Landtag,
13. Sitzung vom 24.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 34
einbringen können, weil sie selbst gar kein
Antragsrecht haben. (Zwischenruf von Abg Mag Wolfgang Jung.) Das
haben wir ... (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Sollen wir uns jetzt bei
euch für den demokratiepolitischen Normalzustand bedanken?) Nein! Da geht es
überhaupt nicht ... (Zwischenruf von Abg Mag Maria Vassilakou.)
Das ist gut! Mindeststandards! Sie haben recht! Tatsache ist, dass eine Partei,
die in anderen Landtagen die Regierungsmehrheit hat, hier etwas fordert, obwohl
sie selbst nicht bereit ist, diese demokratiepolitischen Mindeststandards
überhaupt herzustellen. Das ist der Punkt! Und es werden hier Behauptungen in
den Raum gestellt, die einfach nicht stimmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Man muss sich auch erst einmal vor Augen führen, dass
nicht in jedem Landtag die Mitglieder wichtiger Kontrolleinrichtungen, wie der
Präsident des Rechnungshofes oder auch der öffentlichen Anwaltschaften,
tatsächlich ein Rederecht haben, sondern dass sie teilweise nur teilnehmen
können. Standard bei uns ist, dass es ein Rederecht gibt.
(Abg Dr Matthias Tschirf: Das haben wir durchgesetzt!)
Man kann immer sagen: Das haben wir durchgesetzt! Der
Vorwurf hat aber immer gelautet, dass wir das verhindern. – Das Gegenteil
ist der Fall! Wir haben hier nichts zu verstecken. Wir bekennen uns zu
öffentlicher Kontrolle, und wir bekennen uns auch zu einem offensiven politischen
Diskurs in dieser Stadt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Entsprechendes, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der ÖVP, kann man dort, wo Sie die Verantwortung haben, einfach nicht
feststellen! Ich verweise einmal mehr auf Ihre tatsächlichen Maßnahmen und Ihre
tatsächliche Haltung auf Bundesebene.
Das Instrumentarium der dringlichen Initiativen ist
in Wien sehr ausgeprägt und wird auch in Anspruch genommen. Es ist aber auch
keine Selbstverständlichkeit, dass es diese Möglichkeiten gibt. Die Dringliche
Anfrage gibt es überhaupt nur in den Landtagen von Niederösterreich,
Oberösterreich und Vorarlberg. Sonst gibt es die Möglichkeit, tatsächlich eine
Dringliche Anfrage an den Landeshauptmann und die Landesregierungsmitglieder zu
richten, überhaupt nicht. Ich denke jetzt an die vielen Debatten und
Diskussionen, die wir hier in diesem Hause gehabt haben, und meine: Da brauchen
wir uns nicht zu verstecken!
Letztlich haben wir hier in Wien auch mit den
Dringlichen Anträgen eine hervorragende Lösung. Diese können über einzelne
Klubs eingebracht werden, was tatsächlich in einem ausgeprägten Maß der Fall
ist. Das ist auch nicht überall möglich. Man muss sich vor Augen führen, dass
es in Tirol und der Steiermark einer Zweidrittelmehrheit bedarf, dass man
überhaupt einen Dringlichen Antrag einbringen kann. (Abg Mag Rüdiger
Maresch: Danke!) Bitte sehr! – Deswegen braucht man sich jedenfalls auch
nicht zu verstecken!
Ich sage noch einmal – und die Liste ließe sich
ja endlos fortsetzen ... (Abg Mag Rüdiger Maresch: Danke!) Ich
sage das nicht deshalb, dass man „Danke!“ sagt, sondern ich sage es schlicht
und ergreifend deshalb, weil es uns in der Vergangenheit gemeinsam mit allen
politischen Klubs gelungen ist, diese Stadtverfassung immer wieder weiter zu
entwickeln. – Daraus sollte man gar kein Geheimnis machen: Natürlich gibt
es zu einer Stadtverfassungsreform zunächst einmal unterschiedliche Vorschläge.
Daher macht es für mich auch politisch Sinn, das Ganze wirklich als Paket zu
diskutieren, und es ist politische Praxis, dass so etwas in Form eines
Diskurses der politischen Klubs stattfindet. Daher lade ich hier ausdrücklich
zu einem Gespräch ein, denn tatsächlich hat die große Initiative seitens der Grünen hier ja überhaupt noch nicht
stattgefunden. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Es ist bezeichnend, dass die GRÜNEN in diesem Landtag
immer versuchen, diesbezüglich die Kurve mit irgendwelchen gemeinsamen Anträgen
zu kratzen. Warum diese Initiative heute aber allein von den Grünen gesetzt wurde, weiß man bis
jetzt nicht! (Abg Mag Waltraut Antonov: Ihr hättet uns ja unterstützen
können!)
Jetzt noch ein Punkt, nämlich die
Untersuchungsausschüsse: Man muss immer wieder darauf hinweisen, dass wir
diesbezüglich etwas hier in Wien haben, was bis heute, vor allem auch seitens
der ÖVP, auf Bundesebene
konsequent abgelehnt wird. Bei uns kann nämlich ein Untersuchungsausschuss
tatsächlich auch von einer Minderheit eingesetzt werden, und zwar sowohl auf
Ebene des Landtages als auch auf Ebene des Gemeinderates. Hier besteht die
Möglichkeit, Untersuchungsausschüsse entsprechend einzusetzen und somit
zusätzliche Kontrollmöglichkeiten zu schaffen, zusätzlich zu den Aufträgen
betreffend Prüfaufträge durch das Kontrollamt. Diese Möglichkeit besteht
tatsächlich. (Zwischenruf von Abg Mag Waltraut Antonov.)
Kollegin Antonov! Es stimmt nicht, dass wir alle
Anträge ablehnen! Wir lehnen gewisse Anträge ab. Aber Sie haben ja darüber
hinaus die Möglichkeit, trotzdem als Minderheit Ihr Recht einzufordern. Wenn
wir dem, was Sie einbringen, grundsätzlich zustimmen müssten, dann wäre das
Minderheitenrecht ja gar nicht notwendig. Wir stimmen Anträgen zu, das wissen
Sie ganz genau! Das haben Sie auch nicht richtig von sich gegeben! Wir haben
sehr wohl einigen Anträgen zugestimmt. Aber es gibt natürlich auch einige,
denen wir eben nicht zustimmen. Wir wollen damit nichts verhindern, sondern wir
geben hier eine politische Wertung ab. Und wenn Ihnen etwas so wichtig ist,
dann nehmen Sie doch Ihr Minderheitenrecht in Anspruch! Und Sie tun das ja
auch, und das ist der Punkt. (Zwischenruf von Abg Mag Waltraut Antonov.)
Das andere würde ja bedeuten, Kollegin Antonov, dass
wir allem zustimmen, was Sie einbringen, und so kann es wohl nicht sein! Es gibt
unterschiedliche Haltungen, denn wir sind unterschiedliche Parteien, und ich
bin sehr stolz darauf, dass wir unterschiedliche Parteien in diesem Haus haben,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ)
Man muss auch darauf hinweisen,
dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass der Vorsitz im
Kontrollausschuss in einem
Rotationsprinzip ausschließlich den
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