Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 98
Erbschaftssteuer. Und ich vermisse ein klares
Eintreten für die Einführung einer Vermögenssteuer auf OECD-Durchschnitt. Das
könnte nämlich für die Stadt Wien schlagartig, wenn der Finanzausgleich in etwa
so bleibt, wie er ist, 300 Millionen EUR bringen. Ich vermisse von
der Gemeinde Wien das Eintreten für eine Neufeststellung der Einheitswerte, was
der Gemeinde Wien bis zu 400 oder 500 Millionen EUR bringen könnte.
Selbstverständlich gebe ich all jenen recht, die
sagen, dass man das nicht so einfach machen kann und es zumindest einer klaren
Regelung bedarf. Selbstverständlich kann eine vermögensbezogene Steuer nicht
einfach in die Betriebskosten mit hineingerechnet werden. Es ist ja bei der
Grundsteuer eine Absurdität schlechthin, dass der Mieter de facto die
Vermögenssteuer des Besitzers zahlt. Das ist absurd! Aber die Sozialdemokratie
hätten natürlich in Zeiten der Alleinregierung und in Zeiten von Koalitionen
unzählige Möglichkeiten gehabt, das zu verändern.
Jetzt entzieht man sich einer politischen Diskussion
und sagt: Weil der Verbraucherpreis steigt, steigen auch die Gebühren, ganz
egal, ob die Überschüsse der Gemeinde Wien dadurch noch größer werden. Dabei
ist eine entscheidende Frage: Was geschieht, wenn ob der
Verbraucherpreisindexsteigerung die Erträge tatsächlich die immer wieder
genannte 200 Prozent-Marke übersteigen? Was gilt dann eigentlich? Gilt
dann das Gesetz? Oder gilt die 200 Prozent-Marke, und dann muss es
stagnieren?
Setzen wir das Ganze in Zusammenhang mit der
Tariferhöhung bei den Bädern und bei den öffentlichen Verkehrsmitteln; das
werden wir ja beim nächsten Tagesordnungspunkt noch besprechen: Es ist eine
Absurdität schlechthin, dass der Gemeinderat der Stadt Wien, obwohl die Stadt
Wien Eigentümerin der Wiener Linien ist, nicht einmal über die Tarife der
Wiener Linien abstimmen darf. Das ist absurd! Das kann man in Summe wirklich
nicht mehr als eine soziale und solidarische Vorgehensweise bezeichnen, sondern
das ist – ich sage das jetzt, obwohl ich den Begriff eigentlich nicht sehr
gerne verwende – eine Abzockerei der Bevölkerung, und dagegen werden wir
uns auch in Zukunft entschieden wehren! – Ich danke sehr. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wir haben heute in der Mitteilung des Herrn
Landeshauptmanns einen historischen Rückblick darüber bekommen, was Europa
eigentlich ausmacht, und ich möchte jetzt Hinweise darauf geben, was eigentlich
Parlamentarismus ausmacht.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dazu gehört
auch das Recht, über Steuern und Gebühren zu befinden. Wir sind aber gerade auf
dem besten Weg, das abzuschaffen, noch dazu bei Gebühren, die nichts anderes
abzugelten haben als den entstehenden Verwaltungsaufwand.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einem solchen
Gesetz dürfte eigentlich überhaupt kein Abgeordneter dieses Hauses zustimmen.
Wir als Volkspartei werden das sicherlich nicht tun. Wir lehnen diese
Vorgangsweise massiv ab. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gebe zu, dass es juristisch nicht uninteressant
ist, Hunderte Seiten durchzulesen beziehungsweise, je nach Gemütszustand, sich
durch diese durchzuquälen. Dass aber eine Partei, von der jahrelang bemängelt
wurde, dass auf Bundesebene alles so rasch und überfallsartig vor sich gegangen
ist, eine solche Vorlage innerhalb kürzester Zeit durch die verschiedenen Gremien
durchpeitscht, ist irgendwie eigenartig!
Das ist der Grund dafür, warum wir bei dieser
Diskussion nicht zulassen werden, dass die zweite Lesung an die erste
angeschlossen wird. Diese Zustimmung war ursprünglich als Ausnahme gedacht und
bedarf der Zweidrittelmehrheit. In diesem Fall werden wir diese Zustimmung
nicht geben, und ich bin froh, dass die anderen Oppositionsparteien das auch
nicht tun. Ich meine nämlich, dass das eine Frage der politischen Kultur und
der parlamentarischen Kultur in diesem Haus ist: Eine absolute Mehrheit hat
nicht das Recht, sämtliche Momente parlamentarischer Kultur außer Kraft zu
setzen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Vorredner haben auf die Inhalte hingewiesen, um
die es geht. Wir hatten in den letzten Jahren schon eine Lawine an
Gebührenerhöhungen. Und das Ziel soll sein, das weiterhin so zu betreiben, und
zwar möglichst unter der Tuchent, damit man es ja nicht merkt. Die
Beschlussfassung sollte schnell und klammheimlich noch im Juni erfolgen, sodass
das gar nicht auffällt und der Wähler nicht mitbekommt, dass ihm Sand in die
Augen gestreut wird.
Dazu gibt es von Seiten der Wiener Volkspartei ein
klares Nein. Wir werden alle möglichen rechtlichen Schritte wahrnehmen und
werden auch einen Gang zum Verfassungsgerichtshof prüfen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt Herr Abg Ekkamp.
Abg Franz Ekkamp (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Präsident! Frau
Vizebürgermeisterin! Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin!
Hochwertige qualitative Infrastruktur oder
Dienstleistungen, wie sie in Wien vorzufinden sind, kosten auch Geld. Das war
auch den Wortmeldungen zu entnehmen, darüber gibt es Konsens. Und ich glaube,
es gibt auch darüber Konsens, dass diese Leistungen durch Gebühren oder Abgaben
finanziert werden müssen. Gestern und heute habe ich in der Diskussion auch
vernommen, dass mit Abgaben und Entgelten für gewisse Dienstleistungen auch
Lenkungseffekte erzielt werden sollen. Dazu steht jede Oppositionspartei ein bisschen
anders.
Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich glaube aber auch, dass außer Streit steht, dass es, wenn man in
Regierungsverantwortung ist – das wissen einige Parteien, wenn auch nicht
in Wien –, politisch nicht immer angenehm und leicht ist,
Gebührenerhöhungen
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