Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 98
noch eines, zahlen, zahlen und kuschen.
Und das, Herr Bürgermeister, wollen Sie uns wirklich
als Grund zum Feiern verkaufen. Wir Freiheitlichen werden jedenfalls alle Kraft
daran setzen, den Bürgern aufzuzeigen, wie es wirklich um diese Union steht.
Mit Ihrer bedingungslosen Anbetung des Götzen EU und Brüssel arbeiten Sie uns
nur in die Hände.
10 Prozent Stimmenanteil, die Sie nach den
Umfragen seit den letzten Wahlen verloren haben, sollten Ihnen eigentlich eine
Warnung sein, und wir sollten uns darüber freuen. Wir können uns aber deswegen
nicht darüber freuen, weil in der Zwischenzeit Österreich verkauft wird.
(Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau StRin Dr Vana. Ich erteile es ihr.
StRin Dr Monika Vana: Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich werde bewusst auf die Wortmeldung meines
Vorredners nicht eingehen, denn eine Partei, für die Internationalität ein
Fremdwort ist, deren Ausführungen vor Fremdenfeindlichkeit und Xenophobie
regelmäßig nur so strotzen - wir haben auch heute wieder von so genannten
kriminellen Asylwerbern gehört - und deren Politik im Europaparlament unter dem
Fraktionstitel Identität, Tradition und Souveränität sich ohnehin von selbst
richtet, ein Sammelsurium von Parteien, das europaweit berüchtigt ist für immer
wieder antisemitische und rassistische Ausfälle, ist für die GRÜNEN gerade in
internationalen Fragen sicher kein Diskussionspartner. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Lassen Sie mich zur heutigen Mitteilung des
Bürgermeisters zunächst ein paar grundsätzliche Worte zu den europapolitischen
Debatten generell im Landtag sagen.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass wir so selten
europapolitische Debatten im Landtag haben. Die letzte Mitteilung des Herrn
Bürgermeisters liegt eineinhalb Jahre zurück, und die aktuelle
Europadeklaration des Landtages, die wir als Vierparteienantrag verabschiedet
haben, liegt sage und schreibe vier Jahre zurück.
Das heißt, es wäre dringend an der Zeit, auch diese
zu erneuern, nicht nur im Hinblick auf die Auswirkungen des neuen
Reformvertrages, der sich beim Brüsseler Gipfel in Form einer
Regierungskonferenz angekündigt hat, die bis Jahresende stattfinden soll und
die neue Mitwirkungsrechte der lokalen Ebene in der europäischen Politik
gebracht hat - der Herr Bürgermeister hat es angesprochen -, nämlich neue
Bestimmungen der Daseinsvorsorge, Verankerung zum Beispiel der kommunalen und
lokalen Selbstverwaltung, klagsrechtlich ausgesuchte Regionen oder auch
Anhörungsrechte der regionalen und lokalen Ebene.
Aber ich wünsche mir auch deshalb mehr Debatten und
eine neue Deklaration des Landtages, weil ich denke, dass sich ja die
Rahmenbedingungen für lokales Handeln seit dem EU-Beitritt Österreichs massiv
verändert haben, zum Teil einschränkend, auch die Mitwirkungsrechte wurden
eingeschränkt, viele Entscheidungen, die wir auf lokaler Ebene treffen, sind
ausschließlich Nachvollzug von EU-Recht. Sie wissen, EU-Recht steht ja über
nationalem Recht, auch über nationalem Verfassungsrecht, Wettbewerbsrecht,
Vergabe- und Beihilfenrecht oder auch Ausschreibungspflicht. Alles das schränkt
den Handlungsspielraum von Städten ein.
Herr Bürgermeister, Sie haben es angesprochen, die
Daseinsvorsorge, ein gerade für Städte und für Wien eminent wichtiges Thema,
steht seit Jahren mittlerweile massiv unter Druck, massiv auf Grund der
nachhaltigen Liberalisierung, Bestrebungen, Liberalisierungs- und
Deregulierungsvorschriften in der Europäischen Union.
Immer mehr öffentliche Dienstleistungen werden
bemarkt und verworfen, und da gilt es nicht nur für uns als Landtag die
Daseinsvorsorge in Deklarationen sicherzustellen, sondern auch die
demokratische Teilhabe der Bevölkerung an Leistungen der Daseinsvorsorge zu
ermöglichen, auch was den Zugang zu Dienstleistungen im öffentlichen Interesse
und was die Preisgestaltung betrifft.
Und Sie haben heute gesagt, Herr Bürgermeister, ich
habe genau zugehört. Wien handle im Sinne von Verbesserungen der Leistungen für
seine Bürger und Bürgerinnen, und sie haben gesagt, Wien beziehe Stellung gegen
den Ausgliederungswahn der Europäischen Union. Und da frage ich mich schon,
Herr Bürgermeister, wenn wir jetzt gleich am Vormittag einen
Global-Marshall-Plan-Antrag gemeinsam beschließen, über den ich mich sehr
freue, wo soziale und ökologische Mindeststandards festgeschrieben sind,
Forderungen mit Tobin Tax, und am Nachmittag haben Sie das alles vergessen,
denn da bringen Sie zwei Gesetze ein, die ganz im Gegensatz zu dem stehen, was
sie hier heute gesagt haben, nämlich das Valorisierungsgesetz, das massive
Gebührenerhöhungen für Wiens Bürger und Bürgerinnen bringt, und auch das
Ausgliederungsgesetz, das eine Ermächtigung für alle künftigen Ausgliederungen
der Stadt Wien vornimmt.
Dafür sind die Grünen
sicher nicht zu haben, dass müssen Sie den Bürgerinnen und Bürgern
einmal erklären, Herr Bürgermeister. (Beifall bei den GRÜNEN.) Allein in der
Wasser-, Abwasser- und Müllentsorgung hat die Stadt Wien im letzten Jahr
150 Millionen Eur
eingenommen. Das ist kein Körberlgeld mehr, das ist ein Fass voll Geld, Herr
Bürgermeister. Und ich denke, wenn man dieses Fass voll Geld schon hat, dann
erklären Sie den BürgerInnen, warum Sie mit dem Argument der
Inflationsanpassung so massive Gebührenerhöhungen rechtfertigen.
Wir können das nicht rechtfertigen, mit uns Grünen wird es diese massiven
Gebührenerhöhungen nicht geben, wir könnten das Wiens Bürgerinnen und Bürgern
nicht erklären. Noch dazu, wo die Kosten dieser Maßnahme dem so genannten
Nutzen eindeutig diamentral gegenüber stehen. Und wir wollen eigentlich das,
was wir auf europäischer Ebene fordern - und das tun wir heute auch gemeinsam
in Wien -, auch umsetzen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Lassen Sie mich anlässlich
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