Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 98
Stadtschulrat beauftragt – da gab es zwei gemeinsame
Resolutionen, eine SPÖ mit den GRÜNEN für eine gemeinsame Schule, einmal SPÖ
und ÖVP –, hier eine gemeinsame Schule der Vielfalt und der Differenzierung
voranzubringen. Wir fordern auch vom Bund, erste Schritte zu machen.
Auf Grund dieses Beschlusses gibt es jetzt solche
Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen sind aber nicht politisch besetzt. Sie
bestehen aus Fachleuten, die eben diese 30 Jahre Schulversuche und
Erfahrungen zusammenspielen und versuchen, unter Einbeziehung der vorhandenen
Ressourcen – je flächendeckender umso besser – ein entsprechendes Modell zu
erarbeiten.
Und sie versuchen natürlich auch, sich die nächste
Schnittstelle anzuschauen, also nicht nur von der Volksschule in die
Mittelstufe, sondern auch, wie kann es von der Mittelstufe weitergehen mit
berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, AHS-Oberstufen,
Oberstufenrealgymnasium. Auch das ist mit zu bedenken. Auch da, glaube ich,
wird es gelingen – darum sind ja auch diese Abteilungen involviert –, ein
wirklich gutes Modell vorzuschlagen.
Warum flächendeckend und nicht nur einen Wunziversuch
irgendwo in Wien, ist klar: Weil man den sehr leicht umgehen kann mit
entsprechender Mobilität und wir einen Einzelversuch einfach nicht mehr
brauchen.
Die Arbeitsgruppen werden auch versuchen, uns einen
Vorschlag zu erarbeiten, der eben diese von vielen kritisierte frühe Festlegung
wegbringt, der eine innere Differenzierung möglich macht und der in besonderer
Weise dafür geeignet ist, Begabungen zu fördern – eigentlich ein Thema, für das
zumindest die ÖVP sich immer wieder stark macht –, also wirklich
Begabungsförderung beim einzelnen Kind und nicht mit drei Leistungsgruppen in
nur drei Fächern, sondern wenn jemand in Chemie und Physik stark ist, auch da
Förderung möglich zu machen. Aber dazu braucht man eine andere Schulorganisation,
sonst wird es nicht gehen, diese Begabungsförderung zu schaffen und auch diese
entsprechende Förderung der Schwächeren.
Ich glaube, wir haben mit dem Wiener Weg hier
durchaus die Chance – jetzt komme ich schon zum Schluss –, hier ein eigenes, gutes
Modell zu erarbeiten. Ich fordere daher alle Kräfte auf, die guten Willens
sind, da mitzumachen. Wir Wienerinnen und Wiener haben die Chance, ein
Schulsystem, das gemeinsam und vielfältig fordert und fördert, zu schaffen.
Ergreifen wir sie! – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. -
Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und
Herren Abgeordneten nur einmal zu Wort melden dürfen und die Redezeit mit
jeweils fünf Minuten begrenzt ist.
Zu Wort gemeldet hat sich der Herr Abg Mag Gudenus.
Ich erteile es ihm.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hoher Landtag!
„Eine neue Schule braucht das Land!" Das Thema
ist sehr richtig und interessant gewählt zu dieser Aktuellen Stunde. Es stimmt,
es sind sehr, sehr viele Neuerungen notwendig nach vielen Jahren und
Jahrzehnten sozialistischer Bildungspolitik hier in Wien. Es ist eine absolute
Kehrtwende notwendig, und mich wundert es, dass die Präsidentin des Wiener
Stadtschulrates Brandsteidl bei einer so wichtigen Diskussion heute hier wieder
nicht anwesend ist. Wie auch bei den letzten Diskussionen glänzt sie durch
Abwesenheit.
Der Herr Kollege Wutzlhofer hat gestern gesagt, es
ist sehr schön, dass wir in den letzten Wochen und Monaten vermehrt über
Bildungspolitik sprechen, ich habe ihm da völlig zugestimmt, aber das Ganze ist
ja nur auf den ersten Blick schön, es ist nur vordergründig schön. Wir reden ja
nur deswegen über dieses Dauerthema, weil eben hier im roten Wien einiges im
Argen ist und weil eigentlich in der Bildungspolitik ein Chaos besteht. Genau
deswegen schreiben die Medien schon seit mehreren Monaten oder sogar seit
eineinhalb Jahren über das Problem der Überfremdung in den Wiener Schulen, über
das Problem der Gewalt in den Wiener Schulen, über die baulichen Zustände der
Wiener Schulen. Also ein totales Versagen der SPÖ-Wien ist hier festzustellen,
und es wird, wie so oft, immer erst fünf vor zwölf oder fünf nach zwölf reagiert.
In dem Fall wie? Mit dem falschen Ansatz, nämlich mit
einem völlig verstaubten Modell aus den 60er Jahren, mit der Gesamtschule. Sie
nennen das jetzt anders, das Ganze bekommt eine neue Hülle, aber der Inhalt
bleibt im Endeffekt gleich, und Sie sagen „Eine neue Schule braucht das
Land!" Und mit einer gewissen Heilslehre versuchen Sie dann auch, die
anderen Bundesländer damit irgendwie zu erfreuen oder zu beschäftigen. Im
Endeffekt beschäftigt Sie das sehr, das stimmt, aber andererseits lachen schon
die Schüler über Sie, und es lacht die Bevölkerung über Sie, über Ihre Sturheit
vor allem. Aber Sie können anscheinend aus ideologischer Verblendung es nicht
lassen, weiterhin das Thema anzupacken, weiterhin darüber zu reden und zu
versuchen, es umzusetzen.
Da gibt es ja in diesem Lernprozess ein Prinzip: Nur
durch Misserfolge lernt man, nur durch Fehler lernt man. Aber bitte ersparen
Sie uns einen weiteren Misserfolg, ersparen Sie uns einen weiteren Fehler in
der Bildungspolitik – es sind schon zu viele Fehler passiert, vor allem hier in
Wien –, und ersparen Sie es nicht nur uns hier im Gemeinderat, sondern ersparen
Sie es bitte einer ganzen Generation, die ein Recht auf eine Zukunft mit
Chancen hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Bedenken Sie, dass eigentlich eine ganze Generation
im Endeffekt von ihren Entscheidungen abhängig ist. Aber Sie machen trotzdem
weiter mit Ihrem Lieblingsthema Eintopf Gesamtschule.
Ich habe schon am Montag einige
Argumente erwähnt. Es ist Ihnen anscheinend egal, dass eben auch in Deutschland
die meisten Bundesländer mit Gesamtschule schlechter abgeschnitten haben bei
der PISA-Studie, wo die meisten Länder, die Gesamtschule haben, schlechter
abgeschnitten haben als Österreich. Ich habe
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