Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 34
alles ist aber nicht super! Dass man einen Grund, der
eigentlich einem selbst gehört, noch einmal kauft und dafür Millionen von EUR
bezahlt und darüber nicht einmal im Gemeinderat diskutiert und die anderen
Fraktionen fragt, ob das in Ordnung ist, lieber Godwin, das ist nicht okay!
(Abg Godwin Schuster: Man hätte darüber ja diskutieren können, wenn Ihr
gewollt hättet!)
Wie ist es bei den Vergaben ... (Zwischenruf von
Abg Godwin Schuster.) Wenn ich Dinge vertraulich erfahre und nur aus einer
einzigen Quelle – und zu dem damaligen Zeitpunkt war es so, und es wäre
nachvollziehbar gewesen –, dann kann ich nicht irgendwie hinausgehen und
Sachen diskutieren. Tut mir leid! So einfach ist das nicht!
Der Verein der Freunde der Wiener SPÖ schafft es,
unzählige Inserate zu schalten. Und es wäre tatsächlich eine Sisyphusarbeit für
die Kontrolle – im Übrigen auch deshalb, weil man jedes Jahr von Neuem
beginnen muss – zu überprüfen, wie groß das Inseratenvolumen ist, mit dem
die Wiener Stadtregierung die Medienlandschaft in Wien bedient und sich diese
erkauft. Es finden sich regelmäßig Beilagen von Wiener Wohnen im
„Standard" und im „Kurier" sowie insgesamt regelmäßige
Inseratenschaltungen in allen Zeitungen. Davon lebt der Verein der Freunde der
Wiener SPÖ.
Die Wiener SPÖ lebt auch davon, dass manche Themen
wie zum Beispiel der Verkauf der Bank Austria an die Hypo-Vereinsbank nicht
hochgekocht werden. 1,6 Milliarden EUR an Verlusten waren zu manchen
Zeitpunkten zu verzeichnen, gegenwärtig sind immer noch zumindest
700 Millionen EUR in den Wind zu schreiben. Der Wiener Wirtschafts-
und Technologiefonds, der aus den Renditen gespeist werden sollen hätte,
bekommt lächerliche 8 Millionen EUR! Rechnen Sie sich diese läppische
Verzinsung aus! Ein Eckzinssparbuch, selbst zum damaligen Eckzinssatz, hätte
mehr gebracht, wenn die Bank Austria verkauft worden und nicht in einen
dubiosen Aktientausch verwickelt gewesen wäre.
Die Werbekampagnen der Sozialdemokratie und die
Werbekampagnen der Stadt Wien ähneln einander immer wieder. Manchmal wird das
eine oder andere Prospekt sogar eingestampft, weil es der Falsche produziert
hat und man das nicht rechtzeitig gemerkt hat. – All das kann aber leider
nicht durch das Kontrollamt kontrolliert werden. Wir würden uns wünschen, dass
das tatsächlich möglich ist und dass dann auch Konsequenzen gezogen werden!
Da gibt es einen vernichtenden Kontrollamtsbericht
über den Wurstelprater. – Was ist geschehen? Nichts! Alle regen sich auf.
Aber man hat dort dann etwas noch Grauslicheres hingestellt und noch mehr Geld
hinausgehaut.
Diese Zustände gehören abgestellt! Und um diese
Zustände abzustellen, haben wir heute eine Reihe von Anträgen eingebracht. Das
ist ein erster Schritt dazu, und ich hoffe tatsächlich, dass diese Anträge
umgesetzt werden!
Zu allerletzt, damit es dann nicht heißt, ich hätte
nichts in das Sackerl hineingehaut: Ich will über die einzelnen Berichte jetzt
nicht reden. Ich habe das aber in den vergangenen drei Jahren genau verfolgt:
WIENSTROM – Vergabeverfahren, Bauabwicklungsnachprüfung, Nachprüfung von
Malerarbeiten. Es ist ohnedies meist dasselbe in diesem Bereich, dass nämlich
Dinge einfach nicht funktionieren.
Auch bei den Instandsetzungsarbeiten in
Kindertagesheimen hat alles Mögliche nicht gestimmt, ebenso bei
Vergabegenehmigungen im Bereich der MA 28. Es ist immer dasselbe.
Wir meinen, dass es schön wäre, wenn jetzt endlich
Konsequenzen gezogen werden. Hin und wieder werden insbesondere dort, wo die
Politik der ganz kleinen Geschichten keine Rolle spielt, Konsequenzen gezogen
und auf der untersten Ebene oder vielleicht eine Ebene darüber Personen
ausgetauscht werden. Wenn es aber beim Verein der Freunde der Wiener SPÖ ans
Eingemachte geht, dann wird gemauert. Und das ist abzulehnen. – Danke
sehr. (Beifall bei den Grünen.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Neuhuber. Ich erteile ihm
das Wort.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau
Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Ich bin jetzt bei der Diskussion ein wenig an den
alten Kalauer erinnert worden: Zwei Freunde, es könnten auch zwei Parteifreunde
sein, nennen wir sie einmal Herrn R und Herrn O, fahren im Auto auf der
Autobahn. Sie sehen, dass ihnen ununterbrochen Autos entgegenkommen. Dann kommt
eine Durchsage im Autoradio: Achtung, eine Verkehrsmeldung: Ein Autofahrer
kommt Ihnen entgegen! Und die beiden sagen zueinander: Was heißt einer?
Hunderte! (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Der Sprecher im Radio sagt: Ein
Geisterfahrer!)
So ungefähr reagiert meiner Meinung nach die SPÖ auf
die Argumente der Opposition in Bezug auf die Kontrollrechte der Stadt Wien.
Sie glauben die ganze Zeit, dass eh alles in Ordnung ist, beziehungsweise bin
ich mir nicht einmal sicher, ob Sie es glauben, aber Sie sagen es zumindest: Es
ist eh alles in Ordnung! Wir müssen nichts reformieren! Die Kontrollrechte sind
okay! Das Kontrollamt ist okay! – Gibt es Ihnen gar nicht zu denken, dass
die gesamte Opposition, die die Dinge sonst wirklich unter sehr
unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, in dieser Frage selten einig ist?
(Abg Godwin Schuster: Wir haben noch nie gesagt, dass Kontrolle die Arbeit
behindert. Khol hat das gesagt!) Jetzt kommt schon wieder das! Diesmal haben
wir ... (Zwischenruf von Abg Mag Thomas Reindl.) Einmal ist
es China, einmal ist es Vorarlberg, einmal ist es Salzburg, einmal ist es der
Nationalrat, immer ist es irgendetwas anderes. Diskutieren wir hier doch bitte
über Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Kollege Reindl! Das
demokratiepolitische Defizit liegt nicht bei der Opposition, die sich halt ab
und zu einmal traut aufzumucken, sondern es liegt bei der SPÖ, weil diese nicht
bereit ist, auf Argumente einzugehen. Drehen
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