Pauschalbetrag, über den zu verhandeln ist. Wer zu verhandeln hat,
steht auch ganz klar im Regierungsprogramm, nämlich die Gesundheitsministerin.
Auf meine ungefähr dreiwöchigen Anfragen, wie die Verhandlungen laufen, muss
ich leider sagen, dass die Verhandlungen bisher noch nicht begonnen haben.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. -
Die 4. Zusatzfrage stellt Herr Abg Lasar. Ich bitte ihn darum.
Abg David Lasar (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Landesrätin! Meine Frage dazu: Welcher
Leistungsgedanke steckt hinter der Einführung einer Mindestsicherung?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr
Kollege Lasar!
Das ist eine ganz wichtige Frage, weil es die
Grundfrage eines Sozialsystems ist, die Grundfrage eines solidarischen
Sozialsystems, das davon lebt und wo es ein wesentlicher Wert ist, dass die
Gemeinschaft jenen, die in Notlagen geraten, hilft, ihnen aber - das ist ein
ganz besonders wichtiger Punkt, und das ist auch das Neue an der
Mindestsicherung - auch ganz konkret noch bessere Chancen bietet, ihnen ein
Trampolin zu einem wieder eigenständigen Leben bietet.
Hier geht es um die bedarfsorientierte
Mindestsicherung. Der wesentliche Unterschied zwischen einem Grundeinkommen,
wofür ich nicht bin, und der bedarfsorientierten Mindestsicherung, für die ich
schon bin, ist, dass es nicht darum geht, den Menschen Geld zu geben und dann
zu sagen: „Ihr interessiert uns nicht mehr, das ist uns wurscht.", sondern
um die enge Verzahnung mit dem Arbeitsmarkt und die enge Verzahnung mit
Qualifikation, weil natürlich Qualifikation und Arbeitsmarktpolitik die beste
Armutsbekämpfung ist. Dazu trägt die Mindestsicherung einen weiteren Schritt
bei.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. -
Die fünfte und letzte Zusatzfrage stellt wiederum Herr Dipl-Ing Margulies.
Bitte, Herr Abgeordneter.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Ich denke, jetzt habe ich in einer relativ einfach
formulierten Frage versucht herauszufinden, ob für Sie sichergestellt ist, dass
bei Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung niemand weniger erhält
als jetzt bei der Sozialhilfe. Mit Bedauern habe ich zur Kenntnis genommen,
dass die Sozialdemokratie das nicht ausschließen kann.
Für uns GRÜNE ist es vollkommen unverständlich, dass
es passieren könnte, dass bei der bedarfsorientierten Mindestsicherung weniger
herauskommt. Ich muss das mit Bedauern zur Kenntnis nehmen und verzichte auf
die Zusatzfrage.
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Das war
natürlich ein absichtlicher Fehlschluss. Ich nehme auch das zur Kenntnis.
Ich habe ausgeführt, dass wir in Wien jetzt schon die
Situation haben, dass auf Grund der hohen Sozialleistungen, die wir erbringen,
Menschen mehr haben, als hier in der Mindestsicherung vorgesehen ist. Die
Frage, aus welchem Titel das dann erhalten wird, ist eine andere Frage. Aber
selbstverständlich werden wir das hohe Niveau, das wir in dieser Stadt an
Sozialleistungen haben, nicht verlassen.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke für die
Beantwortung. - Mir ist eine weitere Entschuldigung mitgeteilt worden: Frau Abg
Praniess-Kastner befindet sich ebenfalls auf Dienstreise und ist für den
Verlauf der Landtagssitzung entschuldigt.
Wir kommen zur 2. Anfrage (FSP -
00104-2008/0001 - KVP/LM), gerichtet an den Herrn Landeshauptmann. (Auf
Bundesebene wurde bereits durch Steuerreformen zur Entlastung der Arbeitnehmer
und Wirtschaftstreibenden beigetragen, eine weitere Reform ist geplant. Nun wächst
speziell in Wien die Abgabenlast besonders stark, zugleich haben Sie
Abgabenreformen zuletzt immer abgelehnt. Wann wird das Land Wien endlich einen
Beitrag leisten und mittels einer Wiener Landessteuer- und -abgabenreform den
Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstandort Wien deutlich entlasten?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrter Herr Landtagsabgeordneter!
Ich beantworte diese Frage des LAbg Dr Aichinger
sehr gerne; ich weiß aber, dass ich den Vizepräsidenten der Wiener Wirtschaftskammer
nun langweilen werde, weil er das alles ohnehin weiß. Aber so leben wir eben
gelegentlich in verschiedenen Welten, und wir müssen versuchen, damit zu Rande
zu kommen.
Ich möchte mich abseits der Vorbereitungen gerne mit
Ihnen über diese Frage unterhalten, weil eine ähnlich lautende Frage vor nicht
allzu langer Zeit - na ja, doch, vor drei Jahren war das, wenn ich es richtig
im Kopf habe - hier schon diskutiert wurde. Es sagt zwar die Frau
Vizebürgermeisterin, dass ständige Wiederholung den Unterrichtsertrag sichert,
aber ich denke, dass es schon wichtig ist, dass man auch in einer Fragestunde
versucht, in einen Dialog einzutreten. Das ist das, was ich auch hier anbieten
möchte.
Zunächst einmal heißt es am Anfang
Ihrer Frage: „Auf Bundesebene wurde bereits durch Steuerreformen zur Entlastung
der Arbeitnehmer und Wirtschaftstreibenden beigetragen, eine weitere Reform ist
geplant." Nun, wir alle wissen, dass es bei der letzten Steuerreform
sowohl zu einer entsprechenden Unterstützung der Wirtschaft gekommen ist -
wogegen von meiner Seite her, im Gegensatz zu anderen Meinungen, nichts zu
sagen ist,
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