Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 98
drängen soll. Das war damals wirklich eine sehr
drastische Vorstellung! Aber auch wenn seit den 70er Jahren vor allem in Wien
die Verwaltung viel bürgernäher und weniger obrigkeitsstaatlich geworden ist,
haben die Volksanwälte trotzdem noch immer genug Arbeit. Ich glaube, niemand in
der Volksanwaltschaft leidet an Mangel an Arbeit! In Einzelfällen ist es
wirklich wichtig, auch das Gefühl von Ohnmacht, das manchmal nur subjektiv
vorhanden ist, ohne dass objektiv eine Rechtsverletzung gegeben ist, zu
bekämpfen, um dadurch insgesamt das Vertrauen der Bürger und die Zufriedenheit
der Menschen in unser Gemeinwesen zu stärken. Dafür danken wir der
Volksanwaltschaft sehr herzlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Der vorliegende 28. Bericht der Volksanwaltschaft an
den Wiener Landtag umfasst 818 Akten, also 818 Beschwerden. Davon sind laut
Bericht 50 Beschwerden berechtigterweise mit einer Beanstandung zu sehen. Im
Jahr zuvor waren es 756 Beschwerden, davon waren allerdings 68 berechtigt.
Insofern gab es sogar einen Rückgang von berechtigten Beschwerden, was uns
natürlich freut. Aber auch wenn die Beschwerden manchmal nicht die volle
Berechtigung haben, bekenne ich mich trotzdem dazu, dass es natürlich für den
Betroffenen wichtig sind, dass sich jemand professionell mit seinem Anliegen
beschäftigt.
Die Volksanwaltschaft beschäftigt sich mit
behaupteten oder vermuteten Missständen in der Verwaltung. Gegenstand des
vorliegenden Berichtes sind grundsätzliche Wahrnehmungen und exemplarische
Darstellungen von Einzelfällen im Bereich der Landes- und Gemeindeverwaltung
und von Einzelfällen in der mittelbaren Bundesverwaltung. Zu konkreten Fällen
wird von meiner Fraktion dann Kollege Harwanegg Stellung nehmen.
Ich möchte nun, obwohl Kollege Blind jetzt nicht da
ist, eine Sache richtigstellen: Der Vorsitzende des Umweltausschusses hat mir
gesagt, dass die Wortmeldung von Herrn SR Thon im Ausschuss nie so gefallen
ist, wie es Kollege Blind dargestellt hat. Und ich meine überhaupt in Richtung Kollegen
Blind, dass wir Politiker uns in der Diskussion, wenn es sein muss, auch scharf
miteinander beschäftigen können und müssen. Wir sollten uns aber nicht in
dieser Art und Weise mit den Beamten auseinandersetzen, wie das Kollege Blind
unkorrekter Weise gemacht hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Zu dem Antrag der Abgeordneten Vassilakou, Korun,
Stürzenbecher, Yilmaz, den Kollegin Vassilakou eingebracht hat, der also ein
Antrag von Rot und Grün ist: Ich bedaure wirklich, dass die ÖVP nicht mitgehen
kann! Kollege Ulm! Du hast von den fünf Jahren gesprochen. Das kommt hier
eigentlich gar nicht vor! Der vierzeilige operative Teil des Beschlussantrages
lautet: „Die Bundesregierung wird ersucht, für besonders gut integrierte
Personen, insbesondere Familien, die von einer Abschiebung aus Österreich
bedroht sind, eine rechtliche Möglichkeit zum Verbleib in Österreich zu
schaffen, sowie rasch qualitätsvolle Maßnahmen zur Beschleunigung der
Asylverfahren zu treffen."
Ähnliche Beschlüsse haben, wie gesagt, der Salzburger,
der oberösterreichische, der steirische und der niederösterreichische Landtag
fast wortgleich gefasst, wobei wir noch die Beschleunigung der Asylverfahren
dazugenommen haben, was du ja unterstützt hast, weil das wirklich das
Allerwichtigste ist. Das ist für alle wichtig, ob das Asyl nun
berechtigterweise oder unberechtigterweise angestrebt wird. Eine schnelle
Entscheidung brauchen alle.
Ich hoffe, dass auch die
bundesverfassungsgesetzlichen Rahmenbedingungen in Kürze so sind, dass auch in
diesem Bereich eine Verbesserung herbeigeführt wird. Jedenfalls ist aber die
Beschleunigung außerordentlich wichtig.
Wie Kollegin Vassilakou richtig ausgeführt hat, gibt
es immer wieder Einzelfälle, in denen die Praxis wirklich unmenschlich ist.
Durch diese Vorgangsweise würde aber in gar nicht so vielen Fällen die
Möglichkeit bestehen, dass das Gesetz in der vollen Härte wirkt, sondern es
wäre ein gewisser Spielraum für Humanität gegeben. Ich glaube, das ist etwas,
was wir in unserer Republik anstreben sollten!
Kollege Ulm! Ihr könntet jetzt ja vielleicht wirklich
entsprechend dieser genauen Darlegung des Antrages, die du offenbar noch nicht
gekannt hast, kurz intern beraten und dann doch noch zustimmen, um euch mit den
vier anderen Landtagsfraktionen auf eine Stufe zu stellen. Das wäre jedenfalls
sehr sinnvoll!
Abschließend bleibt mir der Dank an alle Volksanwälte
für die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Wien und dem Wiener Landtag. Dank
richte ich auch an alle MitarbeiterInnen in der Volksanwaltschaft, die ihrer Arbeit
außerordentlich engagiert und fleißig nachkommen.
Ich wünsche Herrn Volksanwalt Kostelka für die
nächsten sechs Jahre seiner Amtstätigkeit, dass er seine höchst erfolgreiche
Arbeit genauso erfolgreich fortsetzen kann, dass er auch mit seinen beiden
neuen Kolleginnen viel Freude hat und es eine gute Zusammenarbeit geben wird,
was ich als selbstverständlich voraussetze.
Weiters wünsche ich Frau Volksanwältin Rosemarie
Bauer alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg! – Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als Nächste
hat sich Frau Kollegin Cammerlander zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
Abg Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte mich zuerst bei den VertreterInnen der
Volksanwaltschaft für deren Anwesenheit und den Bericht bedanken.
Wir hatten im Ausschuss für Gesundheit und Soziales
schon die Möglichkeit, mit Herrn Volksanwalt Kostelka zu diskutieren. Ich
möchte aber trotzdem noch einmal auf ein paar Kritikpunkte der
Volksanwaltschaft hinweisen, und vor allem auch darauf, wie darauf reagiert
wird.
Es gibt generell viel Kritik an
der Art und Weise, wie an den Ämtern mit den Klienten umgegangen wird.
Kritisiert wird vor allem die schleppende Erstellung von Bescheiden und auch
die Unverständlichkeit der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular