Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 59
überhaupt nicht um die Kontrolle der Vollziehung des
Landes Wien geht (StR Johann Herzog: Oh doch!), wofür das Instrument der
Dringlichen Anfrage vorgesehen ist, sondern es der FPÖ offenbar um
Stimmungsmache gegen eine religiöse Minderheit in unserer Stadt geht! Das
lehnen wir natürlich entschieden ab! (Beifall bei SPÖ und von Abg Mag Alev
Korun.)
Wir lehnen natürlich auch die impliziten oder weniger impliziten Unterstellungen (StR Johann Herzog: Was für Unterstellungen?), die von Seiten der FPÖ gekommen sind, entschieden ab! (Abg Dr Herbert Madejski: Welche Unterstellungen sind das? - StR Johann Herzog: Es wurde nichts unterstellt!)
Ich möchte nunmehr auf die Sache näher eingehen. Wir
haben in Österreich und in Wien, und das freut uns alle sehr, eine sehr gute
Gesprächsbasis zwischen Vertretern des Islam, der Islamischen
Glaubensgemeinschaft in Österreich und den staatlichen Stellen, wobei ich mit
„staatlichen Stellen" nicht nur die Stadt Wien, sondern durchaus auch die
Bundesregierung, ja, sogar die alte Bundesregierung, meine, mit der die
islamischen Vertreter auch ihre ordentliche und korrekte Gesprächsbasis hatten.
Das soll auch bei der neuen Bundesregierung so bleiben und das wird vor allem
bei der Stadt Wien so bleiben. Ich glaube, dass dieses friktionsfreie
Verhältnis zwischen den Vertretern einerseits, aber andererseits vor allem auch
an der Basis wichtig ist. Es ist gut, dass es zwischen den Angehörigen
verschiedener Religionen oder auch Weltanschauungen, denn manche oder viele in
der Stadt haben gar keine Religion, keine Friktionen gibt, dass wir keine religiösen
Auseinandersetzungen seitens der Vertreter, aber auch nicht an der so genannten
Basis haben. Darüber sind wir froh. Das wollen wir uns als kostbares Gut
erhalten und das werden wir uns auch erhalten! (Beifall bei der SPÖ.)
Das ist nicht selbstverständlich in Europa. Auch in
den durchaus alten Kulturnationen wie Frankreich, wenn man das sagen darf, gibt
es sehr große Differenzen und große Spannungen. Ich glaube, dass wir in
Österreich mit diesen Angelegenheiten besser umgehen. Wir haben auch eine einzigartige
Stellung des Islam. Das ist das Einzige, neben einigen anderen Punkten, wie die
Kollegin Korun schon gesagt hat, wo die FPÖ recht hat, allerdings in einem ganz
anderen Sinn, als sie es gemeint hat. Ich glaube, wir haben eine einzigartige
Stellung in Europa und das ist gut so. Wir haben das Islamgesetz aus dem
Jahr 1912, das der Herr Landeshauptmann schon zitiert hat. Schon bei
Kaiser Franz Josef war das eine gesetzlich anerkannte Religionsgesellschaft mit
allen Rechten, die im Staatsgrundgesetz 1867 dort waren. (StR Johann
Herzog: Jedoch unter Wahrung der Staatsaufsicht!) Es ist weiters unter Bruno
Kreisky in den 70er Jahren die Position weiter verbessert worden. Ich glaube,
das ist auch gut so. (Abg Dr Herbert Madejski: Das ist alles falsch, was Sie da
sagen! Sie haben keine Ahnung!)
Ich sage auch nicht, dass es überhaupt keine Probleme
und Differenzen zwischen der Mehrheitsgesellschaft, auch wenn man die natürlich
schwer definieren kann, und Vertretern des Islam gibt. Aber diese Differenzen
sind im Rahmen dessen, wie man sie in einem Dialog lösen kann. Es spricht umso
mehr dafür, diesen Dialog zu führen, wie eben alle gesellschaftlichen Gruppen
im Staat einen sachlichen Dialog führen sollen. Diesen Dialog zwischen den
christlichen Religionen und dem Islam, aber auch den Dialog zwischen anderen
Religionen und dem Islam und überhaupt den Weltanschauungen und allen anderen
halte ich für außerordentlich wichtig.
Ich kann auch die Erklärung „Christen und Muslime in
Österreich" zitieren, die ich für sehr gut halte und die nicht nur von
Christen und Muslimen unterschrieben worden ist, sondern auch von anderen, zum
Beispiel Hannes Androsch, Muhammet Akagündüz, Carla Amina Baghajati, Tarafa
Baghajati, Ute Bock, Sirvan Ekici, Hubert von Goisern, Wolfgang Petritsch, Anas
Schakfeh, Metropolit Michael Staikos, Alev Korun, Omar Al-Rawi, Barbara
Coudenhove-Kalergi und viele andere. Ich will jetzt nicht alle vorlesen, sonst
ist meine Zeit bald aus. All diese haben diese Erklärung unterschrieben, wo es
unter anderem heißt: „Wir wissen, jede Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit,
jede pauschale Verdächtigung und jedes verhetzende Wort gegenüber Menschen
anderer politischer, religiöser und sozialer Herkunft kann eine Vorform auch
physischer Gewalt sein. Wir, Muslime und Christen, haben in Österreich eine
gemeinsame Gegenwart. Längst schon gibt es keine getrennten Lebenswelten mehr.
Hunderttausende Muslime gehören heute zur österreichischen Alltagsrealität in
allen Städten, Märkten und Dörfern unseres Landes." - Und so geht es
weiter. – „Wir laden alle, die dieses Anliegen teilen, ein, auch wenn sie
keiner Glaubensgemeinschaft angehören, sich dieser Initiative
anzuschließen." - Ich glaube, es ist gut, wenn sich viele Wienerinnen und
Wiener und viele Österreicherinnen und Österreicher geistig dieser Initiative
anschließen. (Beifall bei der SPÖ.)
In jüngerer Zeit hat es in Österreich Aktivitäten von
Leuten gegeben, die ich nicht sehr verantwortungsvoll einschätzen würde, die
objektiv die Voraussetzungen für einen sachlichen Dialog stören. Ich will gar
nicht sagen, dass das von der FPÖ ausgegangen ist, das weiß ich nicht, aber die
setzt sich natürlich drauf, wie sie sich immer irgendwo draufsetzt. Da werden
Leute, meist durchaus gemäßigte Vertreter des Islam, mit oft unfairen Methoden,
wie man auf Wienerisch sagt, „angepatzt". (StR Johann Herzog: Stimmt das
nicht? Sind die sechs Beispiele falsch?)
Ich will hier nicht auf alle Opfer
dieser Aktivitäten eingehen, aber beispielsweise Adnan Ibrahim, der - ich
zitiere - als „Hassprediger in Wiener Moschee" bezeichnet worden ist. Ich
könnte Ihnen jetzt vorlesen, was der sehr plausibel selbst dazu sagt. Das will
ich gar nicht, weil das glauben Sie sowieso nicht. Ich möchte deshalb Hans
Rauscher zitieren, einen führenden Journalisten Österreichs, einen Liberalen im
besten Sinne des Worts, einen der meist angesehenen Journalisten, der sich
durchaus sehr kritisch zu manchen vielleicht wirklich fundamentalistischen
Tendenzen, falls es die gibt,
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