Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 98
passieren, als dass das dann nach hinten losgeht. -
Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster
Redner hat sich Herr Abg Dr Aigner zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Die Kürze der Zeit gestattet es mir nicht, der
numerischen Beurteilung der SPÖ-Schulpolitik jetzt eine verbale Benotung folgen
zu lassen. Das ist ja das, was Sie immer wollen. Wir haben es schon oft genug
gemacht.
Es war schon sehr interessant; Herr Kollege
Vettermann, Sie sind offenkundig Spezialist dafür, aufgelegte Elfmeter zu
produzieren. Wir werden auch diesen Elfmeter verwerten, weil es ein großer
Kontrast zu der Behübschung und zu der Schönrednerei der Zustände in dieser
Stadt ist. Ich darf Ihnen aber nur sagen: Für die Zustände in den Schulen sind
Sie verantwortlich! Und dies ist genau die Verantwortung, die wir seit Jahren
eingemahnt haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Sie wissen genau, dass das Niveau und die
Niveauunterschiede in der jetzt bestehenden Gesamtschule namens Volksschule
schon sehr groß sind, sodass auch hier schon an den Schnittstellen zu den
nächst weiterführenden Schulmodellen die Probleme bestehen. Wenn Sie eine
gelungene innere Differenzierung wirklich im Sinne haben, dann fangen Sie in
den Volksschulen an, dann führen Sie das Modell Kooperative Mittelschule zum
Erfolg! Da haben Sie sehr viel Arbeit.
Überdecken Sie nicht Ihre inhaltliche Leere mit
Organisationsreformen! Das ist auch ganz typisch: Wenn man inhaltlich nichts zu
sagen hat, dann fängt man an, an der Organisation herumzubasteln. Das macht der
ÖGB so, das machen Sie in der Schulpolitik so. (Abg Nurten Yilmaz: Das macht
die ÖVP so!)
Eines ist schon sehr eigenartig: Sie wollen und
verlangen seit vielen Jahrzehnten die Gesamtschule, nur haben Sie kein Modell
dafür. Sie haben einen Begriff, aber Sie wissen eigentlich nicht, was Sie
wollen. Sie wissen nur, dass Sie das bestehende Schulsystem zerstören wollen.
Dafür werden Sie die ÖVP mit Sicherheit nicht bekommen! (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist auch an die Adresse des Herrn
Landeshauptmanns zu sagen: Es gibt keinen gemeinsamen Beschluss mit der ÖVP,
dass wir in Wien eine gemeinsame Schule flächendeckend als Zwangs-Gesamtschule
einführen wollen. Wir haben uns bekannt zum Regierungsprogramm ...
(LhptmStin Grete Laska: Sie können einfach nicht zuhören! Wir haben
keine ...!) Wir haben uns bekannt zum Regierungsprogramm, dort gibt es
keine Gesamtschule. (Abg Christian Oxonitsch: Lesen Sie das
Protokoll ...!) Wir sind für die innere Differenzierung, und wir sind für
die äußere Vielfalt. (Beifall bei der ÖVP. - LhptmStin Grete Laska: Lernen Sie
es auswendig! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ich lese heute in den
Zeitungen schon Wahlkampfinserate: SPÖ-Neutralitätsflieger statt
ÖVP-Kampfbomber. Ich kann auch in diese Richtung ein bisschen kreativ sein.
(LhptmStin Grete Laska: Aber ein bisschen nur!) Wir sind für die
ÖVP-Modellvielfalt und gegen den sozialistischen Bildungs-Trabi! (Beifall bei
der ÖVP.) Das ist genau das, was Sie wollen. Es war ja die DDR auch immer so
ein Modell, jetzt ist es Finnland. Früher war es Schweden, jetzt müssen wir
nach Finnland schauen. (Abg Christian Oxonitsch: Die Bilanz von Frau Gehrer war
ja katastrophal!)
Fangen Sie einmal bei Ihren eigenen Versäumnissen an!
Ich darf Ihnen da etwas vorlesen, es ist ganz unverdächtig, aus dem Bericht der
Kinder- und Jugendanwaltschaft: „... hat es ein Projekt mit
Fachhochschülern gegeben, dass man in den vierten Klassen der Unterstufe AHS
und KMS Schulen aufgesucht hat und mit den Jugendlichen Diskussionen zum Thema
Kinderschutz, Strafrecht, Zivilrecht und so weiter durchgeführt hat.“
Das Resümee der Studienautoren war dann folgendes -
4. Klasse Unterstufe AHS/KMS! -: „Eine Tatsache, mit der wir in vielen
Schulen und Klassen konfrontiert wurden, waren mangelnde Deutschkenntnisse
vieler SchülerInnen. In diesen Fällen konnten die SchülerInnen dem Vortrag und
der Diskussion nicht folgen, sodass sie sich am Projekt nicht aktiv beteiligen
konnten." Wir sprechen hier teilweise von einzelnen SchülerInnen und
teilweise von einem Großteil der Klasse - 4. Jahrgang Unterstufe!
Solange die Kulturtechniken nicht gelernt werden,
solange die kein Konzept haben, kann es auch keine funktionierende, keine gute
gemeinsame Schule geben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.) Machen
Sie Ihre Hausaufgaben, da haben Sie genug Arbeit. (Abg Christian Oxonitsch: ... Bilanz der Frau Gehrer!)
Vielleicht ein Letztes noch in Richtung der GRÜNEN:
Ich verwahre mich auch dagegen, und es entspricht in keinster Weise der
Realität in unseren Schulen, dass in Österreich eine Angstschule herrscht. Wir
haben kein japanisches System, unsere Schülerinnen und Schüler gehen gerne in
die Schule. Es gibt trotz Leistungsbeurteilungen keine Repression, es gibt an
den Schulen ein gutes Klima.
Wenn Sie sich die Zahlen anschauen, und weil Sie das
Durchfallen immer so thematisieren: 8 Prozent haben einen Fünfer, und nur
ebenfalls so viele zwei und mehr Fünfer; bei den 8 Prozent gibt es in
vielen Fällen eine Aufstiegsklausel. Daher ist auch das Durchfallen bei Weitem
nicht dieses Massenphänomen, als das Sie es darstellen.
Zum Schluss gesagt: Wir alle freuen uns auf die
Ferien, auch auf die Ferien von und in der Politik. Sie haben ja als
Verantwortungsträger genug Arbeit. Aber eines sage ich Ihnen auch: Die Schule
ist nicht ein einziges Ferien-Camp! Der Wert der Ferien kommt nicht zuletzt
auch aus dem Kontrast zum Schuljahr. Wer so tut, als ob die Schule eine reine
Idylle wäre, ein reines Pfadfinderlager oder ein Rote-Falken-Lager, der
bereitet unsere Kinder auch nicht gut auf das spätere Leben vor. (Beifall bei
der ÖVP. - Abg Christian Oxonitsch: Jetzt wiederholen Sie ...!)
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