Landtag,
12. Sitzung vom 21.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 71
die heute die Stadtwache fordert?! (Abg Dipl-Ing
Roman Stiftner: Da haben Sie nicht zugehört!) Das kann doch wohl nur ein Irrtum
sein.
Also, wie gesagt: Die Partei, die dafür
verantwortlich ist, dass es die Polizei nicht gibt, die die Reinhalteverordnung
exekutiert ... (Abg Dipl-Ing Roman Stiftner: Alle Planstellen sind
besetzt!) – Alle Planstellen? - Ich denke mir, vielleicht könnte Kollege
Stiftner als Pressesprecher ins Büro des Herrn Innenministers wechseln! Aber
ich glaube, nicht einmal dieser behauptet das mehr ernsthaft. Und der von Ihnen
doch sehr geschätzte Vizekommandant Wiens, - oder wie auch immer der Titel
genau lautet – Mahrer, sagt auch ganz deutlich, es fehlen 700 oder 750. – Man
kann über diese Zahl reden, vielleicht sind es sogar 800.
Also wie auch immer: Sie waren dafür nicht
verantwortlich. Oder doch? - Ich weiß es nicht. Jedenfalls Sie fordern jetzt
die Stadtwache.
Ich denke mir: Allein die Tatsache, dass es jetzt ein
Organ der öffentlichen Aufsicht gibt, das so etwas ahnden könnte und das auch
tatsächlich physisch vorhanden ist, schafft eine andere Situation. Jetzt wird
die Bürgerin/der Bürger, die/der das tut, zumindest wissen, dass sie/er nicht
nur etwas Falsches tut, sondern dass es auch jemanden gibt, der das sehen
könnte und auch ahnden würde. Und ich denke mir, das ist die Veränderung: Dass
es vormals totes Recht war, das nicht exekutiert worden ist, und nun sehr
pragmatisch - wir und auch die Frau Stadträtin sehen das sehr leidenschaftslos,
sie interpretiert da nicht irgendetwas hinein - ein Organ geschaffen wird, das
endlich kontrolliert. So, wie die Fahrkarten in der Tramway kontrolliert
werden, weil man sich eben in der Tramway eine Fahrkarte kauft, kontrollieren
diese Organe, dass man Müll, den man nicht auf die Straße wirft, auch
tatsächlich nicht auf die Straße wirft. Und damit basta!
Und da gibt es ein immens großes Programm von
Leistungen, von Maßnahmen der Stadt, mit sehr viel Geld - und dann gibt es ein
kleines Segment, das wir legistisch heute lösen, nämlich, dass wir das in der
Stadt auch selbst strafen dürfen. Denn auch nach den vielen Maßnahmen, nach den
Ermahnungen, nach der Information könnte am Ende des Tages jemand doch sagen:
Ich tue mir nichts an, ich schmeiß' das einfach weg! - Und in Wirklichkeit
reparieren wir heute hier etwas, das jene Partei, die uns gute Ratschläge dahin
gehend gibt, dass wir eine Stadtwache einführen sollen, verschuldet hat! Denn
ich denke mir, auch die Polizei würde das beobachten und ahnden, wenn es halt
die knapp 1 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr in Wien gäbe,
die laut Ihrem eigenen Minister tatsächlich fehlen. (Abg Robert Parzer:
... die Polizei entlasten!) - Ich brauche nicht etwas zu entlasten, wenn
es dort festgeschrieben ist! (Abg Dipl-Ing Roman Stiftner: ... ein
kommunaler Ordnungsdienst!)
Ich denke mir, meine Damen und Herren von der
Österreichischen Volkspartei, die verzweifelten Versuche des Herrn
Bürgermeisters, Ihnen zu erklären, dass in der Verfassung Rechte und Pflichten
in Österreich zugeteilt sind, dürften auch nach dem dritten Anlauf nicht
wirklich gefruchtet haben, denn die Frage, die Sie grundsätzlich ansprechen,
betrifft die Bundespolizei, die nicht „Landespolizei" heißt. – Den
Vorschlag Wiens: Gebt uns die Polizei, sie würde dann besser arbeiten!, haben
Sie ja nicht berücksichtigt. Also die Polizei heißt ja nicht
„Landespolizei", sondern „Bundespolizei", und sie gehört nun einmal
verfassungsmäßig dem Bund. Sie gehört zu den Aufgaben des Bundes, und es ist
ein Versäumnis - über Jahre hinweg - Ihrer Minister und Ministerinnen, dass sie
diesen Bereich ausgehungert haben, dass sie die öffentliche Ordnung, die
Sicherheit Wiens riskiert haben, um einfach Geld einzusparen. Das muss man
offen und klar und deutlich sagen. Das ist eine andere Geschichte, aber hier
ist deutlich das Versäumnis bei Ihnen zu orten - und Sie werden mit diesem
Versäumnis leben müssen, und Sie werden sich das auch immer wieder vorwerfen
lassen müssen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir machen also heute hier einen klaren Schritt
vorwärts in Sachen Sauberkeit der Stadt. Es ist ein Segment, ein legistisches
Segment, das heute hier geordnet wird - nicht mehr und nicht weniger. Und wenn
dann Herr StR Herzog, der offensichtlich auf seine Rede gegen die Demokratie
jetzt auf einen Drink gegangen ist ... (Abg Kurth-Bodo Blind: Das schreib'
ich ihm auf!) - Schreiben Sie es ihm auf! Wenn er lesen kann, dann wird er das
sicherlich auch lesen können. (Abg Kurth-Bodo Blind: Geh, bitte!) Aber doch!
(Abg Kurth-Bodo Blind: Das ist ja wirklich tief! Genieren Sie sich!)
Also, wenn Herr StR Herzog heute diese legistische
Vorlage zum Anlass genommen hat, sein weites Herz für Demokratie vor uns
auszubreiten, dann ist das seine Sache, aber ich möchte darauf schon schüchtern
anmerken: Das demokratische Recht, auf die Straße zu gehen, seine Meinung
kundzutun, vis-à-vis der Frage zu sehen, ob jetzt der Bäcker ums Eck zwei oder
drei Kipferl verkauft?! - Und dann wird jemand abgeschätzt haben, was mehr wert
ist: das dritte Kipferl oder ein demokratisches Recht. Und Herr StR Herzog hat
das tatsächlich – ich habe es mitgeschrieben - so gemeint: Dass man sich
anschauen muss, ob Demonstrationen dann gerechtfertigt sind, wenn sie den
Geschäftsgang eines Geschäftes beeinträchtigen! - Also ich stelle mir das vor:
Wenn dann jemand mit der Geisteshaltung des Herrn StR Herzog dort sitzt und
beurteilt, welche Demonstrationen nun einen Geschäftsgang einer Straße stören
oder nicht.
Also irgendetwas, denke ich mir,
hat er in der Verfassung, auf die er seinen Eid geleistet hat, nicht gelesen,
nicht mitbekommen, nicht registriert, nicht verinnerlicht. Zumindest steht er
damit im Widerspruch. Wie er das macht, weiß ich nicht. Ich denke mir nur, es
ist beachtlich: Es ist beachtlich, dass ihm das heute hier einfällt, aber es
ist noch viel beachtlicher und beängstigender, dass es ihm überhaupt einfällt.
Und ich denke mir, eine Partei, die so etwas denkt, sollte sich überlegen, was
sie eigentlich tut und welche Signale sie setzt. Jedenfalls denke ich mir, dass
das Abwägen von Geschäftsinteressen gegenüber demokratischen Grundrechten ein
zumindest widerliches ist und von uns Sozialdemokraten in
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