Landtag,
8. Sitzung vom 26.01.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 59
vorliegt. Es ist dies ein ganz einfaches Programm,
und ich fordere Sie auf: Gehen wir das gemeinsam an: Ein Quadratmeter
Solarkollektorfläche pro Wienerin und Wiener bis 2015! Das ist ein einfaches Ziel,
das klar zu kommunizieren und auch zu erreichen ist. Vielleicht könnten wir das
gemeinsam angehen! Das würde dieser Stadt gut tun. Aber das kostet natürlich
Geld. Der Bund, damals noch unter der Führung der Österreichischen Volkspartei,
hat 500 Millionen EUR dafür reserviert. Vielleicht hat die neue
Finanzstadträtin in Wien auch ein Herz für Umweltpolitik und gibt noch das eine
oder andere dazu.
Lassen Sie mich zum Schluss kommen. – Erneuern
wir unsere Gesellschaft mit erneuerbaren Energien! Das hilft uns, den CO2-Ausstoß
zu reduzieren, es hilft uns aber auch, technische Innovationen im Bereich der
Umweltpolitik nach Wien zu bekommen. Das hilft dem Wirtschaftsstandort, das ist
aber natürlich auch vorteilhaft für die Arbeitsplatzsituation, und last but not
least macht es uns natürlich unabhängiger von Energie-Importen, und hier sei
stellvertretend nur das russische Erdgas genannt. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Als nächste Rednerin hat sich Frau Amtsf StRin Mag Sima zu Wort
gemeldet. – Bitte.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Eigentlich wollte ich meine Rede damit beginnen, zu
sagen, wie froh ich darüber bin, dass wir eigentlich keine Diskussion mehr
darüber führen müssen, ob es einen Klimawandel gibt oder nicht, sondern dass
zumindest darüber in diesem Haus Konsens herrscht. Ich muss sagen: Die
Wortmeldung von Kollegen Mahdalik hat mich in dieser Hinsicht wirklich ziemlich
schwer getroffen. Herr Kollege! Ich kann Ihnen nur die Lektüre des Buchs von Al
Gore „Eine unbequeme Wahrheit“ oder „An Inconvenient Truth“ empfehlen! Ich habe
einige Tausend Wiener Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich den Film
anzusehen. Ich glaube, das würde Ihnen auch ganz gut tun! Ich kann Ihnen dieses
Buch gern zukommen lassen. Was Sie darin finden, ist wissenschaftlich solide
und hat mich persönlich sehr betroffen gemacht, obwohl ich mich schon seit
vielen Jahren mit dem Thema Klimaschutz beschäftige, denn es hat mir gezeigt,
wie weit der Klimawandel in Wahrheit schon fortgeschritten ist. 2005 war das
wärmste Jahr, seit wir Temperaturen messen, das es je auf dieser Erde gegeben
hat. Es hat 27 Hurrikans und Tornados gegeben, und diese Stürme nehmen an
Intensität bereits um 50 Prozent zu. Eine der größten Eismassen in der Antarktis,
das Ward-Hunt-Shelf, ist einfach in der Mitte auseinander gebrochen, und die
Wissenschaftler rätseln noch heute, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte.
Ich könnte das jetzt noch stundenlang ausführen, doch
die Zeit habe ich nicht. In diesem Buch ist wirklich alles sehr einfach und gut
aufbereitet, und ich kann es allen Zweiflern wirklich nur sehr ans Herz legen!
Es gibt auch andere Bücher zu diesem Thema, aber dieses ist eine gute
Zusammenfassung. Herr Kollege! Ich kann Ihnen die Lektüre wirklich wärmstens
empfehlen, dann können wir gerne darüber diskutieren!
Wie schaut jetzt die Situation in Österreich
aus? – Ich glaube, wir treten auf Bundesebene ein schweres Erbe an, das
uns die schwarz-orange-blaue Bundesregierung hinterlassen hat. Österreich ist
hinsichtlich Klimaschutz und Kyoto-Ziel Schlusslicht in der Europäischen Union,
und ich glaube, das ist nicht gerade eine Ruhmesposition! 2008 beginnt der
Beobachtungszeitraum, und alles, was bisher getan wurde, ist, Lizenzen aus dem
Ausland aufzukaufen, flexible Mechanismen. – Ich halte das wirklich für
den absolut falschen Weg! Ich glaube, dass wir Klimaschutzmaßnahmen im Inland
dort setzen sollten, wo sie uns auch Arbeitsplätze bringen und ein Jobmotor
sein können, wo wir Energie einsparen können und neben dem Klimaschutz
überhaupt vielerlei Nutzen haben. Das ist gewiss besser, als den einfachen Weg
zu wählen, indem man Zertifikate im Ausland ankauft.
Ich glaube, dass die Schaffung des
500 Millionen EUR-Energie- und Klimafonds, den Kollege Stiftner
erwähnt hat und der übrigens Teil des Koalitionspaketes ist, ein guter und
richtiger Schritt ist, der leider etwas spät kommt, das muss man auch dazu
sagen. Wir haben de facto noch zwei Jahre Zeit. Ich meine, man hätte viel
früher ansetzen müssen, um wirklich die Weichen zu stellen.
Ich möchte noch ein bisschen etwas zur Position Wiens
sagen, weil hier Zahlen genannt wurden, die ich so nicht ganz bestätigen kann.
Wien hat, was die Pro-Kopf-Emissionen betrifft, mit 5,7 Tonnen die
niedrigsten von Österreich, und wir liegen auch beim Zuwachs deutlich unter den
18 Prozent, die von Ihnen genannt wurden. Wir haben auch das Ziel, das wir uns
im KliP vorgenommen haben, nämlich die 2,4 Millionen Tonnen einzusparen,
ganz gut erreicht. Das heißt aber nicht – das möchte ich hier auch
betonen –, dass wir super sind und die Hände in den Schoß legen können.
Ganz im Gegenteil: Gerade beim Klimaschutz liegen noch einige Herausforderungen
und viel Arbeit vor uns.
Auf die öffentlichen Gebäude möchte ich auch noch
kurz eingehen. –Herr Kollege Blind! Ich verweise nur auf die Wiener Bäder:
Dort haben wir 14 000 m² Kollektorfläche, das sind
5 200 Megawattstunden, und wir sparen dort 700 t CO2
ein. Ich will jetzt die lange Liste von Kindergärten und Berufsschulen, die so
versorgt werden, nicht aufzählen, aber ich bitte Sie, sich zuerst ein bisschen
kundig zu machen, bevor Sie behaupten, dass wir eine einzige Solaranlage an den
öffentlichen Gebäuden Wiens haben. Das ist einfach nicht wahr!
Abschließend möchte ich noch einmal darauf
zurückkommen: Das KliP I ist hier in diesem Haus zwar nicht einstimmig,
aber mit großer Mehrheit beschlossen worden. Klimaschutz war traditioneller
Weise im Gemeinderat immer eine Konsensmaterie, und ich hoffe, das bleibt auch
so!
Kollegen Chorherr möchte ich
wirklich ausdrücklich danken, denn gute Anregungen sind immer willkommen! Wir
können nachher gerne noch darüber reden, wie wir vielleicht gemeinsam daran
arbeiten können, dass noch
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